Teuer im Unterhalt und kaum genutzt: Regio-Rad-Flotte Foto: /Gottfried Stoppel

Während andere Kommunen im Rems-Murr-Kreis das kaum genutzte Angebot beenden, will Fellbach trotz hoher Kosten am Regio-Rad festhalten. Jede Ausleih-Vorgang kostet rechnerisch 40 Euro.

Dass beim Regio-Rad immer mehr Städte und Gemeinden die Reißleine ziehen, ist auch in der Fellbacher Stadtpolitik nicht unbemerkt geblieben. Denn auch nach der mit der Coronapandemie begründeten Flaute sind die schon zuvor eher dürftigen Ausleihzahlen an den beiden Stationen im Stadtgebiet nicht in die Höhe geschnellt.

12 500 Euro im Jahr lässt sich Fellbach das Ausleih-System jährlich kosten

Im Gegenteil: Das Angebot wird mehr schlecht als recht genutzt, in Fellbach haben sich nach Zahlen der Stadt im gesamten Jahr 2022 gerade mal 370 Menschen ein Regio-Rad besorgt – etwa ein Ausleihvorgang pro Tag. Das ist selbst dem Umweltschutz bei der Mobilität aufgeschlossenen Stadträten wie den beiden Stadtmachern Simone Lebherz und Jörg Schiller zu wenig. „Als die Idee geboren wurde, hat noch niemand geahnt, dass sich so viele Menschen ein eigenes E-Bike zulegen werden – und damit natürlich auch unterwegs sein wollen“, sinnieren sie über die Gründe für die wenig überzeugende Nachfrage – und sprechen von einem von der Entwicklung wohl überholten Angebot.

Zumal es die sowohl am S-Bahnhof und an der Endhaltestelle der Stadtbahn verfügbaren Regio-Räder für die Stadt nicht zum Nulltarif gibt. 12 500 Euro im Jahr lässt sich Fellbach das Ausleihsystem kosten, auch die Region Stuttgart steuert einen Teil des finanziellen Aufwands bei. Aufaddiert und durch die Zahl der Ausleihvorgänge geteilt bedeutet das, dass jede Fahrt mit dem Regio-Rad den Steuerzahler etwa 40 Euro kostet. „Ein Taxi wäre bedeutend billiger“, ätzt Jörg Schiller über das atemberaubend schlechte Verhältnis von Kosten und Nutzen.

Besonders ärgert die beiden einst für die CDU im Stadtparlament sitzenden Stadträte, dass es in Fellbach noch nicht einmal eine Debatte um die Zukunft des Regio-Rads geben soll. Während Schorndorf, Weinstadt, Winterbach, Urbach und Backnang entweder bereits aus dem Vertrag ausgestiegen seien oder dies zum Herbst beschlossen hätten, empfiehlt das Fellbacher Rathaus, das Angebot trotz der hohen Kosten am Leben zu halten. „Obwohl wir ein Sonderkündigungsrecht zum 30. April auf Herbst 2023 haben, gibt es nur eine Vorlage zur Kenntnisnahme, nicht zur Abstimmung,“ wundert sich Stadtrat Schiller.