Werner Wölfle Foto: Wagner

Künftige Rolle des Stuttgarter Grünen-Landtagsabgeordneten Werner Wölfle ist ungeklärt.

Stuttgart - In der neuen Landesregierung und in der Grünen-Fraktion im Landtag spielen Politiker aus Stuttgart künftig wohl eine größere Rolle - mit Folgen für die Kommunalpolitik. Das Hoch der Stuttgarter im Land rührt vom Umstand her, dass Grün-Rot nur durch die drei triumphal errungenen Direktmandate in Stuttgart eine Mehrheit im Landtag erzielte - und wahrscheinlich durch die Rolle des Grünen-Stadtrats und Landtagsabgeordneten Werner Wölfle als Mittler zwischen den Grünen-Parlamentariern und der (außerparlamentarischen) Protestbewegung gegen Stuttgart21.

Der Neu-Stuttgarter Abgeordnete Franz Untersteller ist so gut wie sicher der neue Minister für Energie, Klima und Umwelt - aber reicht den Grünen in Stuttgart dies als Lohn für ihren Beitrag zum Regierungswechsel? Immerhin hätten die in der Wolle gefärbten Stuttgarter unter den Grünen mit einem grandiosen Kommunalwahlergebnis und der Kampagne für das Konzept Kopfbahnhof21 einen wichtigen Grundstein gelegt, heißt es sogar bei der SPD.

Prompt hielten sich am Mittwoch die hartnäckigen Spekulationen, dass Wölfle vom Grünen-Chef im Rathaus tatsächlich zum Minister für Infrastruktur und Verkehr aufsteigen könnte, obwohl eher die Fundis weitere Ansprüche anmelden könnten als die Realos. Aber Realo Wölfle hat im Landtag neben den anderen Stuttgartern eine Stimme für Kretschmann, der Bundestagsabgeordnete und mögliche Minister Winfried Hermann nicht. Könnte Wölfle aber auch mit dem Fraktionsvorsitz im Landtag zufriedengestellt werden? In gleicher Aufgabe hat sich Wölfle schon im Rathaus bewährt. Doch statt mit 15 Mit-Stadträten hätte er es künftig mit 37 Fraktionskollegen zu tun. Diese Riege ist noch schillernder, die Arbeit noch gewaltiger. Daher wird Wölfle größere Lust auf ein Amt in der Exekutive nachgesagt.

Mäßig beliebt

Sein generelles Handicap ist, dass er in Parteikreisen und beim designierten Ministerpräsidenten mäßig beliebt ist. Obwohl Kretschmann kürzlich Wölfles Vorarbeiten für einen Kompromiss mit der SPD zum Thema Stuttgart21 lobte, überraschten daher zeitweilige Gerüchte, Wölfle könnte auch ins Staatsministerium einziehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er das Rathaus verlassen wird und sich die Grünen-Fraktion dort zur Freude der politischen Konkurrenz neu organisieren muss, ist jedenfalls groß.

Mit Muhterem Aras, die das landesweit beste Grünen-Ergebnis erzielte, geht der Ratsfraktion auch die Ko-Vorsitzende verloren. Um ihr Ergebnis zu honorieren, wird von den Grünen erwogen, Aras zur Vizepräsidentin des Landtags zu machen. Mit der jungen Frau, die in einem Dorf in Anatolien geboren wurde, könnten die Migranten schlechthin aufgewertet werden.

Die Stuttgarter Abgeordnete Brigitte Lösch hat als Sozialpolitikerin der Grünen das Pech, dass die SPD beim Sozialressort Vorrang genießt. Lösch werde wohl versuchen, in der Fraktionshierarchie aufzurücken, mindestens stellvertretende Vorsitzende zu werden - oder aber die Frau in einer Doppelspitze. Für diese Konstruktion mache sich Lösch stark, heißt es.

Klaus-Peter Murawski, Grünen-Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser, scheint nach wie vor für das Amt des Verwaltungschefs im Staatsministerium Chancen zu haben. Über ihn weiß man, dass er Kretschmann als Freund betrachtet. Er wiegelt jedoch ab. So ein Amt sei spannend, es löse bei ihm aber keine Ehrfurchtsschauer aus. Er fühle sich im Rathaus wohl. Wenn Murawski trotzdem wechselt, müssen die Grünen schnell die Nachfolge regeln. Sollte Wölfle in der Regierung doch nicht zum Zuge kommen, könnte das Bürgermeisteramt für ihn eine letzte Chance sein - oder doch die OB-Wahl 2012? Eine Amtszeit lang könnte Wölfle (57) vom Alter her dann noch Stadtoberhaupt sein.

Bei der SPD in Stuttgart dreht sich das Personalkarussell nicht so heftig. Dort hofft man noch, dass die Ex-Abgeordnete Ruth Weckenmann zur beamteten Staatssekretärin aufsteigt. Sonst hat wohl nur noch Stadtrat Andreas Reißig Chancen auf eine neue Funktion. Er ist bisher Sprecher der Landes-SPD. Die braucht künftig aber einige Sprecher von Ministerien.