Danyal Bayaz: Er wird offenbar Finanzminister in Baden-Württemberg. (Archivbild) Foto: dpa/Christoph Soeder

Zwar wurde sein Name schon gehandelt, doch der Zuschlag für Danyal Bayaz ist dennoch eine Überraschung. Der neue Finanzminister von Kretschmanns Gnaden bekommt einen heiklen Job. Denn die neue grün-schwarze Koalition hat zwar viel vor, aber wenig Geld.

Stuttgart - Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Danyal Bayaz wird neuer Finanzminister in Baden-Württemberg. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) habe sich für den 37-Jährigen aus Heidelberg entschieden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag in Stuttgart aus Regierungskreisen. Dies wurde aus Regierungskreisen zwischenzeitlich auch gegenüber unserer Zeitung bestätigt.

Der frühere Unternehmensberater hat sich im Bundestag als Finanzexperte und Grünen-Vertreter im Untersuchungsausschuss zum Skandal um den Finanzdienstleister Wirecard einen Namen gemacht. Am kommenden Mittwoch - nach der dritten Wahl von Kretschmann zum Regierungschef - soll das neue grün-schwarze Landeskabinett ernannt werden.

Bayaz wird Nachfolger von Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne), die sich aus persönlichen Gründen aus der Politik zurückziehen will. Der Bundestagsabgeordnete gilt als Realo und leitet derzeit den Wirtschaftsbeirat der Grünen-Bundestagsfraktion, in dem auch Industriekapitäne wie BASF-Chef Martin Brudermüller sitzen. Der Heidelberger ist seit 2005 bei den Grünen und kam 2017 in den Bundestag.

Stuttgart studiert

De 37-Jährige hat eine deutsche Mutter und einen türkischen Vater. Er hat in Stuttgart Politik- und Wirtschaftswissenschaften studiert und in New York geforscht. Bayaz gilt als einer der jungen, international orientierten Shootingstars der Grünen-Bundestagsfraktion. Vor seinem Wechsel ins Parlament war er für die Unternehmensberatung Boston Consulting Group tätig. Im Bundestag konnte er sich schnell einen Namen als Finanzexperte machen. Bayaz gehört dem Finanzausschuss an und ist eine der treibenden Kräfte im Untersuchungsausschuss, der die Rolle der Politik im Skandal um den kollabierten Finanzdienstleister Wirecard beleuchtet.

Vor dem neuen Finanzminister liegt ein schwerer Job. Die neue grün-schwarze Koalition will zahlreiche kostspielige Vorhaben im Klimaschutz und beim Ausbau des schnellen Internets und des Nahverkehrs umsetzen, hat aber corona-bedingt große Lücken im Haushalt. Zudem dringt die CDU auf zahlreiche neue Stellen für die Polizei. Es zeichnet sich ein harter Verteilungskampf in der Koalition ab.

Schon am Tag seiner Ernennung wird Bayaz ungefähr wissen, wie viel Geld er in den kommenden Jahren voraussichtlich zur Verfügung haben wird. Am Mittwoch kommt das Ergebnis der Steuerschätzung.