Zwischen der Birkacher Straße und der Ruhbank rücken im Mai 2017 die Bagger an. Der Grund dafür ist eine Wasserrahmenrichtlinie der EU. Foto: Sägesser

Die Stadt will im kommenden Jahr ein Regenüberlaufbecken an der Mittleren Filderstraße bauen. Der Verkehr auf der Straße soll so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Deshalb soll der Bau nach und nach erfolgen und die Autos an der Baustelle vorbeigeleitet werden.

Filder - Sollte alles so klappen, wie die Stadt es darstellt, will der Plieninger CDU-Bezirksbeirat Michael Wörner dem Tiefbauamt einen Kasten Bier spendieren. Das versprach Wörner bei der jüngsten Bezirksbeiratssitzung. Er verriet aber nicht, ob er dies in der Zuversicht oder im Zweifel darüber ausgesprochen hat, dass der Stadt wirklich gelingt, was sie sich vornimmt.

An der Mittleren Filderstraße soll innerhalb von 18 Monaten ein Regenüberlaufbecken entstehen. Die Arbeiten sollen im Mai 2017 beginnen. Von Juli an wird es eine Teilsperrung geben. Dabei will die Verwaltung sicherstellen, dass der Verkehr auf der Straße, die von Plieningen bis zur Ruhbank führt, nicht wesentlich verlangsamt oder auf andere Strecken verlagert wird.

Ampeln an der Baustelle

Die Verwaltung will dies erreichen, indem sie den Verkehr an der Baustelle vorbei schleust. Die etwa 80 Meter lange Engstelle soll in der Zeit der Bauarbeiten wandern. Der Bau des Beckens erfolgt also nach und nach und nicht in einem Stück. Ampeln sollen den Verkehr an der Baustelle vorbeiführen. Das von der Stadt beauftrage Ingenieurbüro Karajan verspricht, dass der Verkehr nicht lange stocken wird.

In einer Simulation zeigte der Vertreter des Stuttgarter Ingenieurbüros, Matthias Scherübl, den Bezirksbeiräten, dass Autofahrer auf der 3,4 Kilometer langen Strecke zwischen Birkacher Straße und Ruhbank normalerweise 204 Sekunden unterwegs sind. „Durch die Baustelle soll sich die Fahrtzeit durchschnittlich um 22 bis 28 Sekunden erhöhen“, sagte er. Deshalb sei nicht damit zu rechen, dass Autofahrer langfristig auf alternative Routen ausweichen werden. „Sie werden sehen, dass sie länger vor Ampeln stehen, als wenn sie an der Baustelle vorbeifahren“, sagte er.

Komplette Sperrung auf Zeit

Die allgemeine Geschwindigkeit an der Baustelle soll 50 Kilometer pro Stunde betragen. Die Buslinie 70, die auf der Mittleren Filderstraße Richtung Ruhbank verkehrt, soll an den Signalanlagen bevorzugt werden. Sobald sich ein Bus der Linie einer Ampel nähert, werde diese auf Grün schalten, erklärte Scherübl. An der Einmündung der Straße „Am Eichenhain“ werde die Baustellenampel mit der bestehenden Fußgängerampel koordiniert. Allerdings soll die Einmündung für eine kurze Zeit komplett für den Verkehr gesperrt werden. Dies werde aber lediglich zwei bis vier Wochen lang dauern, versprach der Ingenieur.

Die Bezirksbeiräte regten an, die Bauarbeiten zu beschleunigen. Dazu solle im Sommer in zwei Schichten von 6 bis 22 Uhr gearbeitet werden, lautete ein Vorschlag. Die Vertreter des Tiefbauamts und des Ingenieurbüros sicherten zu, dass über eine solche Regelung nachgedacht werde und sie in die Projektausschreibung fließen soll.

Auswirkungen eines Unfalls

Insgesamt zeigten sich die Bezirksbeiräte zufrieden mit den Bemühungen der Verwaltung, einen möglichst reibungslosen Verkehr während der Bauarbeiten auf der Mittleren Filderstraße zu gewährleisten. Der FDP-Bezirksbeirat Thilo Reith merkte jedoch an, dass es auch zu Unfällen an der Baustelle kommen könnte. Diese könnten den Verkehr dann doch deutlich verzögern. Das Szenario eines Verkehrsunfalls an der Baustelle sei nicht erstellt worden, sagte Detlef Drobny, der Vertreter des Tiefbauamts der Stadt Stuttgart.

Drobny legte dar, warum der Bau des Regenüberlaufbeckens an der Mittleren Filderstraße nötig ist und warum die Arbeiten an dieser Stelle besonders komplex sind. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 verpflichte die Stadt dazu, zusätzlich zu vorhandenen Kanälen ein Regenüberlaufbecken mit einem Fassungsvermögen von 350 Kubikmetern zu schaffen.

Das Becken soll bei Starkregen Schmutzwasser zurückhalten, das sonst in Richtung des nächsten Bachs geschwemmt werden würde. „Starke Regenfälle treten immer häufiger auf. Das ist eben auch eine Folge des Klimawandels“, sagte Drobny. Den Tiefbauern bleibe keine Alternative, als die Fahrbahn für die Bauarbeiten aufzureißen, so Drobny weiter: „Auf der einen Seite ist Landschaftsschutzgebiet und auf der anderen Seite Naturschutzgebiet.“ Würde die Straße gemieden, müssten die Tiefbauer rechts oder links davon Bäume fällen. Das sei aber an dieser Stelle nicht erlaubt, erklärte er.