Verbotenes Farbenspiel: Die Münchner Arena darf bei der EM nicht bunt leuchten. Foto: imago/Sven Simon

Die Münchner Arena darf auf Geheiß der Uefa beim deutschen EM-Spiel gegen Ungarn nicht in Regenbogenfarben leuchten. Unser Sportredakteur sieht darin einen weiteren Beleg für die Scheinheiligkeit von Sportverbänden.

Stuttgart - Es kam, wie es kommen musste: Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat es verboten, die Münchner Arena beim EM-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn in Regenbogenfarben zu erleuchten, als Zeichen für Toleranz und Gleichstellung. Es ist der nächste, diesmal besonders drastische Beweis für die Scheinheiligkeit eines Verbandes, der gerne gesellschaftliche Verantwortung propagiert, sich werbewirksam als Kämpfer gegen Rassismus inszeniert – und jämmerlich einknickt, wenn sich die Gelegenheit böte, ein wirkliches Signal zu setzen. Wer hätte anderes erwartet?

 

Die Uefa verweist auf ihre Statuten und darauf „eine politisch und religiös neutrale Organisation“ zu sein. Doch hat es wenig mit Politik, sondern in der Hauptsache mit Menschenrechten zu tun, wenn es um Gleichberechtigung geht und die Akzeptanz unterschiedlichster Lebensformen. Toleranz, Respekt und ein friedliches Miteinander – dafür steht die Regenbogenfahne. Um so beschämender ist es, dass solche Werte bei der Fußball-EM ganz offensichtlich unerwünscht sind.

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Und selbst wenn man in den bunten Farben ein politisches Statement sehen will – was spräche dagegen? Dass Sport und Politik nichts miteinander zu tun haben (dürfen), ist seit jeher ein großes Missverständnis und billiges Alibi der Verbände, denen es in Wahrheit alleine darum geht, die stete Profitmaximierung nur ja nicht zu gefährden. Leider gilt nur in der Theorie, was Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela vor mehr als 20 Jahren sagte: „Sport has the power to change the world.“

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Der Sport – vor allem der globalisierte Fußball – hätte womöglich tatsächlich die Kraft, die Welt zumindest ein kleines bisschen zu verändern. Doch ist die Realität eine ganz andere. Sonst hätte die Fifa die Weltmeisterschaft 2022 niemals nach Katar vergeben dürfen, wo Legionen von Gastarbeitern unter menschenunwürdigen Bedingungen Stadien bauen und nicht nur vereinzelt dabei umkommen. Und es gäbe keinen Bückling der Uefa vor Ungarn – ein Land, dessen Regierung homophobe Gesetze erlässt und die Rechte von Minderheiten immer weiter aushöhlt.

Stattdessen würde die Arena an diesem Mittwochabend in den hellsten Regenfarben erstrahlen. Es wäre nur ein kleines Zeichen gewesen – doch ist selbst das der Uefa zu viel. Was für ein Trauerspiel!