Sachen zu verschenken, kann ordnungswidrig sein. Foto: IMAGO/Schöning/IMAGO/Schoening

Bücher, Tassen oder Klamotten – in „Zu verschenken“-Boxen werden allerlei gebrauchte Sachen vor die Tür gestellt und zum Mitnehmen angeboten. Die Ämter haben dazu ihre ganz eigene Meinung.

Manchmal sieht es einfach aus wie ein Müllberg. In der viel befahrenen Schwarenbergstraße im Stuttgarter Osten befindet sich seit einigen Jahren eine improvisierte Tausch-Ecke für Passanten und Anwohner. Nachbarn können Bücher, ausgediente Elektro-Geräte, Spielsachen oder auch Möbel abstellen oder sie umsonst mitnehmen. Manchmal ist unter dem Gerümpel ein Müllsack dabei, der bald wieder verschwindet. Für die Anwohner scheint das Konzept zu funktionieren, fragt man jedoch beim Ordnungsamt nach, kriegt man eine differenziertere Einschätzung, was das Thema Geschenke im öffentlichen Raum angeht.

Es gibt eine einfache Faustregel, die beim Verschenken an Unbekannte auf Stuttgarter Straßen zu beachten ist. Auf privaten Flächen wie Hofeinfahrten darf man machen, was man will und auch die markanten „Zu Verschenken“-Boxen aufstellen, die inzwischen fest zum Stadtbild gehören. Wer wiederum seine aussortierten Bücher in einer Box auf einem öffentlichen Gehweg abstellt, und sei es vor der eigenen Haustür, der handelt wiederum ordnungswidrig – es sei denn, man verschafft sich eine sogenannte Sondernutzungserlaubnis.

Befürchtung vor wildem Müll

So lautet zumindest die Einschätzung des Ordnungsamtes. Diese Erlaubnis werde in der Regel jedoch nicht erteilt, weil Fußgänger oder auch Radfahrer behindert werden könnten. „Zudem ziehen erfahrungsgemäß Sachspenden und Ablagerungen dieser Art auch wilden Müll an, den andere hinzulegen, sodass in kürzester Zeit illegale Abfallhaufen entstehen“, sagt ein Sprecher der Stadt Stuttgart.

Nichtsdestotrotz werden selten Personen deswegen verwarnt. Es passiere hin und wieder, dass Eigentümer, vor deren Grundstück die Kisten stehen, vom Ordnungsamt aufgefordert würden, den Gehweg freizuräumen, sagt der Sprecher weiter. Anders ist es, wenn unangemeldet Sperrmüll im öffentlichen Raum abgestellt wird. „Die illegale Ablagerung muss der AWS in solchen Fällen mit großem finanziellen Aufwand beseitigen“, so der Sprecher. Dies könne mit einer Geldbuße geahndet werden.

Kostenloser Handel

Nicht abgestellt werden dürfen Dinge, die über die Schadstoffsammlung fachgerecht entsorgt werden müssen, und solche, für die Geld verlangt wird, denn dann handelt es sich rechtlich um einen Verkaufsstand, der eine Sondernutzungserlaubnis der Straßenverkehrsbehörde benötigt.

Doch gibt es andere Wege, um persönliche Gegenstände loszuwerden. Beispielsweise über den Online-Anzeigenmarkt Ebay Kleinanzeigen. Die Plattform ist zu einer der beliebtesten Anwendungen für Bürger geworden, um ausgediente Gegenstände loszuwerden und das größte Online-Kleinanzeigenportal Deutschlands. Ein Anreiz für Menschen, Ebay Kleinanzeigen zu nutzten, ist, dass es gebührenfrei ist und sich über Anzeigen finanziert.

Zahl der Nutzer verdoppelt

Das zeigt sich auch in der Zahl der Kunden. Nach Angaben des Unternehmens hat sich die Zahl der im Durchschnitt im Raum Stuttgart inserierten Artikel von 2018 (248 000) bis 2022 (463 000) fast verdoppelt. Gerade in der Corona-Zeit haben demnach viele Menschen die Gelegenheit genutzt, Sachen auszusortieren und sie auf die Plattform zu stellen. Obwohl hier auch ein Handel gegen Geld stattfindet, gibt es viele Menschen, die ihre Sachen verschenken oder im Tausch mit anderen Gegenständen anbieten. Mitte März 2023 waren in Deutschland ungefähr 624 000 Inserate in der Kategorie „Verschenken & Tauschen“ eingestellt. Davon kamen 92 000 Inserate aus Baden-Württemberg und 3800 aus Stuttgart.

Auf Nachfrage unserer Zeitung zeigt sich das Unternehmen auch selbstbewusst beim Umgang mit konkurrierenden Angeboten, wie anderen Apps oder den Stuttgarter Straßen, wo immer noch einige ausgediente Gegenstände verschenkt werden. „Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Reichweite, der Vielfalt unseres Angebots und unserem lokalen Ansatz die besten Voraussetzungen für Secondhand-Handel bieten“, sagt Sprecherin Fiona Kleinert.