Die Eucharistie soll sich auch den Protestanten öffnen. Foto: dpa

Der katholische Bischof Fürst erlaubt das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und Protestanten. Was sich wie eine überfällige Reform liest, zeigt die Spaltung der Kirche, kommentiert Michael Trauthig.

Rottenburg - Ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein großer für die Kirche. So lässt sich die Reform bei der Eucharistie, die nun im Bistum Rottenburg gelten soll, beschreiben. Einerseits wird sich wohl an der Basis kaum etwas ändern. Denn der gemeinsame Gang zur Eucharistie von katholischen und evangelischen Ehepartnern war sowieso in den Gemeinden schon gang und gäbe. Andererseits erhält diese Übung nun insofern den überfälligen offiziellen Segen, als den Betroffenen auch amtlich ein Weg zum gemeinsamen Abendmahl bei den Katholiken eröffnet wird. Für viele Ehepaare ist dies eine große Erleichterung.

So weit, so gut. Doch die Neuerung ist nicht nur eine Mini-Reform, sie spaltet auch noch die katholische Kirche in Deutschland. Was in Rottenburg möglich sein soll, bleibt zum Beispiel in der Regel in Augsburg tabu. Und in Bamberg erlegt der dortige Oberhirte evangelischen Partnern gar so viele Bedingungen für den Abendmahlsempfang auf, dass sie gleich katholisch werden müssten, um zur Eucharistie zu gehen. Diese Uneinheitlichkeit zeigt wie tief der Riss im Episkopat ist, wie heftig die Kämpfe sind, die um den Kurs der katholischen Kirche ausgetragen werden. Dabei steht auch Papst Franziskus unter dem Druck der Traditionalisten. Ob es mit der von ihm gewollten Öffnung noch lange weitergeht, ist deshalb ungewisser denn je.