Der US-Notenbank-Chef Jerome Powell hat mit seinen Aussagen die Aktienkurse in den Keller geschickt. Foto: dpa/Rod Lamkey - Cnp

Obwohl der Dienstag am deutschen Aktienmarkt lange Zeit sehr erfreulich aussah, sackte der Dax am späten Nachmittag ab, bevor er sich am Mittwochmorgen wieder leicht erholte. Auslöser waren Aussagen der US-Notenbank.

Die Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell am späten Dienstagnachmittag europäischer Zeit vor dem Bankenausschuss des US-Senats hat an den Börsen einen Kursrutsch ausgelöst. Powell sagte dort sinngemäß, dass die US-Notenbank Fed dazu bereit sei, angesichts der weiter hoch erwarteten Inflation und der Stärke der US-Wirtschaft die Zinsen deutlicher ansteigen zu lassen als bisher angenommen. „Die jüngsten Wirtschaftsdaten sind besser ausgefallen als erwartet, daher wird der Zinsgipfel wahrscheinlich höher ausfallen als bisher angenommen“, sagte Powell. „Wenn die Gesamtheit der Daten darauf hindeuten sollte, dass eine schnellere Straffung gerechtfertigt ist, wären wir bereit, das Tempo der Zinserhöhungen zu erhöhen.“ Er wiederholte zudem die Aussage, dass weitere Anhebungen angemessen seien.

Der Dax, Index der 40 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes, gab nach diesen Aussagen um 0,6 Prozent auf 15 559,53 Punkte nach, obwohl er zuvor im Tagesverlauf auf den höchsten Stand seit 13 Monaten gestiegen war – um am Mittwochmorgen leicht im Plus zu starten. Der M-Dax der mittelgroßen Werte beendete den Dienstag mit minus 1,08 Prozent bei 28 857,11 Zählern. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial sackte nach vier Gewinntagen in Folge sogar um 1,72 Prozent auf 32 856,46 Punkte ab, der Technologie-Index Nasdaq 100 gab 1,22 Prozent nach.

Wenn Notenbanken von steigenden Zinsen sprechen, kommt sofort das geflügelte Wort vom Zinsgespenst auf. Denn Zinsen und Aktien bewegen sich zumeist in entgegengesetzte Richtungen. Steigen die Zinsen, geben die Kurse vieler Aktien zumeist nach. Während es mehrere Monate – oder gar Jahre – dauern kann, bis sich eine Änderung der Zinssätze auf die Wirtschaft auswirkt, reagieren die Aktienmärkte sehr schnell auf Zinsänderungen.

Das liegt daran, dass die Änderung der Zinssätze die Erwartungen von Aktienanlegern hinsichtlich der Kursentwicklung beeinflusst. Denn mit den Notenbankzinsen steigen auch die Kreditzinsen, was Darlehen auch für Unternehmen verteuert. Zugleich lässt die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen nach. Beides kann auf die Gewinne von börsennotierten Aktien drücken.

Höhere Leitzinsen in den USA waren bereits erwartet und angekündigt worden. Doch nun könnte der Anstieg noch deutlicher ausfallen. Der Leitzins könnte auch auf ein höheres Niveau gebracht werden als bislang erwartet, sagte Powell. Die Fed-Verantwortlichen hatten bei ihrer jüngsten Prognose im Dezember erklärt, dass der Leitzins im Mittelwert auf ein Niveau von bis zu 5,1 Prozent steigen könnte. Derzeit liegt der Leitzins zwischen 4,5 und 4,75 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten hatte die Fed den Leitzins acht Mal angehoben, darunter vier Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte.

In den vergangenen Monaten hatte die Notenbank das Tempo der Leitzinserhöhungen gedrosselt. Im Dezember beschloss sie einen Anstieg um 0,5 Prozentpunkte und Anfang Februar dann um 0,25 Prozentpunkte. Das nächste Treffen des für Zinsentscheidungen zuständigen Fed-Ausschusses findet am 21. und 22. März statt.