In den letzten Wochen zogen zahlreiche Gewitter über die Region. Die Landwirte hoffen nun auf ein paar trockene Tage. Foto: dpa

Der teils starke Regen der vergangenen Wochen hat uns auf unserem Feld das Leben schwer gemacht. Und er hat Auswirkungen auf die Landwirtschaft.

Möhringen - Ohne Gummistiefel und Regenjacke geht nichts. Knöcheltief versinken die Hobbygärtner auf dem Weg zu ihren Stückle im Matsch. Auf den ersten Blick geht es Kartoffeln, Lauch und Co. gut, der viele Regen der vergangenen Wochen scheint keine größeren Schäden angerichtet zu haben. Grünkohl und Rote Beete recken ihre sattgrünen Blätter gen Himmel. Meine Hoffnung, die Kartoffelkäfer seien ertrunken, wird allerdings enttäuscht. Die dicken roten Larven machen sich munter über die Blätter her. Naserümpfend bewaffne ich mich mit Küchentüchern und erledige so viele der Viecher, wie mein zartbesaitetes Herz verkraften kann.

Das Gießen der Pflanzen dagegen kann ich mir sparen. Bei jedem Schritt schmatzt der nasse Boden unter meinen Gummistiefeln, allerdings sehe ich keine Pfützen. „Wir sind mit unseren Böden sehr verwöhnt“, sagt der Möhringer Landwirt Klaus Brodbeck, von dem wir im Rahmen von „Meine Ernte“ unsere 48 Quadratmeter Acker gemietet haben. Der hohe Humusgehalt im Boden bewirke, dass dieser die Feuchtigkeit gut aufnehmen und langfristig speichern könne. Generell sei Möhringen bei den Unwettern der letzten Tage und Wochen noch gut davon gekommen. „Wir sind größtenteils verschont geblieben“, sagt Brodbeck.

Die Kartoffeln mögen keine nassen Füße

Jenseits der Autobahn hat das Wetter schlimmer gewütet. Normalerweise sei der Filder-Boden sehr aufnahmefähig, sagt Ernst Schumacher, Obmann der Bernhäuser Landwirte. „Wenn es an einem Tag 40 Liter auf den Quadratmeter regnet, macht das nichts aus. Aber 40 Liter in der Stunde oder sogar einer halben Stunde, das kann der Boden nicht mehr aufnehmen.“ Solche starken Wassermassen machen den Landwirten das Leben schwer. „Natürlich gab es auch früher Starkregen, aber dass es 14 Tage lang so viel regnet, das habe ich noch nie erlebt. Da ist man machtlos“, sagt Schumacher.

Nasse Füße, sagt der Bernhäuser Landwirt, gefallen den Kartoffeln nicht, und auch Gurken können kaputt gehen: „Zu viel ist nie gut. Ein Übermaß hat immer nachteilige Auswirkungen.“ In Möhringen hingegen ist Klaus Brodbeck froh über den Niederschlag. „Alles, was wir im Mai gepflanzt haben, war dankbar für den Regen. Der gute Boden verhindert Staunässe“, sagt der Landwirt. Das klingt beruhigend. Schaden sollte das Gemüse auf unserem Acker also keinen genommen haben.

Landwirte hoffen auf ein paar trockene Tage

„Wetterlagen wie diese sind prinzipiell nicht ungewöhnlich“, erklärt Hans-Stefan Bauer vom Institut für Physik und Meteorologie an der Universität Hohenheim. „In diesem Jahr gab es etwas Besonderes: Die warme und feuchte Luftmasse, kombiniert mit praktisch keinen Luftdruckgegensätzen hat lange angehalten.“ Deshalb hätten sich Gewitter gebildet, die sich nicht fortbewegt und deshalb so viel Niederschlag an einem Ort erzeugt haben. Doch nicht überall sei gleich viel Regen gefallen. In Hohenheim etwa sei der Mai trockener als das langjährige Mittel gewesen, berichtet Bauer.

Klaus Brodbeck sieht die Lage recht entspannt. „Auf Regen folgt Sonnenschein“, sagt er. Der Wechsel von nassen und trockenen Perioden sei ideal für das Wachstum der Pflanzen. Da er auf seinem Hof auch Tiere hält, hofft er aber zur Heueinfuhr nun auf ein paar trockene Tage hintereinander. Unserem Brokkoli jedenfalls scheint der Regen nicht geschadet zu haben. Stolz ernte ich einen riesigen dunkelgrünen Kopf und freue mich bereits auf mein Abendessen.

Wetter hat Auswirkungen auf Insekten – nützliche und schädliche

Dem nassen Juni ging ein sehr heißer und trockener Mai voraus. Dieser hatte zur Folge, dass die Zahl der Insekten, sowohl Schädlinge als auch Nützlinge, zurückging. „Wenn die Temperatur zu hoch ist, stellen Insekten die Vermehrung ein“, sagt Schumacher. Die Kartoffelkäfer scheinen davon leider noch nichts gehört zu haben. „Ist es bei Ihnen auch so schlimm? Das nimmt gar kein Ende“, ruft mir ein anderer Hobbygärtner zu, der nur wenige Meter weiter seine Pflänzchen von dem gefräßigen Schädling befreit. Brodbeck bestätigt die regelrechte Kartoffelkäferplage. Abseits davon kann er aber in diesem Jahr wenig über Schädlinge klagen. „Der starke Regen hat einige Arten dezimiert.“ Das gelte nur leider auch für Nützlinge. „Bestäuber wie Bienen fliegen bei schlechtem Wetter nicht“, sagt Brodbeck. Ob das Wetter Auswirkungen auf die Ernteerträge seines Gemüses hat, kann er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht abschätzen.