Sebastian Vettel musste mit seinem Wagen vorzeitig in die Box Foto: dpa

Nach zuletzt neun Siegen in Folge musste sich Vettel wieder in den niederen Sphären der bedeutungslosen Ausfälle einordnen.

Melbourne - Die Fans von Sebastian Vettel hatten ja schon damit gerechnet, dass der Formel-1-Auftakt kein Feiertag werden könnte, dass nicht mit Bull Royal (Red Bull mit Sekt) zum Frühstück angestoßen werden würde, sondern dass geschmackloses Leitungswasser das passende Getränk sein könnte. Ihr Instinkt hat sie nicht getrogen – der Weltmeister parkte sein Auto nach Runde drei in der Box, nachdem er vom Start weg mehr und mehr nach hinten durchgereicht worden war. „Ich denke, es war der Renault-Motor“, sagte der Heppenheimer, „man hat es ja gesehen, ich war sehr unterlegen. Wir haben alles versucht, das Auto wachzurütteln, aber es hat nicht funktioniert.“

Nach zuletzt neun Siegen in Folge musste sich Vettel wieder in den niederen Sphären der bedeutungslosen Ausfälle einordnen. Über den Boxenfunk beklagte der 26-Jährige in der Einführungsrunde einen „großen Verlust von Ladedruck“, wenig später fragte er die Ingenieure: „Ist es normal, dass ich so wenig Power habe?“ Kaum war das Rennen gestartet, funkte er leicht panisch: „Der Motor läuft nicht rund.“ Es kam, wie es kommen musste: Schließlich steuerte der Seriensieger des Vorjahres die Box an und stellte den RB10 ab. Es war der erste Ausfall Vettels seit Silverstone am 30. Juni 2013.

Dass der Wagen Potenzial besitzt, bewies Daniel Ricciardo. Der Australier fuhr als Zweiter ins Ziel und versetzte seine Landsleute in Ekstase – nur wenige Stunden nach Ende des Rennens wurde sein Name aus der Platzierungsliste getilgt. Jo Bauer, technischer Delegierter von Automobil-Weltverband Fia, stellte bei der Untersuchung des Motors fest, dass die maximale Benzindurchflussmenge von 100 Kilogramm pro Stunde überschritten worden war. Gegen die Disqualifikation will Red Bull Protest einlegen. Australien 2014 wurde zum Desaster.

Vettel hatte sich nach dem Tiefschlag gut im Griff, nach außen demonstrierte er Zuversicht statt Groll. „Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen den Kopf nicht hängen lassen, natürlich sind die Renault-Leute extrem enttäuscht, aber wir sind ein Team“, sagte er, „also habe ich gesagt: Kopf hoch.“ Deutlichere Worte fand Red-Bull-Berater Helmut Marko. „Renault hat sicher einen Teil der Probleme unterschätzt und auch den zeitlichen Rahmen nicht richtig kalkuliert“, sagte der Österreicher, „es gibt einen gemeinsamen Aktionsplan. Wir hoffen, bis Europa alle Probleme im Griff haben. Dann wollen wir näher an Mercedes dran sein.“

Bis Spanien (11. Mai) sind vier Rennen absolviert – so lange kann Vettel vielleicht noch die Geduld aufbringen und auf den Champagner auf dem Podium verzichten. Und seine Fans müssen sich die Glückshormone, weil’s 2014 ein bisschen länger dauert, so lange durch Schoko-Riegel zuführen.