Am Backnanger Bahnhof kam es zu einer Begegnung von rechten und linken Demonstranten (Archivbild). Foto:  

Ein rechtes Netzwerk hat in den Sozialen Medien zu einer Schweigeminute am Bahnhof aufgerufen. Vor Ort gibt es Protest von Antifa-Anhängern.

Backnang - Über Facebook hatte das NPD-Projekt „Schutzzone“ für den vergangenen Samstag zu einer bundesweiten Schweigeminute an Bahnhöfen aufgerufen – Anlass war die tödliche Attacke auf einen Achtjährigen, den ein mutmaßlich psychisch kranker Eritreer vor einen ICE gestoßen hatte.

Vermutlich auf diesen Aufruf hin hatten sich am Samstag mehrere Personen aus dem rechten Spektrum zum Backnanger Bahnhof begeben. Das Offene Antifaschistische Treffen, das gegen die Aktion protestierte, spricht von insgesamt neun Leuten, wobei es nur die beiden Veranstalter zu ihren angedachten Orten geschafft hätten. Nach Polizeiangaben haben sich zwei Personen an der Schweigeminute beteiligt. Diese hätten laut einer Sprecherin der Stadt Backnang auf der Bahnhofsüberführung friedlich Kerzen aufgestellt. Die Veranstaltung sei im Vorfeld nicht angemeldet gewesen. Die Protestaktion der Antifa, so die Sprecherin weiter, sei hingegen von den Verantwortlichen vor Ort als Spontanversammlung angemeldet worden.

Versuchte Körperverletzung

Die Polizei war zuvor im Rahmen ihrer Ermittlungsarbeit auf die Schweigeminute aufmerksam geworden und zeigte am Samstag am Bahnhof entsprechende Präsenz. Von welcher Seite der Aufruf zur Schweigeminute in Backnang letztlich gekommen sei, könne er nicht sagen, erklärte ein Polizeisprecher. Auch zur genauen Zahl der Polizisten vor Ort machte er keine Angaben: „Über unsere Einsatztaktik geben wir grundsätzlich keine Auskünfte.“ Das Offene Antifaschistische Treffen spricht in einer Pressemitteilung von etwa 70 Polizeikräften.

Dort heißt es zudem, dass sich rund 40 Antifaschisten an der Aktion beteiligt und erfolgreich dafür gesorgt hätten, dass die Schweigeminute der Rechten „keinerlei Außenwirkung“ erzielen konnte. Die Antifa-Anhänger betonen, es sei ihnen nicht darum gegangen, „kollektive Formen der Trauer an den Pranger zu stellen, sondern ihrer Vereinnahmung durch Faschisten wie der NPD einen Riegel vorzuschieben.“

Laut der Polizei hat es aus den Reihen der Antifa bei der Aktion eine versuchte Körperverletzung mit einer Fahnenstange gegeben, die Ermittlungen dauern an.