Schwarzer Klecks: Eine besprühtes Plakat an der S-Bahn-Haltestelle Feuersee. Foto: Katharina Scholl

Ein Graffitisprayer hat auf Plakaten eines Stuttgarter Theaters den Kopf eines kenianischen Schauspielers geschwärzt. Ein Klecks, der nun auch die Polizei beschäftigt.

Stuttgart - Eigentlich ist es nur ein schwarzer Farbklecks, aus einer Sprühdose auf Glas geschmiert. Doch der unbekannte Sprayer verbindet damit eine politische, eine offenkundig rechtsradikale Botschaft: Gegen Flüchtlinge, gegen Schwarze, gegen Integration. Und gegen die Botschaft, die das Theater der Altstadt an der Rotebühlstraße im Stuttgarter Westen mit seinem Stück „Allein in Schwaben“ auf seinen Spielzeitplakaten aussenden möchte: Es geht nicht um Deutsche, nicht um Flüchtlinge, nicht um Ausländer – es geht um Menschen.

Der schwarze Farbklecks richtet sich gegen einen Schwarzen, der auf dem Plakat abgebildet ist. Er tanzt mit einer deutschen Frau, beide scheinen glücklich, gelöst. Der Farbklecks übersprüht das Gesicht von Erick Marigu, einem Schauspieler des Hope Theatre Nairobi in Kenia, der die Rolle des Flüchtlings Malik spielt. Der oder die Unbekannten haben Plakate am Theater an der Rotebühlstraße, aber auch an der S-Bahn-Haltestelle Feuersee mit der Sprühdose geschwärzt.

Theater reagiert mit eigener Botschaft

Intendantin Susanne Heydenreich ist empört: „Eine unnötige und beleidigende Aktion, eine hässliche Angelegenheit, die eine aggressive Haltung verrät, der wir uns entgegenstellen müssen.“ Stuttgart sei nicht Chemnitz, und auch dieser Fall scheine nur eine Kleinigkeit zu sein. Doch man müsse den Anfängen wehren. Deshalb hat nun auch die Polizei die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung durch Graffiti aufgenommen. Die Intendantin hat beim Polizeirevier Gutenbergstraße Anzeige erstattet. „Der Fall wird vom Kripo-Dezernat Staatsschutz bearbeitet“, sagt Polizeisprecher Johannes Freiherr von Gillhaußen.

Erick Marigu, so heißt es, habe mit seiner Ausstrahlung das Publikum um den Finger gewickelt. Er lernte akribisch die Rolle, trotz eines „katastrophalen Deutsch“, wie er feststellte. „Ich kann nur hoffen, dass er sich davon nicht frustrieren lässt und seinen Weg weitergeht“, sagt Elisabeth Kabatek, die Autorin des Stücks. Man müsse „den Mund aufmachen, wenn wir Alltagsrassismus begegnen“. Intendantin Heydenreich hat auf ihre Weise reagiert. Über den Klecks hat sie die Botschaft geklebt: „Wir sind mehr!“