Viel Musik und Liebe beim Fellbacher Rebstock-Festival 2025 Foto: Eva Herschmann

Beim Rebstock-Festival auf dem Guntram-Palm-Platz in Fellbach haben am Freitag und Samstag jeweils mehr als tausend Fans gefeiert, gesungen und getanzt.

Das Rebstock-Festival, auch „Woodstöckle“ genannt, dessen Premiere 1976 auf der Freilichtbühne auf dem Kappelberg gefeiert wurde, ist längst mitten in der Stadt angekommen – und mitten in der Gesellschaft. Das Orga-Team vom Jugendhaus Fellbach bot am Freitag und Samstag ein spannendes Lineup mit elf völlig unterschiedlichen Bands auf der Hauptbühne plus einigen Newcomern auf der kleineren, der sogenannten „Wildwuchs-Bühne“. Dazu gab es ein buntes Rahmenprogramm mit Spiel und Spaß für die ganze Familie.

 

Oberflächlich betrachtet, könnte der Kontrast wohl kaum größer sein. Rebstock in seinen Ursprüngen war ein bodenständiges Musikfestival mitten in der grünen Natur, zu dem fast ausschließlich Jugendliche und junge Erwachsenen gepilgert sind, um zu Flower-Power-Punk, Graswurzel-Rock oder erdigem Indiepop abzufeiern. Rebstock heute wird von viel Beton eingerahmt und zieht – dank der zentralen Lage – Menschen aus allen Altersgruppen und Familien an. Doch noch immer schwebt der altbekannte, laute und provokante Geist übers Festivalgelände.

„Auf-die-Fresse-Pop“ von Paulinko

Auch bei Rebstock 2025 gab es musikalisch fett was auf die Ohren. Die Organisatoren vom Jugendhaus Fellbach hatten bei der Auswahl der Bands, die auffällig oft auf Deutsch texteten, voll ins Schwarze getroffen. Angefangen bei den Englisch singenden Beyond Confidence aus Stuttgart, die mit einer energiegeladenen Mischung aus Alternative Rock, Metal und Hardcore als Opener am Freitag perfekt funktionierten, bis zum Schlussakkord am Samstag mit Liedfett, der Hamburger Band, die poetische Texte in packende Melodien einbettet, musikalisch inspiriert von Punk, Pop, Indie und Songwriter-Soul. Dazwischen gab es sehr viele Highlights – darunter Paulinko aus Düsseldorf, die Formation um Sängerin Anna Pauline Kohl und Drummerin Lisa-Marie Bruynen mit ihrem „Auf-die-Fresse-Pop“ und Titeln wie „Skandal im Patriarchat“. Das Rebstock bekannte Farbe und zeigte das auch mit vielen bunten Regenbogenfahnen.

Fellbachs größtes Jugendfestival mit 1500 Fans

Das größte Jugendfestival in Fellbach – an beiden Tagen kamen rund 1500 Fans – verschlingt viel Manpower, aber auch eine Menge Geld- Zum einen für die Gagen, aber auch für die vorgeschriebenen Anti-Terror-Maßnahmen wie die Poller an den Zufahrten. Umso bemerkenswerter ist, dass der Eintritt zu Rebstock auch diesmal kostenlos war. Das gehe nur mit Sponsoren wie Feel, der Fellbacher Event- und Location, oder der Stadtwerke-Stiftung sowie Unterstützung seitens der Stadt und des Landeskreises, sagte Silke Glamser, die Stadtjugendreferentin. „Und vor allem geht es nur mit vielen engagierten ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfern.“ Rund 100 waren es, die auch in Stressmomenten kühlen Kopf bewahrten.

Als am Samstagabend dunkle Gewitterwolken am Horizont auftauchten und Böen über den Platz fegten, hatten die eingespielten Freiwilligen innerhalb weniger Minuten die bunten Banner an den Bauzäunen abgehängt. „Wir haben kurz gewirbelt, und Anda Morts haben weitergespielt“, sag Silke Glamser. Da sich Blitz und Donner anderswo entluden, ging das Festival mit ungebrochen guter Stimmung weiter.

Den Getränkeverkauf übernahmen die Gastgeber in Eigenregie – „damit Geld in die Kasse kommt“, sagt die Stadtjugendreferentin. Für das bunte Rahmenprogramm auf dem Guntram-Palm-Platz hatten sie viele Mitstreiter. Essen servierten andere, darunter der Türkische Verein Fellbach. „Wichtig war uns, dass es ausreichend Veganes gibt“, sagt Silke Glamser. Und jede Menge Action: der Kreisjugendring bot Kinderprogramm und Popcorn, das städtische Spielmobil parkte neben der Chill-Out-Arena, die mit Liegestühlen bestückt war. Daneben hatte die Stuttgarter Jugendhausgesellschaft ihren Riesen-Kletterturm aufgebaut.

Rebstock in der Stadt ist gut erreichbar und bespielbar. Wildschweine, Rehe und Hasen werden auch nicht mehr erschreckt. Und die Anwohner waren im Vorfeld gewarnt, dass es mit amtlicher Erlaubnis laut wird.