Anders als Russland oder die Türkei schaut der Westen beim neuen Krieg in Syrien nur zu – und muss dann mit dessen Folgen für Europa leben, kommentiert Korrespondent Thomas Seibert.
Der Westen ist im neuen Krieg in Syrien nur Zuschauer. Die Entscheidung über Krieg und Frieden fallen in Moskau, Ankara und am Golf. Jetzt rächt sich, dass die USA und Europa den Konflikt in Syrien in den vergangenen Jahren als „eingefroren“ und damit als stabil abgetan haben.
Die EU hat sich bisher überhaupt nicht geäußert, die US-Regierung betonte nur, sie habe nichts mit dem Angriff der Rebellen auf die nordsyrische Metropole Aleppo zu tun. Der künftige US-Präsident Donald Trump will die verbliebenen US-Soldaten abziehen.
Westliche Staaten ducken sich weg, weil in Syrien aus ihrer Sicht Böse gegen Böse kämpfen. Die Rebellen werden von der islamistischen Gruppe HTS angeführt, die aus dem Terrornetzwerk Al-Kaida hervorgegangen ist. Sie greifen die Truppen des Machthabers und Kriegsverbrechers Baschar al-Assad an. Wem soll man da die Daumen drücken? Doch auch ein Konflikt zwischen unsympathischen Parteien kann Folgen für Europa haben. Sollte Assad zum Angriff übergehen, könnte er hunderttausende Zivilisten an die türkische Grenze treiben. Eine Massenwanderung nach Europa wäre wahrscheinlich.
Deutschland und andere EU-Staaten sind darauf nicht vorbereitet. Zuletzt ging es nur darum, Flüchtlinge nach Syrien zurückzuschicken, nicht um Lösungen für das Land. Nun werden andere Akteure ausmachen, wie es in Syrien weitergeht. Europa wird damit leben müssen, was sie beschließen.