Zurzeit wird noch kräftig gebaut an der künftigen Realschule Remshalden in Geradstetten. Foto: Gottfried Stoppel

Der Gemeinderat hat für die Umbenennung der Ernst-Heinkel-Realschule in Realschule Remshalden gestimmt. Dass der Name geändert wird, ist Folge einer intensiven Diskussion über die Rolle Heinkels in der NS-Zeit. Für den neuen Namen haben sich Schüler, Lehrer und Eltern ausgesprochen.

Remshalden - Wenn die Ernst-Heinkel-Realschule im kommenden Sommer in ihr neues Gebäude zieht, dann wird auch ihr Name Geschichte sein. Mit dem neuen Schuljahr 2017/2018 wird sie sich in Realschule Remshalden umbenennen. Das hat der Gemeinderat am Montagabend mit einer Enthaltung beschlossen. Bis zum Umzug in das neue Gebäude gehen zwar noch einige Monate ins Land, da aber bereits im Zuge der Bauarbeiten die neue Bezeichnung an verschiedenen Stellen angebracht werden muss, war die Entscheidung über den Namen nun fällig.

Es hat sich keine andere Persönlichkeit aufgedrängt

Dass dieser sich ändern wird, ist bereits seit zweieinhalb Jahren klar. „Die Abstimmung am Montag war der Vollzug von etwas, was schon lange beschlossen ist“, sagt Bürgermeister Stefan Breiter. Im April 2014 hatte der Gemeinderat dafür gestimmt, die Realschule umzubenennen (wir berichteten). Dieser Entscheidung waren intensive und monatelange Diskussionen über die Person Ernst Heinkel vorangegangen. Die Schule selbst hatte sich damals gewünscht, einen anderen Namensgeber zu bekommen – die Lehrer waren nach längerer Beschäftigung mit Heinkel zu der Überzeugung gekommen, dass der Flugzeugbauer angesichts seiner Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus trotz aller technischen Errungenschaften kein Vorbild für Jugendliche sein kann.

Im vergangenen Schuljahr haben sich Schüler, Eltern und Lehrer intensiv darüber Gedanken gemacht, wie ihre Schule in Zukunft heißen könnte. Letztendlich hat sich die Schulkonferenz im Juni für die Bezeichnung „Realschule Remshalden“ ausgesprochen. Eine andere Persönlichkeit habe sich als Namensgeber nicht aufgedrängt. „Das muss schon jemand sein, der zu uns passt. Eine Persönlichkeit aus Remshalden, jemand, der es verdient hat, eine Schule zu benennen oder der für eine tolle pädagogische Idee steht“, sagt Konrektor Daniel Falbo. Doch eine Idee, wer so jemand sein könnte, sei von keiner Seite gekommen. Auch sei man schon vorsichtiger geworden und habe kein Risiko mehr eingehen wollen. Unter den Schülern seien die Namen „Chuck-Norris-Realschule“ beziehungsweise „Davie-Selke-Realschule“ (ehemaliger Schüler, der mittlerweile für RB Leipzig in der 1. Fußball-Bundesliga spielt) der Renner gewesen. „Aber sie haben dann schon eingesehen, dass das keine geeigneten Namen für eine Schule sind“, sagt Falbo.

Bekenntnis zur Schulform soll bereits durch Name deutlich werden

Vor wenigen Wochen hat sich nun eine „Kommission Schulname“ unter dem Vorsitz von Bürgermeister Breiter mit der Empfehlung der Schulkonferenz beschäftigt. Mit dabei waren auch Mitglieder des Gemeinderats und Bürger. „Wir wollten viele Beteiligte an den Tisch holen, um uns noch breiter aufzustellen und auch dafür zu sorgen, dass sich niemand übergangen fühlt“, sagt Falbo. In dieser Runde sei auch noch einmal klar geworden, dass die Schulform Realschule unbedingt Bestandteil des Namens bleiben soll. „Das soll ein Bekenntnis zu dieser Schulform sein und eine Aussage, dass keine Veränderung vorgesehen ist“, erläutert Konrektor Falbo, der froh darüber ist, dass der Gemeinderat letztlich dem Wunsch der Schule gefolgt ist. „Wir sind froh, dass jetzt endlich ein Knopf an die Sache gemacht wird.“

Nichts geändert wird in Remshalden übrigens an der Benennung der Ernst-Heinkel-Straße, die es in Grunbach gibt. Der Gemeinderat hat bereits im April 2014 entschieden, dass Hinweistafeln am Straßenschild, aber auch am Geburtshaus und dem von Heinkel gestifteten Lindenbrunnen angebracht werden sollen. „Auf diesen werden auch die Verstrickungen Heinkels thematisiert. Wer etwas erfahren möchte, der erfährt alles zu seiner Rolle in der NS-Zeit“, erläutert Bürgermeister Breiter.

Strittige Straßennamen und ihr politischer Hintergrund

Heinkel-Straße:
Während in Remshalden, ebenso wie zum Beispiel in Fellbach die Ernst-Heinkel-Straße ihren Namen behält, haben andere Kommunen im Land ihre Heinkel-Straßen umbenannt. Bei dem in den Nachkriegsjahren als Luftfahrtpionier und Flugzeugkonstrukteur hoch verehrten Grunbacher Ernst Heinkel war erst recht spät ins öffentliche Bewusstsein gerückt, dass seine Rolle im Nationalsozialismus mehr als fragwürdig war und der einstige Wehrwirtschaftsführer mit seiner Firma eindeutig und menschenverachtend vom Hitler-Regime profitierte. Heinkel beschäftigte in seinen Werken Zehntausende Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge.

Hindenburgstraße:
Stark umstritten ist auch die Benennung von Straßen nach dem einstigen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Viele Kommunen im Land haben die entsprechenden Straßen umbenannt. Im Kreis haben – teils nach heftigen Diskussionen – unter anderem Weinstadt, Kernen und Fellbach auf eine Namensänderung verzichtet, auch mit Verweis auf die Kosten für betroffene Anwohner. Hindenburg war von 1916 bis 1918 Chef der Obersten Heeresleitung. Er lehnte einen Verständigungsfrieden rigoros ab, was Millionen Soldaten das Leben kostete, während er in rechtsnationalen Kreisen zum Helden stilisiert wurde. Wegen seiner Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz 1933 als damaliger Reichspräsident gilt er als politischer Steigbügelhalter Hitlers.