Auf Anhieb eine feste Größe bei Real Madrid: Toni Kroos Foto: dpa

Im Sommer ist Toni Kroos für 30 Millionen Euro von Bayern München zu Real Madrid gewechselt. Dort ist der Nachfolger von Xabi Alonso auf Anhieb zur festen Größe aufgestiegen.

Vigo - An seinen ersten Kontakt mit dem neuen Trainer erinnert sich Toni Kroos noch ganz genau. Carlo Ancelotti spricht kein Deutsch, Kroos kein Italienisch, also einigten sich die beiden auf den kleinsten gemeinsamen Nenner: Englisch. „Er hat mir gesagt, dass er der Meinung ist, dass Real Madrid durch mich noch besser werden kann“, berichtet Kroos. Das hat den gebürtigen Greifswalder davon überzeugt, dass der Weg nach Madrid der richtige ist: Im Sommer wechselte er für rund 30 Millionen Euro Ablöse von Bayern München zu Real. Und keiner hat das bereut: Kroos nicht – und Carlo Ancelotti schon gar nicht.

„Kroos“, sagt der Trainer, „ist der engagierteste Spieler, den ich je hatte.“ Und dann sprudelt das Lob über den Nachfolger von Xabi Alonso, der zum FC Bayern ging, nur so aus ihm heraus. „Kroos ist sein eigener Professor. Er hat die Universität von Xabi Alonso schnell abgeschlossen“, scherzt Ancelotti. Dabei meint er es durchaus ernst, wenn er hinzufügt: „Ich bin überrascht, weil er sich nie Sorgen macht. Egal ob er unter Druck steht oder nicht, sein Spiel ist immer das gleiche, auch wenn der Gegner ihm auf den Füßen steht.“ Diese Ruhe, diese Übersicht, genau das schätzt Ancelotti an ihm: „Er spielt immer schnell und mit klaren Pässen. Er verliert den Ball nicht und erobert ihn sogar für uns. Er ist sehr wichtig, vieles von unserem Spiel läuft über ihn.“

Viel Lob, das Toni Kroos im Länderspiel gegen Spanien an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ARD) in Vigo bestätigen will.

Ein bisschen mehr Balance im Spiel von Real, ein wenig mehr Kontrolle hatte sich der Trainer von Kroos erhofft. Und Kroos liefert – seit dem ersten Spiel. „Wichtig war, dass ich mir vom ersten Tag an sicher sein konnte, dass der Trainer mir vertraut“, sagt er. Selbstbewusst war er schon vorher. Mit dem Weltmeistertitel ist er noch sicherer geworden: „Der Titel kann mir auch helfen, über Phasen hinwegzukommen, in denen es mal nicht so gut läuft.“

Das hätte ihm gleich zu Beginn auch in Madrid passieren können. Niemand konnte sicher sein, dass sich Kroos auf Anhieb in das Star-Ensemble einfügen würde. Zumal er nicht mehr, wie in München, in der Schnittstelle zwischen Offensive und Defensive spielt, sondern zehn Meter dahinter. „Ich bin jetzt ein Sechser“, sagt er. Für Real Madrid ist er wie ein Sechser im Lotto. Kroos ist bei den Königlichen angekommen. Mehr noch: Er stößt in neue Dimensionen vor.

Hinter dem 300-Millionen-Angriff um Cristiano Ronaldo, James Rodriguez und Gareth Bale ordnet Kroos das Spiel, bereitet die Vorstöße vor und liefert maßgerechte Vorlagen. „Er bedient wie ein Kellner und berührt den Ball wie ein Pianist“, schrieb die Zeitung „Marca“ und lobte ihn als „besten deutschen Export seit Claudia Schiffer“.

Gut möglich, dass manch einer beim FC Bayern inzwischen Buße tut. Im Frühjahr hatte der Verein eine Vertragsverlängerung angeboten, die Kroos als Beleidigung empfunden hat. Besonders Clubchef Karl-Heinz Rummenigge hatte seine Wertschätzung für Kroos öffentlich nie übertrieben, weshalb dem Abtrünnigen nachgesagt wird, er habe die Bayern im Unfrieden verlassen. „Nur weil es mit ein, zwei Verantwortlichen nicht so gepasst hat, heißt das ja nicht, dass man ungut auseinandergeht. Für mich waren das schöne Jahre in München“, beteuert Kroos.

Doch jetzt ist es noch schöner. Bayern München ist ja schon ein Weltclub, aber bei Real ist alles noch ein wenig größer, wichtiger, aufregender. „Die Euphorie ist hier größer“, bestätigt Toni Kroos, der es schon zu einem der Publikumslieblinge gebracht hat. „Er macht das überragend und ist voll integriert. Er kommt sehr gut an in Madrid“, sagt Sami Khedira über seinen neuen Mitspieler. Mit Freundin Jessica und Sohn Leon wohnt Toni Kroos im noblen Stadtteil „La Finca“ zur Miete – die Villa gehört dem spanischen Stürmer Fernando Torres. Sein Haus in München hat er übrigens auch vermietet – an seinen Nachfolger Xabi Alonso.