Wer die „Speed Dating Zone“ auf dem Marienplatz aufgesprüht hat, ist bislang unbekannt. Passanten haben ihre ganz eigene Interpretation der Aktion. Foto: Artur Lebedew

In grellem Pink haben Unbekannte auf dem Marienplatz in Stuttgart, einen Ort geschaffen, der zumschnellen Kennenlernen außerhalb des Internets einlädt. Den Passanten gefällt die Aktion.

Stuttgart - In grellem Pink haben Unbekannte auf dem Marienplatz in Stuttgart ein Rechteck aufgesprüht, das zum schnellen Kennenlernen außerhalb des Internets einlädt. „Spontane Speed Dating Zone aka Real Life Tinder“, steht mindestens seit Dienstag in deutlichen Lettern auf der Treppe geschrieben.

Wer hinter der Guerilla-Aktion steckt, ist bislang unbekannt. Unklar ist auch, ob die Verursacher damit die alleine in Deutschland etwa zwei Millionen Nutzer der Dating-Plattform Tinder kritisieren. Bei dieser zeigt man durch ein Wischen auf dem Smartphone-Bildschirm an, ob man sich für eine andere Person interessiert oder nicht. Kritiker werfen vor, dass die App allzu oberflächliche Kriterien von Benutzern in den Vordergrund stelle.

Passanten zeigen sich erfreut

Möglich wäre aber auch, dass die Aktion Passanten auffordert, genauer hinzuschauen. Trotz Online-Apps passieren unzählige Beziehungen nach wie vor im „echten Leben“: Die Treppe auf dem Marienplatz, auf der der Dating-Bereich eingezeichnet wurde, ist in den lauen Sommerabenden bei Jugendlichen ein Treffpunkt. Auch soll schon vorgekommen sein, dass Fremde sich nach einigen Bierrunden füreinander interessierten.

Die Aktion erfreut derweil sowohl Passanten als auch Nutzer in den Sozialen Medien. Vereinzelt machten Interessierte am Donnerstagmittag im Nieselregen ein Schnappschuss vom aufgemalten Rechteck. „Das ist eine super Idee“, sagte ein 29-Jähriger, der mit seiner Freundin den Marienplatz passierte. Er ergänzte: „Beziehungen sollten mehr auf das Smartphone verzichten und sich Zeit nehmen.“ Eine 48-Jährige Stuttgarterin sieht es ähnlich: „Das zeigt nur, dass es zwischen on- und offline kippt.“ Menschen versuchten immer mehr Dinge ohne das Handy zu machen, Dating gehöre dazu. Ein 17-Jähriger hingegen ist wenig beeindruckt: „Das spricht mich nicht an“ sagt er. „Beim Gehen achte ich wenig darauf, was auf dem Boden ist.“

„Scheinbar gibt es in Stuttgart Dating-Stadtlücken“, vermutet die Stuttgarter Facebook-Seite „Stäffele Gallery“ und bekommt dafür 33 Likes – also genau jene Internet-Währung, auf die die Macher des Offline-Datings vermutlich verzichten wollten.