Ricarda Lang hat vor drei Jahren über den Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd ein Ticket nach Berlin gelöst. Foto: dpa/Marco Rauch

Was sagen die Grünen im Rems-Murr-Kreis zum Rücktritt ihrer Parteivorsitzenden? Und wo sieht die Bundestagskandidatin im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd selbst ihre berufliche Zukunft?

Das Beben bei den Bundes-Grünen, das neben den beiden Parteivorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen auch die Jugendorganisation der Ökopartei erfasst hat, ist auch im Rems-Murr-Kreis zu spüren. Kein Wunder, Ricarda Lang, die am Mittwoch zusammen mit ihrem Pendant Omid Nouripour den Rückzug als Doppelspitze bekannt gegeben hatte, ist dort unmittelbar verortet.

Mit 11,5 Prozent in den Bundestag

Langs Wahlkreis ist seit der vergangenen Legislaturperiode Backnang/Schwäbisch Gmünd. Hier erhielt sie bei der letzten Bundestagswahl zwar lediglich 11,5 Prozent der Stimmen – das Direktmandat holte Ingrid Gräßle von der CDU – doch die gute Platzierung auf der Landesliste verhalf der 30-jährigen gebürtigen Filderstädterin zu einem Ticket nach Berlin. Ist ihr Abgeordnetenjob dort nun auch in Gefahr? Ricarda Lang betont zwar, ihre Rücktrittsentscheidung getroffen zu haben, um ihrer Partei rechtzeitig vor der im kommenden Jahr anstehenden Bundestagswahl einen Neustart zu ermöglichen, stellt aber auf Nachfrage auch klar: „Mein Bundestagsmandat bleibt von meinem Rücktritt als Bundesvorsitzende unberührt, und ich plane auch im kommenden Jahr in meinem Wahlkreis anzutreten.“

Ricarda Lang soll am 12. Oktober nominiert werden

Die Nominierungsversammlung ist für den 12. Oktober in Lorch geplant. Man kann wohl auch davon ausgehen, dass Lang dort als Kandidatin bestätigt wird. Denn zumindest offiziell zollen die Grünen im Kreis dem Rücktritt ihrer Doppelspitze auf Bundesebene durchweg Respekt. Für den Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich etwa ist die Entscheidung nicht nur ein Zeichen von Größe, sondern auch „ein klares Signal, dass die Partei sich ihrer Verantwortung bewusst ist und bereit ist, sich zu erneuern“. Die Kreisvorsitzende Andrea Jäger sagt, dass sie „ein solch mutiges Einstehen in der Politik für schlechte Wahlergebnisse lange nicht mehr erlebt“ habe. Auch bei der Konkurrenz fallen Stichworte wie „Konsequenz“ und „Respekt“. Allerdings fügt die Waiblinger Bundesabgeordnete und stellvertretende Fraktionschefin der CDU, Christina Stumpp, dem noch hinzu: „Folgerichtig wäre, wenn jetzt auch die gesamte Ampel zu dem Ergebnis kommen würde, dass es so nicht weitergehen kann. Sie sollte den Weg für Neuwahlen endlich frei machen.“

Christina Stumpp (CDU): „Am besten tritt die ganze Ampel zurück.“ Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Grüne Jugend: Führungsteam wird sicher sehr gut nachbesetzt

Und wie steht es um den grünen Nachwuchs? „Bündnis 90/Die Grünen steht aktuell in der größten Krise seit Beginn ihrer Geschichte“, räumen Sara Schmalzried und Felix Rosenfeldt von der Grünen Jugend im Rems-Murr-Kreis ein. Die Rücktritts- und Austrittsbekundungen ihres Bundesvorstands seien für sie völlig überraschend gekommen, geben sie zu. Sie seien aber „überzeugt, dass es sich lohnt, weiterzumachen und aufzustehen für den Klimaschutz, für eine offene Gesellschaft, für ein Deutschland, das ja sagt zu unserer Demokratie.“ Man bedanke sich bei den jeweiligen Führungsteams, sei aber auch sicher, dass beide „sehr gut nachbesetzt“ werden könnten.