Klaus Krämer, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart (l.), und Stadtdekan Christian Hermes äußern sich zum Tod des Papstes. Foto: /Christoph Schmidt/LG/Max Kovalenko  

Der Tod von Papst Franziskus bewegt Katholikinnen und Katholiken weltweit – auch in Stuttgart. Die Trauer war am Ostermontag unüberhörbar. An sämtlichen katholischen Gotteshäusern in der Stadt läuteten die Kirchenglocken.

Nach Bekanntwerden des Todes von Papst Franziskus am Ostermontag, wurden in den mehr als 40 katholischen Kirchen in Stuttgart als Zeichen der Trauer die Glocken geläutet. Die Nachricht platze am Montagvormittag mitten in die Eucharistiefeiern. In der Domkirche St. Eberhard, der Hauptkirche der Katholiken in Stuttgart, läutete die tiefste Glocke daraufhin 15 Minuten lang. Auf den Tod des gebürtigen Argentiniers, der seit 2013 Papst war und jetzt im Alter von 88 Jahren verstarb, wies an vielen katholischen Kirchen in der Stadt auch eine Trauerbeflaggung hin. Am Ostersonntag hatte der Papst, der an den Folgen einer beidseitigen Lungenentzündung litt, noch an der Ostermesse im Vatikan teilgenommen und hatte den traditionellen Ostersegen „Urbi et Orbi“ gespendet.

 

Stadtdekan Hermes sieht auch eine „Entfremdung“ mit dem Vatikan

Der katholische Stadtdekan Christian Hermes würdigte Franziskus als einen Papst, „der Hoffnung geweckt hat, indem er unermüdlich Menschen und Anliegen eine Stimme gab, die keine Stimme haben, und sich im Namen des Evangeliums gegen ökonomische, soziale und politische Verhältnisse wandte, die die Würde des Menschen verletzen“.

Manche Positionierungen hätten in ihrer Einfachheit jedoch „erstaunt“, etwa was den Krieg Russlands gegen die Ukraine oder die Situation im Nahen Osten betreffe, erklärt Hermes. Auch hätte Franziskus grundlegende Reformfragen nur gestreift statt wirklich aufgegriffen, „was zu einer zunehmenden Entfremdung von Teilen der katholischen Kirche in Deutschland mit dem Vatikan geführt hat.“ Dies sei besonders im Umgang mit dem Synodalen Weg deutlich geworden, dem Reformprozess innerhalb der Kirche ausgehend von der Missbrauchsdebatte.

Der Stadtdekan betonte auch: Franziskus habe immer wieder Testballons steigen lassen, indem er etwa höchste Ämter im Vatikan für Frauen geöffnet habe, um auszutesten, ob die Kirche nachziehe und sich daraus eine Bewegung in der Weltkirche ergebe. „Wenn nicht, hatte er die Geduld, zu warten, bis die Zeit reif wäre. Diese Geduld hatten und haben allerdings viele Kirchenmitglieder in Deutschland nicht mehr“, sagte Hermes und erinnerte in dem Zusammenhang an den „robusten Humor“ des Papstes, den wir in liebevoller Erinnerung behalten werden“.

Bischof Krämer betont die „prägende Kraft“ des Papstes

Auch der neue Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Klaus Krämer, äußerte sich umgehend zum Tod des Papstes: „In den zwölf Jahren seines Pontifikats hat Papst Franziskus starke Akzente gesetzt, die noch lange weiterwirken werden“, sagte Krämer, der dem Papst eine „prägende Kraft“ bescheinigte. Vom ersten Tag an habe Franziskus einen neuen Stil in der Ausübung des Papstamtes vorgelebt: „Vor allem seine persönliche Bescheidenheit und menschliche Nahbarkeit habe viele Menschen sehr beeindruckt“, sagte der Bischof. Franziskus sei zu einem der wichtigsten Anwälte für Menschen auf der Flucht geworden: „Er hat ihr Schicksal immer wieder in den Mittelpunkt der weltweiten öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt.“

Protestanten fühlen sich mit den Katholiken in der Trauer verbunden

Die evangelische Landeskirche in Württemberg meldete sich ebenfalls zu Wort. Bischof Ernst-Wilhelm Gohl erklärte: „Wir trauern um Papst Franziskus und fühlen uns darin besonders mit Bischof Krämer und den Gläubigen der Diözese Rottenburg-Stuttgart verbunden.“ Franziskus habe die Zunahme von Gewalt mit Sorge betrachtet und sich unermüdlich für den Frieden ausgesprochen. „Wie viele Christen in der ganzen Welt hat mich sein Eintreten für Menschen in Armut und Unterdrückung beeindruckt“, sagt Gohl. Als Beispiel nannte er die Aussage des verstorbenen Papstes, die Liebe müsse „der globalisierten Gleichgültigkeit‘ widersprechen.