Petra Franke (links) und Silja Korn Foto: Werner Kuhnle

Die Lockerung der Corona-Vorschriften ruft unterschiedliche Reaktionen hervor. Geschäftsinhaber sind meist erleichtert, bleiben aber vorsichtig.

Marbach/Bottwartal - Der erste Schritt zur Normalität: Geschäfte bis 800 Quadratmeter dürfen ab Montag wieder öffnen, Schulen nehmen ab 4. Mai wieder einen Teilbetrieb auf, und dann dürfen auch Friseure wieder Kunden bedienen. Restaurants bleiben dagegen geschlossen, und auch religiöse Versammlungen sind bis auf weiteres verboten. Dazu Stimmen aus unserem Einzugsgebiet:

Elke Leontiev, Schuhhaus Könninger, Beilstein:
„Wir sind im Prinzip froh, dass wir wieder verkaufen können. Aber die Sicherheit für Kunden und Mitarbeiter ist uns natürlich sehr wichtig. Wir werden das wohl so ähnlich handhaben wie im Supermarkt. Zudem haben wir Mundschutzmasken besorgt, die auch die Kunden bekommen können, wenn sie eine möchten und nicht selber eine mitbringen. Handschuhe sind bei uns nicht machbar, die kleben und man schwitzt darin stark. Spezielle Vorschriften gibt es für Schuhgeschäfte nicht, wir machen das so, damit meine Kollegin und ich uns wohlfühlen. Ein Vorteil ist, dass wir unsere Kunden kennen, mit denen kann man sprechen, und ich denke, dass alle vernünftig sind.“

Auf Vernunft setzt auch Marbachs Bürgermeister Jan Trost:
„Bei den Metzgern und Bäckern war das ja bisher schon vorbildlich mit dem Kundenverkehr; ich gehe davon aus, dass auch die anderen, die jetzt wieder öffnen, sich vernünftig verhalten. Wir setzen da auf die Eigenverantwortung der Inhaber. Ein Vorteil ist auch, dass die Geschäfte in Marbach überschaubar sind. Trotzdem werden wir stichprobenartige Kontrollen machen. Derzeit sind die Hygienevorschriften aber noch nicht genau definiert; wir müssen abwarten, bis die überarbeitete Verordnung vom Land kommt. Dann werden wohl auch weitere Berufsgruppen als systemrelevant eingestuft; da stehen wir in Sachen Notbetreuung von Kindern Gewehr bei Fuß.“

Markus Schneider, Buchhandlung Taube, Marbach:
„Wir freuen uns einerseits auf die Kunden, aber nun müssen wir natürlich schauen, wie wir die Öffnung möglichst sicher organisieren – für die Kunden, aber auch für uns selbst. Dazu brauchen wir wohl einen Spuckschutz und ausreichend Masken, müssen aber auch Fragen klären wie die, wie viele Kunden gleichzeitig in die Buchhandlung dürfen oder welche Art von Masken wir brauchen. Unser Landesverband hat dazu Richtlinien herausgegeben, nun müssen wir schauen, wie wir das für uns organisieren. Es wird wohl etwas kürzere Öffnungszeiten geben. Und in den nächsten Tagen müssen wir ja auch bestellte Bücher noch ausliefern.“

Jürgen Sauter vom Friedrich-Schiller-Gymnasium
wartet noch auf genaue Anweisungen, in seinem Fall vom Kultusministerium: „Wir haben aktuell noch keine Umsetzungsvorgaben, was Klassengröße oder Pausenregelungen betrifft. Da müssen wir abwarten. Aber natürlich gibt es jetzt schon Überlegungen, wie man was umsetzen könnte. Gerade in der Kursstufe wird es kein Platzproblem geben, wenn wir die Schüler aufteilen müssen. Wir müssen aber auch erst evaluieren, wie viele unserer Lehrer einsatzfähig sind und wie viele zu einer Risikogruppe gehören; aktuell schätzen die Schulen, dass etwa ein Drittel der Lehrkräfte nicht kommen kann.“

Daniel Renz vom Auto- und Zweiradhaus in Steinheim:
„Wir sind guten Mutes und froh darüber, dass wir wieder öffnen können. Ein Problem ist nur, dass uns langsam die Reinigungsmittel ausgehen und auch die Einwegschoner für die Lenkräder knapp werden. Beides wird für die Werkstatt genutzt. Autos und Räder werden nach der Probefahrt zur Überprüfung gereinigt. Über verstärkte Hygienemaßnahmen müssen wir uns jetzt noch Gedanken machen. Und es sind derzeit auch nicht alle Mitarbeiter im Einsatz. Die Öffnungszeiten werden aber nicht eingeschränkt.“

Tanja Sarnow, Friseurstudio in Pleidelsheim:
„Ich bin guter Dinge und freue mich auf meine treuen Kunden, die ich zum Teil schon seit 20 Jahren bediene. Über die Friseurinnung habe ich für die Kunden und uns selber Schutzmasken geordert; Handschuhe haben wir sowieso.“

Dekan Ekkehard Graf, evangelischer Kirchenbezirk Marbach:
„Wir sind tatsächlich etwas enttäuscht und hatten gehofft, dass es bei den Gottesdiensten flotter geht, vor allem auch deshalb, weil es bei uns ja ohnehin leider nicht so viele Besucher gibt, dass das mit dem Abstand kritisch werden könnte. Mich wundert auch etwas, dass kein Datum für die Aufhebung des rigorosen Verbots religiöser Versammlungen genannt wurde. Offenbar soll mit den Vertretern der Religionen noch gesprochen werden. Ursprünglich hieß es mal, dass die Kirchen wieder öffnen könnten, wenn die Schulen öffnen; nun rechnen wir frühestens Mitte Mai damit.“

Timo Lutz, Hotel Gasthof zum Ochsen, Oberstenfeld:
„Businessgäste dürften wir zwar empfangen, aber die kommen erst wieder, wenn die Firmen wieder normal arbeiten und es wieder Geschäftsreisen gibt. Das dauert bestimmt noch ein bis zwei Monate. Und der Ochsen hat zu etwa 70 Prozent Businessgäste. Das ist so kurz nach der Übernahme des Betriebs schon schwierig. Hotels und Restaurants leben davon, dass sie ausgelastet sind. Aber es ist nicht nur das: Die Leute möchten ja auch gerne arbeiten und Gäste bewirten, deshalb haben sie sich für diesen Beruf entschieden.“

Renate Schick, frühere Eigentümerin des Ochsen in Oberstenfeld:
„Mein Mann hatte als Pächter des Restaurants von Herrn Lutz Anfang März zwei tolle Wochen, dann kam alles zum Erliegen. Es wäre schön gewesen, wenn wir ab Anfang Mai auch grünes Licht bekommen hätten, wenigstens den A-la-carte-Bereich wieder zu öffnen, natürlich mit weit auseinander gerückten Tischen. Das wäre immerhin ein Anfang gewesen. Dass Familienfeste und Bankette mit bis zu 50 Gästen derzeit nicht möglich sind, sagt einem die Vernunft. Aber wenn das jetzt mit der Restaurantschließung noch weiter geht, müssen wir uns schon Gedanken machen, was wir tun können, um wenigstens die Unkosten wieder reinzuholen.“

Debora Parra, Chefin im i-dipfele in Marbach:
„Wir hatten gehofft, dass wir das Restaurant und auch unsere Terrasse wieder aufmachen dürfen und so auch unsere Umsätze wieder steigern können. Aber die Gesundheit geht vor! Daher bleibt es jetzt erstmal beim Liefer- und Abholservice.“