Das Schicksal von Gisela Kindleb bewegt die Menschen auf der Interneplattform Facebook. Foto: Ines Rudel/Archiv

Großes Mitgefühl für das Schicksal von Gisela Kindleb, aber auch Verständnis für den Vermieter Vonovia hat unser Artikel „Zwangsräumung drei Tage vor Heiligabend“ auf der Internetplattform Facebook ausgelöst.

Ostfildern - Großes Mitgefühl für das Schicksal von Gisela Kindleb, aber auch Verständnis für den Vermieter Vonovia hat unser Artikel „Zwangsräumung drei Tage vor Heiligabend“ auf der Internetplattform Facebook ausgelöst. Rund 150 Kommentare wurden bis Dienstagabend zu dem Bericht und dem Kommentar abgegeben, die sich mit einer bevorstehenden Zwangsräumung befassen, die eine Gerichtsvollzieherin am 21. Dezember in der Ostfilderner Parksiedlung durchführen will. Sie setzt damit – gerichtlich abgesegnet – die Wohnungskündigung durch, die der Wohnungskonzern Vonovia gegen die schwerbehinderte Rentnerin Gisela Kindleb ausgesprochen hat, weil diese durch das wiederholte Füttern von Tauben Ungeziefer in die Wohnanlage gelockt haben soll.

Mitgefühl, aber auch Verstädnnis für den Vermieter Vonovia

„Unverhältnismäßig“ und „unglaublich“ nennen zwei Leser die Maßnahme und meinen damit sowohl den Kündigungsgrund als auch den Termin für die Zwangsräumung. Ein anderer Nutzer des sozialen Mediums bezeichnet die Vonovia zwar als „umstritten“, doch trage die Vermieterin an ihrer momentanen Situation selbst schuld, meint er. Schließlich habe sie es trotz mehrfacher Aufforderungen und Abmahnungen nicht unterlassen, die Tiere zu füttern. Manch einer sieht es ganz anders: „Vogelfutterkrümel klingen nach einem ganz armseligen Vorwand“ der Vonovia, um die Frau aus ihrer Wohnung zu drängen, mutmaßt er. „Das füttern von Vögel rechtfertigt die Obdachlosigkeit einer Frau kurz vor Weihnachten? Diese Empathielosigkeit, Intoleranz und Wertefreiheit kann einem echt Angst machen“, äußert sich ein weiterer Kommentarschreiber.

Manche werfen der 66-Jährigen vor, sie habe genug Zeit gehabt, eine neue Wohnung zu suchen, um einer Zwangsräumung zu entgehen. Dem widerspricht eine Facebook-Nutzerin, die selbst nach einer bezahlbaren Wohnung sucht, ganz vehement. Seit zwei Jahren sei sie auf der Suche, schreibt sie. Darin sei sie trotz großer Bemühungen bisher erfolglos. Sie könne nachvollziehen, dass es „für diese Frau ebenso schwierig ist“.

„Wer kann dieser Frau helfen?“

Der „Rechtsstaat“ habe nicht ohne Grund so entschieden, wird von einigen argumentiert. Doch das ist vielen zu kurz gedacht. Einer schreibt: „Hauptsache, unserem ,Rechtsstaat’ wurde wieder mal Genüge getan. Pfui Teufel.“ Andere bemängeln, viel schlimmer als die Räumung seien „die Kommentare unserer Gesellschaft – null Empathie, null Mitgefühl. Jeder denkt an sich. Rette sich, wer kann!“ Eine Frau fragt ganz pragmatisch: „Gibt es jemanden hier, der dieser Frau helfen kann?!“