Etwas ratlos: Der AfD-Fraktionsvorsitzende Jörg Meuthen bei der Pressekonferenz in Stuttgart am Dienstag. Insgesamt verlassen 13 AfD-Abgeordnete im Zusammenhang mit Antisemitismus-Vorwürfen gegen Wolfgang Gedeon die Fraktion. Foto: dpa

Die Alternative für Deutschland steckt in einer tiefen Krise. Parteichef Jörg Meuthen verlässt mit seinen Anhängern die Fraktion, der kritisierte Wolfgang Gedeon tritt ebenfalls aus. Wir haben Reaktionen gesammelt.

Stuttgart - Vor nicht mal vier Monaten war die parteiinterne Welt der Alternative für Deutschland (AfD) noch in Ordnung. Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg im März holte die Fraktion aus dem Stand 15,1 Prozent und die Abgeordneten feierten den Wahlerfolg ausgelassen in der Alten Reithalle in der Stuttgarter Stadtmitte.

Nun ist der Glanz des damaligen Erfolges verblasst und die AfD steckt in einer schweren Krise. Nachdem Parteichef Jörg Meuthen am Dienstag, zusammen mit zwölf weiteren Abgeordneten, den Austritt aus der Landtagsfraktion verkündet hatte, ist die Partei gespalten. Meuthen konnte die nötige Zweidrittelmehrheit nicht erreichen, die für den Rauswurf des Abgeordneten Wolfgang Gedeons nötig gewesen wäre und zog daraus seine Konsequenzen.

Chaos war nahezu perfekt

Wolfgang Gedeon war wegen antisemitischer Einlassungen in die Kritik geraten und sollte aus der Partei ausgeschlossen werden. Dieser Plan scheiterte allerdings und stürzte die AfD in eine tiefe Krise. Als AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry anschließend nach Stuttgart kam und Wolfgang Gedeon auf Druck von Petry seinen Fraktionsaustritt erklärte, war das Chaos nahezu perfekt.

In den sozialen Netzwerken gehen die Reaktionen auseinander, wir haben ein erstes Stimmungsbild eingefangen:

Leser Gerhard Jüttner schreibt: „Farage lässt grüßen: Was kann man auch anderes erwarten, wenn sich Populisten mit ihren verlockend einfachen Rezepten, Antisemiten, Rassisten, Alt- und Neonazis, Leute die gegen Alles sind und solche, die es ‚denen da oben’ einfach mal zeigen wollen, zusammentun? Ob das denjenigen, die dieser ‚Alternative für Dackel’ auf den Leim gegangen sind, zu denken gibt?“

Leser Stephan Wunsch erklärt: „[...] Politisch ist Meuthen erst am Anfang, denn er hat das Ende der, freundlich formuliert, spinnerten Sonderlinge in der AfD eingeläutet.“

Leser Bernd Steinert hält Meuthens Schritt für notwendig: „Eine logische Entscheidung: nur so kann der rechte Rand aussortiert werden. Die bisherigen geringen Zahlen die rechte Parteien bundesweit in den letzten Jahrzehnten erreicht haben, sind ja landesweit bekannt. Die Wähler welche die AfD zum auslösen von notwendigen Veränderungen in Deutschland gewählt haben sind ein vielfaches mehr als die paar Prozent des rechten Randes. Daher wird die notwendige aktuelle Vorgehensweise als ein zu akzeptierendes Opfer für eine bessere Zukunft der Gesamtpartei AfD zu deuten sein. Abwarten, - fünf Jahre sind Zeit genug für die eigene Findung dieser sehr jungen Partei. Es war ja schon letztes Jahr zu erkennen, dass da noch aussortiert werden muss.“

Facebook-Nutzer Manuel Hailfinger hat Bedenken: „Die AfD schürt Ängste und verspricht einfache Lösungen, die es in der Realität nicht gibt. Und noch schlimmer: Die AfD hat keinen Gestaltungsanspruch, sondern ist eine rechtspopulistische Protestpartei. Die AfD schürt Überfremdungsängste. Das hat mit einer wohlverstandenen deutschen Leitkultur nicht das Geringste zu tun.“

Facebook-Nutzer Tim Bauer über die Spaltung: „Das ist kein Zerfall. Das ist ein Reinigungsprozess. Das haben andere Parteien auch durch gemacht. Bei ihnen hat es aber teilweise Jahrzehnte gedauert.“

Facebook-Nutzer Pete Becker sieht die Entwicklung positiv: „AfD: Gelebte Demokratie in jeder Hinsicht! Wie wohltuend sich diese junge Partei doch unterscheidet von den verkrusteten und totalitären Strukturen der alten Kartellparteien.“

Facebook-Nutzer Josch Schoenthaler als Antwort auf Pete Becker: „Das ist ja wohl ein schlechter Witz. Die Fraktion hat sich gespalten, weil nicht die erforderliche Mehrheit zustande kam, einen (laut zweier Gutachten der eigenen Partei) erwiesenen Antisemiten und Holocaust-Verharmloser auszuschließen. Das nennen Sie „gelebte Demokratie“? Das ich nicht lache. Die AfD hat in Baden-Württemberg kurz nach Beginn der Legislatur eine fulminante Pleite mit Pauken und Trompeten hingelegt. Sorry, liebe Rechtsrechte, da helfen auch keine Verharmlosungen, Relativierungen und Medienbeschimpfungen mehr weiter. Diese Partei ist von einer Regierungsfähigkeit so weit entfernt wie die Erde vom Mond.“

Facebook-Nutzer Olaf Derringer blickt in die Zukunft: „Wie es weiter geht? Der inhaltsleere rechts-populistische Haufen wird in der parlamentarischen Bedeutungslosigkeit versinken und höchstens durch irgendwelche Krawall- und Chaosaktionen von sich reden machen. Leider werden sie dafür nach wie vor von ihrer geistig tiefer gelegten Anhängerschaft bejubelt werden!“

Facebook-Nutzer Bernhardt Ritter sieht weiterhin Probleme: „Jetzt freuen sich viele, dass sich die AfD selbst zerlegt. Ich mich eigentlich auch. Das Problem ist jedoch, nur weil die AfD sich selbst zerlegt, ist die Flüchtlingskrise noch lange nicht beseitigt. Es ist das selbe wie mit dem Brexit – nur weil die Ukip sich zerlegt ist der Brexit nicht aus der Welt – die Probleme bleiben und Kanzlerin Merkel und der Herr Gabriel haben keine Lösungen mehr parat!“