Was geschieht nur in der Vatikan-Behörde von Kurien-Kardinal Gerhard Ludwig Müller? Foto: dpa

Ein neuer Finanz-Skandal im Vatikan? Oder nur ein überforderter Behörden-Mitarbeiter? In der Glaubenskongregation von Kurien-Kardinal Gerhard Ludwig Müller gibt es Klärungsbedarf.

Rom - Im Zuge der von Papst Franziskus eingeleiteten Kurien-Reform sind im Vatikan nach Medien-Angaben die Büros der Glaubenskongregation des deutschen Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller durchsucht worden. Dabei seien 20 000 Euro Bargeld beschlagnahmt worden, deren Herkunft nicht geklärt werden konnte, heißt es unter Berufung auf Vatikankreise. Jetzt ermittelten die Behörden des Kirchenstaats gegen den 67-jährigen Präfekten der Glaubenskongregation und früheren Bischof von Regensburg.

„Einige Unregelmäßigkeiten“ im Vatikan

Vatikansprecher Federico Lombardi wies allerdings eine Verwicklung Müllers zurück. Lombardi erklärte, es seien vor einiger Zeit „einige Unregelmäßigkeiten“ in der Verwaltung der Glaubenskongregation festgestellt worden. Schon vor sechs Monaten seien aber die nötigen Gegenmaßnahmen getroffen worden. „Die Vorgesetzten des Dikasteriums (der Vatikan-Behörde, d. Red.) , insbesondere Kardinal Müller . . . sind von den Vorgängen in keiner Weise betroffen“, erklärte Lombardi. Die Kongregation befolge jetzt „genauestens“ die neuen Verwaltungsregeln, die in allen Vatikanbehörden gelten würden.

Damit spielte Lombardi auf die von Papst Franziskus vorangetriebene Kurien-Reform an. Der argentinische Pontifex, der seit dem 13. März 2013 im Amt ist, hatte unter anderem Kommissionen zur Überprüfung der Finanzen aller Dienststellen des Vatikans eingesetzt.

Müller soll sich geweigert haben, Unterlagen auszuhändigen, die der päpstliche Generalbuchprüfer im Frühjahr angefordert hatte. Daraufhin seien die Fahnder zur Hausdurchsuchung angerückt. Das beschlagnahmte Geld stamme nach ihren Informationen aus Gebühren, die der Vatikan weltweit aus Bistümern für die Untersuchung von Fällen sexuellen Missbrauchs beziehe, schreibt die „Bild“-Zeitung. Es sei in einer Schublade entdeckt worden. Es bestehe der Verdacht, dass das Geld auch für private und dienstliche Anschaffungen des Kardinals verwendet worden sei.

„Im Herzen der Kirche klafft ein schwarzes Loch“

Anfang November hatten die italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi Bücher veröffentlicht, in denen sie der Kurie maßlose Geldverschwendung vorwerfen. „Im Herzen der Kirche klafft ein schwarzes Loch von Desinformation, Misswirtschaft, Verschleierung und Betrug“, schreibt Nuzzi. Beide Autoren stützen sich auf vertrauliche Dokumente, die ihnen zugespielt wurden. Beim Vatikan heißt es, die Autoren beschrieben überwundene Probleme der Vergangenheit.

Franziskus hatte im Gespräch mit Journalisten auf dem Rückflug von seiner Afrika-Reise Ende November seinen Willen bekräftigt, der Korruption im Vatikan ein Ende zu setzen. „Für mich war das keine Überraschung, es hat mir nicht den Schlaf geraubt, denn sie haben die Arbeit sichtbar gemacht, die mit der Kardinalskommission C9 begonnen wurde, Korruption und Dinge, die nicht gehen, aufzuspüren“, sagte er zu den jüngsten, auch als „Vatileaks 2“ bekanntgewordenen Enthüllungen.