Der Porschelack ist angekratzt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ein Großaufgebot an Einsatzkräften hat Standorte des Autobauers und Privatwohnungen durchsucht. Es geht um den Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung.

Stuttgart - Im Zuge der Ermittlungen im Dieselskandal hat die Stuttgarter Staatsanwaltschaft gemeinsam mit den Landeskriminalämtern Baden-Württemberg und Bayern am Mittwoch Standorte des Stuttgarter Sportwagenbauers Porsche durchsucht. Es gehe um den Verdacht des Betrugs und der strafbaren Werbung im Zusammenhang mit einer möglichen Manipulation von Abgaswerten, teilte die Behörde am Mittwoch mit.

Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte unserer Zeitung die Durchsuchungen sowie die Sichtung und Sicherung von Unterlagen und kündigte vollumfängliche Kooperation mit den Behörden an.

Drei Männer stehen unter Verdacht

Insgesamt durchsuchten 30 Staatsanwälte aus Stuttgart, drei aus München und 160 Einsatzkräfte der Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Bayern zehn Objekte, darunter der Porsche-Stammsitz Zuffenhausen und die Entwicklungsstandorte Weissach sowie Hemmingen. Razzien haben Ermittler auch bei der Porsche-Schwester Audi an den beiden Standorten Ingolstadt und Neckarsulm durchgeführt.

Die dortigen Durchsuchungen haben sich aber nicht gegen Audi gerichtet, sagte ein Audi-Sprecher. Die Staatsanwälte habe vielmehr erklärt, sie stünden im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Porsche. Am Audi-Stammsitz Ingolstadt sind dabei gegen acht Uhr morgens rund 20 Beamte und weitere zehn zeitgleich in Neckarsulm vorstellig geworden. In Ingolstadt haben dabei die Kräfte der Staatsanwaltschaft München ihren Kollegen in Stuttgart Amtshilfe geleistet. Zudem durchsuchten die Beamten Privatwohnungen von Porsche-Managern.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Dieselskandal bei Porsche seit Sommer 2017 gegen unbekannt. Am Mittwoch teilte die Behörde erstmals mit, die Ermittlungen richteten sich gegen ein aktives Porsche-Vorstandsmitglied, ein Manager der mittleren Management-Ebene und eine dritte Person, die mittlerweile nicht mehr bei der Porsche AG beschäftigt ist.

Im Kern geht es um Weitergabe von Informationen

Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich bei dem Vorstandsmitglied um Michael Steiner, der 2016 Wolfgang Hatz als Entwicklungsvorstand abgelöst hat. Die verdächtigte Person aus dem mittleren Management ist ebenfalls im Bereich der Motorentwicklung tätig, berichten Insider. In Unternehmenskreisen heißt es, den Männern werden vorgeworfen, dass sie im Zuge der Aufarbeitung der Dieselthematik an kritische Informationen gelangt seien, die sie nicht schnell genug weitergeben hätten. Weder die Staatsanwaltschaft noch das Unternehmen wollte sich zu konkreten Namen äußern.

Der Diesel spielt bei Porsche eine untergeordnete Rolle, 2017 lag der Anteil an den Verkäufen bei gerade einmal zwölf Prozent. Die VW-Tochter entwickelt selbst auch keine Diesel-Motoren, sondern baut Audi-Aggregate in ihre großen Geländewagen ein.

– Risiko für den glänzenden Ruf

– Staatsanwälte in zwei Bundesländern