„Bei Gott nicht harmlos“ – die Polizei im Land drückt bei Kiffern kein Auge zu. Foto: dpa

Offenbar konsumieren immer mehr Minderjährige im Land Rauschgift. Innenminister Reinhold Gall sprach am Freitag von „dramatischen Anstiegen“ bei jungen Rauschgiftkonsumenten.

Stuttgart - Im vergangenen Jahr hat die Polizei im Land 102 Kinder (unter 14 Jahren) dabei erwischt, wie sie Rauschgift konsumiert haben. Dies ist ein Anstieg von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einen noch stärkeren Anstieg der Rauschgiftdelikte, nämlich ein Plus von rund 50 Prozent, registrierten die Ordnungshüter bei Jugendlichen (14 bis 17 Jahre).

In der Regel handelte es sich bei den konsumierten Drogen um Haschisch oder Marihuana. Minister Gall von der SPD beklagte, dass die Ermittler dabei immer wieder auf fehlendes Unrechtsbewusstsein bei den jungen Menschen stießen. „Cannabis ist aber bei Gott nicht harmlos“, sagte er.

Grundsätzlich zeichnete Gall allerdings ein positives Bild von der Sicherheitslage im Land. Baden-Württemberg sei neben Bayern weiterhin eines der sichersten Bundesländer. Zwar sei die Kriminalitätsbelastung pro Einwohner 2013 gegenüber dem Vorjahr leicht (um 2,5 Prozent) gestiegen, aber das liege daran, dass nach der Volkszählung die Zahl der Einwohner im Land um 274 000 habe nach unten korrigiert werden müssen.

Insgesamt registrierte die Polizei im Land vergangenes Jahr rund 576 000 Straftaten. Mannheim hat die höchste Kriminalitätsbelastung, gefolgt von Karlsruhe, Heidelberg und der Landeshauptstadt Stuttgart.

Als besonders erfreulich wertete der Minister den neuerlichen Rückgang bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren, und zwar um 3,4 Prozent auf 56 478. Das sei im Zehn-Jahres-Vergleich der Tiefststand.

Äußerst positiv habe sich auch die Jugendkriminalität entwickelt. Sie sei in den vergangenen zehn Jahren um über 20 Prozent zurückgegangen, die Jugendgewalt sank sogar im Vergleich zum Höchststand 2007 um über 40 Prozent. Allerdings gibt es aufgrund des Geburtenrückgangs auch immer weniger Jugendliche – doch sei der Rückgang nicht allein darauf zurückzuführen, erklärte Gall, konnte zur Entwicklung der Zahl der Jugendlichen aber keine Zahlen vorlegen. Der positive Trend lege vielmehr nahe, so Gall weiter, dass sich die mit langem Atem geleistete polizeiliche Präventionsarbeit in diesem Bereich auszahle.

Die Gewaltkriminalität ging nach den Zahlen der Polizei um 6,2 Prozent zurück und sank somit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Positiv sei auch der Rückgang um 8,6 Prozent bei den Aggressionsdelikten im öffentlichen Personenverkehr, also in Busse und Bahnen. Auch die Straßenkriminalität habe abgenommen.

Im Bereich der Internetkriminalität habe sich hingegen der positive Trend im vergangenen Jahr nicht fortgesetzt. Vielmehr gab es einen Anstieg um 11,2 Prozent auf 18 804 Straftaten. Besonders hoch sei dabei der Anteil von Betrugsdelikten, so Gall, der an die Internetnutzer appellierte, ihrer Eigenverantwortung gerecht zu werden und sich im Zweifel Rat bei der Polizei zu holen.

Keine Entwarnung gab der Minister beim Thema „Gewalt gegen Polizeibeamte“. Zwar habe es bei den Widerstandshandlungen einen Rückgang um rund zwölf Prozent auf 1312 gegeben, auch die Fälle von Körperverletzung seien um rund ein Prozent gesunken. Dennoch sei jeder Verletzte einer zu viel, und die Zahl der Körperverletzungen bewege sich nach wie vor auf einem hohen Niveau, sagte Gall. 2013 wurden 1730 Polizisten verletzt. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 5,4 Prozent.