Provisorische Klassenräume für 1,3 Millionen Euro sollen die Platzprobleme am Leonberger Johannes-Kepler-Gymnasium lösen. Sie könnten auch anderswo helfen.
Container ist so ein unschönes Wort. Deshalb wirbt Andreas Wierse dafür, doch bitte die Bezeichnung Module zu verwenden. Denn das, worin die Schülerinnen und Schüler alsbald unterrichtet würden, hätte nun wirklich nichts mit der Kälte von blechernen Containern auf Baustellen zu tun, sondern entspreche durchaus ansprechenden Räumlichkeiten.
Gibt es bei dieser Begrifflichkeit, auf die der CDU-Stadtrat hinweist, keinen Widerspruch, so diskutiert der Leonberger Gemeinderat das gesamte Thema indes durchaus kontrovers. Denn ob die vier „provisorischen Unterrichtsräume“, die die Stadtverwaltung für das eigene Johannes-Kepler-Gymnasium (JKG) als für nötig erachtet, tatsächlich die Raumprobleme der Schule auf Dauer lösen, das ist in den Fraktionen durchaus umstritten. Zumal es ja nicht nur die Nöte an der Oberschule im Zentrum gibt, sondern auch an anderen Bildungsstätten im gesamten Stadtgebiet.
„Wir hätten viel früher über Schulneubauten sprechen müssen“, sagt Stephan Schwarz von den Freien Wählern. Das sei in der Vergangenheit „verschlafen“ worden, rügt der Neu-Stadtrat. Der SALZ-Fraktionschef Frank Albrecht hat sogar schon herausgefunden, wie viele Neubauten „perspektivisch“ benötigt würden: nämlich zwei.
Das Thema sei durchaus nicht neu, meint Ottmar Pfitzenmaier: „Wir fordern seit anderthalb Jahren gebetsmühlenartig ein Gesamtkonzept für unsere Schulen“, sagt der SPD-Fraktionschef mit hörbar verärgertem Unterton. Eine vom Oberbürgermeister ins Gespräch gebrachte Erweiterung des JKG in den Räumen der unmittelbar angrenzenden jetzigen Stadtbibliothek könne nicht „das einzige Szenario“ sein.
Das will der Angesprochene auch gar nicht so verstanden wissen. Wann und wie der von ihm in Erwägung gezogene Umzug der Bücherei ins Leo-Center stattfinden könne, das werde im Oktober besprochen. Für Martin Georg Cohn ist wichtig, dass jetzt schnell Platz geschaffen werde, zumal auch in der Grundschule Warmbronn Bedarf herrsche: „Mi den vier Modulen sind wir überall handlungsfähig.“
Dass die Lage in seinem Haus besonders kritisch ist, darüber informiert der JKG-Direktor Roman Peters, der eigens in den Gemeinderat gekommen ist: Vor drei Jahren habe es 600 Schüler gegeben, mittlerweile seien 750. Wenn G 9 im kommenden Schuljahr zurückkehre, werde die Lage noch angespannter: „Bis zu 80 Leonberger Schülerinnen und Schüler sind bisher ans Rutesheimer Gymnasium gegangen, wo G 9 angeboten wird“, erklärt Peters. Die dürften künftig an den Leonberger Gymnasien bleiben. Wie eng es jetzt schon zugehe, das macht Peters an einem Beispiel deutlich: „Wir weichen mit unseren Klassen in Fachräume aus. So passiert es, dass Deutsch im Physiksaal unterrichtet wird.“
Der Gemeinderat diskutiert noch eine Weile hin und her, mitunter in aggressivem Tonfall in Richtung Baudezernat, dass die neue FDP-Stadträtin Ursula Kreutel bei ihren Kollegen „eine effektivere Zusammenarbeit“ anmahnt. Ein Appell, der offenkundig schnell verfängt: Jedenfalls beschließt der Gemeinderat am Ende in überraschender Einmütigkeit, dass vier Unterrichtsmodule für 1,3 Millionen Euro gekauft werden. Die mögliche Erweiterung des Kepler-Gymnasiums in die Stadtbücherei und ein Umzug des Bürgeramtes ins Leo-Center stehen bei der nächsten Sitzung auf der Tagesordnung.