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Erstes privates Raumschiff startet mit 500kg Proviant zur ISS. Zwölf Transportflüge geplant.

Cape Canaveral - Geht alles glatt? Nach mehrmaliger Verschiebung ist an diesem Samstag der Start der Raumkapsel Dragon von Cape Canaveral aus geplant. Es wäre der erste private Flug ins All. Hinter dem Projekt steht der US-Milliardär Elon Musk, der auch den Elektro-Sportwagen Tesla Roadster ins Rollen gebracht hat.

Elon Musk (40) dürfte zurzeit mächtig unter Stress stehen. Sein von ihm und seiner Firma SpaceX entwickeltes Baby, der Dragon (auf Deutsch: Drache), soll vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral zu einer historischen Mission abheben – dem ersten privaten Flug ins All. Es ist ein Test, aber einer unter realen Bedingungen. Ziel der Raumkapsel, die auf der ebenfalls neu entwickelten Lastenrakete Falcon 9 montiert wurde, ist die Raumstation ISS.

Drei Tage nach dem Start ist das Andockmanöver vorgesehen. Mit einem zehn Meter langen Roboterarm müssen Astronauten das fünf Meter lange und maximal acht Tonnen schwere Gefährt einfangen. Im Frachtraum lagert eine halbe Tonne Nachschub – vor allem Proviant für die sechsköpfige Besatzung. Nach zwei Wochen verlässt der Drache die Raumbasis wieder und kehrt zurück zur Erde. In seinem Bauch sollen 600 Kilogramm Abfall zur Entsorgung stecken.

Ursprünglich war der Start für November 2011 geplant

Ob das alles so funktioniert, wie es sich Musk vorstellt? Ursprünglich war der Start für November 2011 geplant. Immer wieder plagten technische Probleme die Mission, vor allem die Software zickte. Doch der SpaceX-Chef ist ein Macher, einer, der das unternehmerische Risiko nicht scheut. Das zeigt seine Biografie.

Im Alter von zwölf Jahren programmierte der gebürtige Südafrikaner sein erstes Computerspiel. 1995 schmiss der damals 23-Jährige sein Studium hin. In Silicon Valley gründete er die erste Firma. Zip 2 unterstützte Medienunternehmen dabei, ihre Inhalte im Web zu veröffentlichen. Das funktionierte so gut, dass der Computerhersteller Compaq den Laden für umgerechnet fast 270 Millionen Euro übernahm.

Ein paar Jahre später hatte Musk erneut den richtigen Riecher. Er steckte sein Geld in Paypal, einem Service für Bezahlungen bei Online-Einkäufen. Ebay kaufte sich bei Paypal im Jahre 2002 ein – für knapp 1,2 Milliarden Euro. Auch dabei strich Musk, den die Zeitschrift „Esquire“ zu einem der einflussreichsten Menschen des 21. Jahrhunderts kürte, Hunderte Millionen Euro ein. Mit dem Geld brachte er den Tesla Roadster ins Rollen, einen flotten Ökoflitzer mit Elektroantrieb. Der Wagen beweist, dass Umweltschutz und Spaß beim Autofahren keine Gegensätze sein müssen.

Für die Nasa steht viel auf dem Spiel

Und nun SpaceX: Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat mit dem Unternehmen einen Vertrag abgeschlossen, der zwölf Transportflüge zur ISS vorsieht. Etwa 1,2 Milliarden Euro werden dafür an Elon Musk überwiesen. Sein Unternehmen hat vorab angekündigt, dass bei einem Fehlschlag keineswegs aufgegeben werde. Aus möglichen Fehlern wolle man lernen und es weiter versuchen. „An unserer Entschlossenheit sollte niemand zweifeln“, sagte er.

Für die Nasa steht ebenfalls viel auf dem Spiel. Die Behörde ist bei bemannten Missionen zur ISS auf die Russen angewiesen und muss sich dafür einen Platz in einer Sojus-Rakete mieten – für umgerechnet 41,5 Millionen Euro pro Astronaut. Die Nasa plant, Raumfahrer auf einen Asteroiden und in einigen Jahrzehnten auf den Mars zu bringen. Routineflüge wie die zur ISS will sie kommerziellen Anbietern überlassen. „Da die US-Regierung die Station nicht mit eigenen Mitteln erreichen kann, ist es vernünftig, beim Transport von Ladung auf private Anbieter zu setzen“, sagte Scott Pace, Leiter des Instituts für Weltraumpolitik an der Washington University.

Branson will vor allem Touristen ins All schießen

Frachtflüge sind kompliziert genug, die kommerzielle bemannte Raumfahrt dürfte wegen der strengen Sicherheitsvorschriften weit schwieriger werden. Die Dragon-Kapsel ist so ausgelegt, dass mit wenigen Umbauten bis zu sieben Männer und Frauen Platz finden. Ob das bereits in drei Jahren der Fall sein wird, wie SpaceX behauptet, darf jedoch bezweifelt werden.

Elon Musk und seine Firma sind nicht die einzigen Anbieter für kommerzielle private Flüge ins All. Orbital Sciences beobachtet sehr genau, was in Cape Canaveral vor sich geht. Im August soll die Trägerrakete Antares mit einer Cygnus-Kapsel an der Spitze getestet werden, im Dezember ist ein Flug zum Raumlabor ISS avisiert. Auch Orbital Sciences will mit bemannten Missionen die Lücke schließen, die bei der Nasa entstanden ist, seit die Spaceshuttles nur noch im Museum zu bewundern sind.

Ein weiterer Konkurrent ist Virgin Galactic. Der britische Milliardär Richard Branson ist Kopf und Antreiber des Projekts. In der Mojave-Wüste finden derzeit Testflüge statt. Wichtigster Unterschied zu SpaceX: Branson will vor allem Touristen ins All schießen. Seine Flüge gehen nur in eine Höhe von 100 Kilometern. Schwerelosigkeit können die sechs Passagiere zwar erleben, aber nur für ein paar Minuten.

Insgesamt dauert das Abenteuer an Bord des Raumschiffs Spaceship Two nur wenige Stunden – mit umgerechnet 156 000 Euro ist es auch nicht gerade billig. Dennoch haben sich bereits etliche Menschen beworben, die über das nötige Kleingeld verfügen. Ein Termin für den ersten Flug mit sechs ausgewählten Touristen gibt es auch: Ende 2012.

Elon Musk zeigt an solchen erdnahen Trips wenig Interesse. Er hat noch andere Ziele, die Frachtflüge zur ISS sollen eine Zwischenstation sein. Wenn sein Drache fliegen gelernt hat, peilt er den Mars an. „Es wäre ein guter Ort, um sich zur Ruhe zu setzen“, sagte er einmal in einem Interview.

www.spacex.com/dragon;www.virgingalactic.com