Sieht so eine Mars-Besiedlung aus? Im Video-Spiel „Surviving Mars“ wird der Spieler zum Manager einer Mars-Kolonie und muss mit Rohstoffen und Energie haushalten. Foto: dpa-tmn

Klimawandel, Umweltverschmutzung, Kriege: Auf der Erde droht der Menschheit der von ihr selbst heraufbeschworene Untergang. Muss sie in der Zukunft im Weltall eine neue Heimat suchen? Ist eine Kolonisation des Weltraums überhaupt möglich?

Moskau - Die Menschheit wird auch in absehbarer Zukunft nicht dauerhaft Planeten besiedeln. Davon ist der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, überzeugt. „Das alles sind schöne Ideen, aber wir sind uns im Klaren, dass andere Planeten in den nächsten 100 Jahren nicht kolonisiert werden“, sagte er. Es gebe derzeit keine Notwendigkeit dafür, dass Menschen fernab der Erde leben. Zudem sei das technisch noch schwer umzusetzen.

Nasa will in den 2013 Jahren zum Mars

Der Raumfahrtvisionär Elon Musk, Chef des US-Elektroautobauers Tesla, hatte vor einiger Zeit angekündigt, den Mars besiedeln und eine Million Menschen dorthin bringen zu wollen. Schon ab 2025 könnten nach den 2016 vorgestellten Plänen die ersten Menschen zum roten Planeten reisen.

Die US-Raumfahrtagentur Nasa sieht eine erste bemannte Mars-Mission frühestens in den 2030er Jahren.

Wie könnte eine solche Kolonisierung des Weltraums ablaufen?

1. Phase: Die Vision

Die Erde ist der einzige bewohnbare Planet in unserem Sonnensystem. Lebensfeindliche Welten wie der Mars, die Venus, der Merkur oder die Jupiter-Monde müssten erst kolonialisiert werden.

„Terraforming“ nennt man dies: Habitate – künstliche Welten –, in denen der Mensch im All überleben könnte, müssten konstruiert, gebaut und zu einem Planeten geschickt werden, um dort humanoide Kolonien zu gründen.

2. Phase: Stationen im Orbit

Bevor der Mensch zu den Sternen greift, muss er sich um seine unmittelbare Nachbarschaft kümmern – den Erdorbit. Der Aufbau von orbitalen Stationen in der Umlaufbahn der Erde ist der erste Schritt, um dauerhaft den Blauen Planeten zu verlassen.

Solche Raumstationen gibt es bereits: die internationale Raumstation ISS und Chinas Pendant Tiangong.

3. Phase: Besiedlung des Mondes

Am 20. Juli 1969 um 20.17.58 Uhr betrat der erste Mensch den Mond. „Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed!“ – „Houston, hier ist der Stützpunkt Tranquility Base. Der Adler ist gelandet!“, sagte Neil Armstrong, einer von drei Astronauten der Apollo-11-Mission. Eugene Cernan und Harrison Schmitt von Apollo 17 waren die bisher letzten Menschen, die am 11. Dezember 1972 auf dem Erdtrabanten Station machten.

Bevor die Menschheit in die Tiefen des Alls vorstößt, muss der Mond mit Hilfe künstlicher Habitate bewohnbar gemacht werden. Diese Lebenswelten müssen Schutz vor Strahlung, UV-Licht und Temperaturextremen bieten, für eine Dauerbesiedlung müsste allerdings eine künstliche Gravitation und Atmosphäre erzeugt werden.

4. Phase: Planetare Stationen

Von den sieben Planeten unseres Sonnensystems kommen nur die drei erdähnlichen Himmelskörper Venus, Merkur und Mars mit seinen Monden Phobos und Deimos für eine dauerhafte Besiedlung in Betracht. Eine Reise zum roten Planeten würde mehrere Monate dauern.

Neben Weltraum-tauglichen Behausungen müsste ein leistungsfähiges Raumschiff konstruiert werden, dass seine Besatzung sicher zum Mars und zurück bringt. Auf dem Mars gelandet müsste man eine kleine Kolonie errichtet werden.

Eine zweite Variante ist die Entwicklung von Raumstationen, die im Orbit von Planeten kreisen würden. Eines der bekanntesten Modelle ist der Stanford-Torus, eine sich drehende, ringförmige Raumstation für 10 000 bis 140 000 Bewohner, die 1975 von der US-Weltraumbehörde Nasa 1975 vorgestellt wurde. Mittels künstlicher Schwerkraft und der Sonnenenergie könnte ein erdähnlicher Lebensraum erzeugt werden.

Planetare Habitate auf dem Merkur, der Venus oder den Jupitermonden Europa, Ganymed und Kallisto sind theoretisch ebenfalls denkbar. Ganymed beispielsweise hat einen Durchmesser von 5262 Kilometern (Erde: 12 742 Kilometer), verfügt über Wassereis und ein eigenes Magnetfeld mit einer Gravitation, die allerdings geringer ist als die der Erde.

5. Phase: Extrasolare Kolonien

Bemannte Exkursionen außerhalb unseres Sonnensystem sind nach heutigem Wissensstand ein absolutes Ding der Unmöglichkeit. Gegen die interstellare und intergalaktische Raumfahrt wäre eine Reise zum Mars ein Kindergartenausflug. Die Entfernungen sind unvorstellbar: Bis zum nächstgelegenen Stern Alpha Centauri sind es 4,3 Lichtjahre, was 41 Billionen Kilometern entspricht.

Die Andromeda-Galaxie, die Nachbar-Galaxie der Milchstraße liegt 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. Nur ein Raumschiff, dass sich mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegt, könnte diese Strecke schaffen.

Kälteschlaf und Hyper-Antrieb

Allerdings sind die hierfür notwendigen Technologien nicht einmal im Ansatz abschätzbar. In Science-Fiction-Filmen verbringt die Crew die meiste Zeit im Kälteschlaf (Kryonik). Da diese Methode in der Realität nicht funktioniert, müssten die Raumfahrer über die gesamte Reisezeit mit Nahrung, Sauerstoff und Flüssigkeit versorgt werden, was enorme Ressourcen in Anspruch nimmt.

Ein weiteres Problem: der Antrieb. Nur ein Raumschiff, das durch einen Kernfusions- oder Antimaterie-Reaktor angetrieben würde, wäre in der Lage solche interplanetarischen Reisen zu unternehmen.

Generationen-Raumschiffe

Aufgrund der langen Flugzeit müssten interstellare Raumschiffe so konstruiert werden, dass sie mehreren Generationen Raumfahrern eine Heimat bieten. Während die erste Generation von der Erde losfliegt, wird die nächste Generation auf dem Raumschiff geboren.

Der Schweizer Bestsellerautor und Futurologe Erich von Däniken glaubt, dass Außerirdische auf diese Weise durch das Universum reisen.