3D-Darstellung der Esa-Raumsonde „Juice“. Foto: Esa

Ein solches Manöver sind die Experten bei der Raumfahrtbehörde Esa noch nicht geflogen: Auf der Suche nach Spuren von Leben am Jupiter kehrt eine Esa-Sonde zu ihrem Heimatplaneten zurück.

Die Jupitersonde „Juice“ wird auf ihrer Hunderte Millionen Kilometer langen Reise zum größten Planeten unseres Sonnensystems in wenigen Tagen noch einmal zu Erde und Mond zurückkehren. Nach Angaben der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa, die den Satelliten vom Kontrollzentrum in Darmstadt aus steuert, ist der Vorbeiflug als Bremsmanöver um Mond und Erde eine Premiere.

Der Leiter des Kontrollzentrums, Simon Plum, spricht von „einem gewagten und präzisen Manöver“. Die Esa bezeichnet es als riskante Herausforderung, die noch keine anderen Weltraummission im Plan hatte. „Der kleinste Fehler könnte ‚Juice‘ vom Kurs abbringen und das Ende der Mission zur Folge haben“, heißt es in einer Mitteilung.

Wichtige Manöver, um auf Kurs zu bleiben

Die im April vergangenen Jahres gestartete Sonde „Juice“ (Jupiter Icy Moons Explorer) soll am 19. August um 23.28 Uhr (MESZ) in einer Höhe von rund 12 000 Kilometern zur Mondoberfläche zunächst den Erd-Trabanten und am Folgetag um 23.57 Uhr (MESZ) in einer Höhe von rund 19 000 Kilometern die Erde umfliegen.

Raumsonde „Juice“: Über die Erde und den Mond zum Jupiter. Foto: Esa

Sie soll dann Kurs zur Venus aufnehmen und später noch zweimal zur Erde zurückkehren, bevor sie sich auf den Weg in das äußere Sonnensystem zu Jupiter und seinen eisigen Monden macht. Die Manöver sind wichtig, damit die Sonde später an Jupiter genau zu ihren Positionen an den Monden fliegen kann.

Suche nach Spuren von Leben

„Juice“ mit seinen zehn Instrumenten an Bord soll nach jahrelanger Reise ab 2031 einen genauen Blick auf die Jupitermonde „Europa“, „Kallisto“ und „Ganymed“ nehmen. Bei den drei Monden gehen Fachleute davon aus, dass sich unter einem kilometerdicken Eispanzer Wasser befindet – und damit auch mögliche Voraussetzungen auf Leben.

Jupiter gehört wie Saturn, Uranus und Neptun (auch jupiterähnliche Planeten genannt) zu den Gasplaneten im Sonnensystem, die überwiegend aus leichten Elementen wie Wasserstoff und Helium bestehen und nur einen geringen Anteil an schwererem Material wie Gesteine und Metalle aufweisen. Foto: Imago/Depositphotos
Im Jahr 1610 entdeckte der italienische Gelehrte Galileo Galilei die vier großen Monde Io (oben links), Europa (oben rechts), Ganymed (unten links) und Kallisto (unten rechts), die deshalb auch als Galileische Monde bezeichnet werden. Foto: Imago/Depositphotos
Der Jupitermond Europa, aufgenommen aus einer Entfernung von 677 000 Kilometer von der Raumsonde Galileo am 7. September 1996: Europa ist der zweitinnerste Mond des Planeten Jupiter. Es ist mit einem Durchmesser von 3121 Kilometern der kleinste der vier großen Jupitermonde und der sechstgrößte Mond im Sonnensystem. Foto: Imago/Depositphotos
Die äußere Hülle Europas besteht aus Wasser. Basierend auf Messungen des Gravitationsfeldes wurde ihre Mächtigkeit zwischen 80 und 170 Kilometern berechnet. Über Geysire könnten die unterirdischen Ozeane mit der Mondoberfläche verbunden sein. F Foto: Imago/Panthermedia

Schon seit Jahren wird vermutet, dass sich Wasser auf der Oberfläche des Jupitermondes befindet, der mit einer gewaltigen Eiskruste überzogen ist. Darunter sollen sich unterirdische Ozeane doppelt so groß wie auf der Erde befinden.

Europa zählt schon seit längerem zu den Planeten mit den größten Chancen auf außerirdisches Leben in unserem Sonnensystem. Ein entscheidender Grund für diese Annahme ist, dass unter seiner Eiskruste ein salziger aus flüssigem Wasser liegt.

Europa und ihre drei Geschwister-Trabanten Io, Ganymede und Callisto wurden im Jahr 1610 von dem berühmten italienischen Gelehrten und Astronomen Galileo Galilei entdeckt.

Riesenchance für die Wissenschaft

Die Vorbeiflüge an Mond und Erde bergen für die Wissenschaft aber auch noch andere Chancen. „Der ‚Juice‘-Vorbeiflug an der Erde und am Mond bietet den wissenschaftlichen Teams eine erstklassige Testumgebung, um zum ersten Mal Daten von einer echten Oberfläche im Weltraum zu sammeln und zu analysieren“, betont Plum. Die Mission am Gasriesen Jupiter soll von 2031 bis voraussichtlich 2035 dauern.