Die Computeranimation zeigt den Solar Orbiter vor der Sonne. Jahrelang wurde die Sonnensonde «Solar Orbiter» geplant und gebaut – nun beginnt ihre Reise erstmal auf der Erde. Foto: ATG medialab/ESA/dpa

Die europäische Raumsonde Solar Orbiter soll das Weltraum-Wetter und den Sonnenwind erforschen. Zehn Jahre soll die Mission dauern. Im Februar startet die Sonde von Cape Carnaveral mit einer Trägerrakete. Jetzt wird Solar Orbiter mit dem Flugzeug nach Florida geflogen.

Ottobrunn - Jahrelang wurde die Sonnensonde Solar Orbiter geplant und gebaut. Nun beginnt ihre Reise erstmal auf der Erde. Nach einer Verabschiedung bei Airbus im oberbayerischen Ottobrunn am Freitag wird die Forschungssonde in den kommenden Tagen verpackt und per Flugzeug in den US-Bundesstaat Florida gebracht, wie Eckard Settelmeyer von Airbus Defence and Space erklärt.

Solar Orbiter startet von Cape Carnaveral ins Weltall

Das Unternehmen hat die Sonde im Auftrag der Europäischen Weltraumorganisation Esa gebaut. Sie enthält insgesamt zehn Messgeräte, die aus Großbritannien, Spanien, Belgien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Italien und den USA beigesteuert wurden.

Im Februar 2020 soll Solar Orbiter an Bord einer Atlas-5-Rakete von Cape Canaveral an der Ostküste Floridas aus auf ihre mindestens zehn Jahre dauernde Mission zur Erforschung der Sonne gehen.

Dabei geht es insbesondere um das Weltraum-Wetter und den Sonnenwind und wie er sich in Abhängigkeit von bestimmten Ereignissen auf der Sonnenoberfläche verändert.

Zweijähriger Flug bis zum Einsatzort

Das sei vor allem Grundlagenforschung, erklärt Settelmeyer, ein konkreter Nutzen könne aber sein, künftig das sogenannte Weltraumwetter besser vorhersagen zu können. Starker Sonnenwind kann Satelliten beschädigen. Eine rechtzeitige Abschaltung beugt dem vor.

Nach Aussage von Robert Wimmer-Schweingrubber soll die Esa-Sonde die Pole der Sonne beobachten. „Das ist für uns ein Riesenprojekt, für das wir drei Instrumente gebaut haben“, sagt der Leiter des Kieler Instituts für Experimentelle und Angewandte Physik in Kiel.

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Pole der Sonne werden untersucht

Solar Orbiter wird zwei Jahre und mehrere Vorbeiflugmanöver an Erde und Sonne brauchen, um die Bahn für ihre Messungen zu erreichen, wie Settelmeyer betont. Weil diese in unterschiedlichen Entfernungen zu Sonne verläuft, wird die Sonde Temperaturen von minus 180 bis plus 600 Grad ausgesetzt sein. „Währenddessen versucht man, die Elektronik in etwa auf Wohnzimmertemperatur zu halten und die Detektoren so kühl wie möglich zu haben“, beschreibt der Airbus-Experte eine der technischen Herausforderungen.

Ab dem dritten Jahr der Mission soll die Sonde die Ebene verlassen, in der die Planeten die Sonne umkreisen. So soll der Orbiter auch die laut Airbus bisher unerforschten Pole der Sonne untersuchen.

Nasa hat 2018 erste Sonde zur Sonne entsandt

Im August 2018 war erstmals eine Nasa-Sonde zu einem Flug in die Sonnenatmosphäre hinein aufgebrochen. Bis auf rund 6,2 Millionen Kilometer soll sich die Parker Solar Probe der Sonne nähern, sie auf elliptischen Bahnen umrunden, ihre Atmosphäre untersuchen und dabei mehr als 1370 Grad Celsius aushalten.

In Sonnennähe erreicht sie voraussichtlich eine Geschwindigkeit von rund 200 Kilometer pro Sekunde. Die Nasa-Forscher versprechen sich von der bis 2025 angesetzten Mission Erkenntnisse über die Funktionsweise von Sternen. Die gesammelten Daten könnten auch künftige Wettervorhersagen genauer machen.

Bildergalerie: Das geschieht bei einer Sonneneruption

Bei Sonneneruptionen werden Millionen und Milliarden Tonnen an hochaufgeladenen, extrem strahlenden Energieteilchen von der Sonnenoberfläche ins Weltall geschleudert. Sie können auch die Erde treffen. Mit welchen Folgen lesen Sie in unserer Bildergalerie.

Erforschung der größten Mysterien der Sonne

„Die Parker Solar Probe wird Fragen über Solarphysik beantworten, die uns seit mehr als sechs Jahrzehnten umtreiben“, erläutert Nasa-Wissenschaftlerin Nicola Fox. „Es ist ein Raumschiff, vollgeladen mit technologischen Neuerungen, die viele der größten Mysterien um unseren Stern herum lüften werden – zum Beispiel, warum der Strahlenkranz um die Sonne herum heißer ist als ihre Oberfläche.“

„Es gibt da einfach Fragen, die uns seit langer Zeit beschäftigen“, unterstreicht Nasa-Forscher Adam Szabo. „Wir wollen herausfinden, was nahe der Sonne passiert, und die offensichtliche Lösung dafür ist, einfach hinzufliegen. Wir können es gar nicht mehr abwarten.“

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Vorgänger Helios 1 und 2

Die Raumsonden Solar Orbiter und Parker Solar Probe kommen zwar näher an die Sonne heran, als alle anderen Sonden zuvor. Sie sind aber nicht die ersten, die den Stern aus der Nähe untersuchen. Bereits in den 1970er Jahren starteten die deutsch-amerikanischen Sonden Helios 1 und Helios 2, die jedoch mit rund 45 Millionen Kilometern einen gebührenden Abstand zum Hitzeball hielten.

Zum Vergleich: Die Erde ist im Schnitt etwa 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt, Merkur rund 58 Millionen Kilometer.