Thomas Schäfer in der Rolle des Robin Hood: er hat am Ende keine Chance gehabt. Bis Aschermittwoch haben im Rathaus nun andere das Sagen. Foto: factum/Weise

Die Narren stürmen das Hemminger Schloss. Sie tun das nicht allein, sondern mit Unterstützung der Lumpenkapelle. Traditionell wird dabei viel gereimt. Auch der Bürgermeister spricht poetisch.

Hemmingen - Die Kinder waren dem Bürgermeister Thomas Schäfer zunächst eine große Hilfe. Im Kinderhaus Eberdinger Straße hatten sie sich darauf eingeschworen, dem Hemminger Schultes zur Seite zu stehen. Am Ende sollte es aber alles nichts nützen: Der Verwaltungschef wurde am Samstag entmachtet, er musste den großen goldenen Schlüssel abgeben.

Dabei hatte er sich ordentlich bemüht, Herr des Hauses zu bleiben. Selbst auf das Wetter hatte er gesetzt: „Da hofft man auf die Minusgrade, um zu verzichten auf die jährliche Narren-Parade. Doch irgendjemand hat sie wieder rausgelassen, Unfug zu treiben auf Straßen und in Gassen.“

Narren aus der Umgebung sind gekommen

Sie waren zuhauf gekommen, auch aus Murr, aus Heimerdingen, aus Weilimdorf – sie ließen die Hemminger Strohgäu-Narren nicht allein. Wie immer konnten Brunnenburzler und Bronnawächter auf deren Unterstützung und die der Lumpenkapelle des Spielmanns-und Fanfarenzugs setzen. Da half es auch nichts, dass Schäfers Vorgänger im Amt des Bürgermeisters, Werner Nafz ebenso gekommen war, wie der Schwieberdinger Bürgermeister Nico Lauxman und dessen Amtsvorgänger Gerd Spiegel. Sie standen freilich im weiten Rund der Zuschauer – ob sie Schäfer wirklich hatten helfen wollen?

Kommunalpolitik im Fokus

Schäfer schlug sich mit seiner Mannschaft dennoch wacker. Die schäbischen Vorwürfe der Narren hatten es allerdings in sich: „Die Gebühra für dr Kendergarta sollet steiga, also des isch ja scho schwer zom begreifa, en dr Hälde send die Häuser scho bezoga, doch des Haus für’d Kender isch no verborga. Jetzt müssat dia von da draussa ganga en die Seestraße nei, wo gern onser Vereinsheim hätt solla sei.“ Schäfer – in der Rolle des Robin Hood – ließ das nicht gelten und reimte: „Robin Hood wie jeder weiß, räubert nicht um jeden Preis. Den Reichen geht es an die Pfründe, es den Armen geben ist gewiss keine Sünde. Sprudeln doch die Steuern bei Bund und Land, das haben auch die Kommunen erkannt. Doch sitzt der Kretschmann wie Prinz John auf der Knete, 200 Millionen Finanzausgleichsvorwegnahme ist geschrieben in dem Pamphlete! Immer mehr machen sollen die Städte und Gemeinden, da könnte man meinen, die sprechen von Feinden! Deshalb muss jeder schauen wo er Gelder aktiviert, gut erklärt wird es meist auch akzeptiert.“

Er ließ sich nicht beirren von den Narren, zunächst nicht: „Die Kinder haben Vorrang vor den Narren, da brauchst mich nicht spannen vor Deinen Karren.“ Doch die Hästräger legten nach: Ortssanierung, Eisenbahnstraße, Etterhof, Bibliothek und nicht zuletzt die Debatte über die Friedhofsgebühren hielten sie dem Bürgermeister vor – ehe sie sich letztlich mit Bruder Tuck auseinandersetzen mussten. Tuck, ein Narr, oder doch Mitstreiter Robin Hoods? So klar war das am Ende nicht – der Rathausschlüssel aber war in der Hand der Narren. Das war die Hauptsache.