Am „Schmotziga Dorschdich“ haben die Narren den Bürgermeistern zahlreichen Orten die Macht abgenommen. Die Schultes wurden natürlich auf vielfältige Weise geneckt. Damit ist die heiße Phase der Fasnet gestartet, bis Dienstag geht es hoch her.
Die Zeichen standen auf Sturm am Schmotziga Dorschdich: „Die Narra kommet jetzt glei ruff, ich hoff, Du gibsch jetzt au glei uff!“, riefen die Kemmla-Hexen, Wasserbuggl-Hexen, Lombamenscher und die anderen Hästräger der Böblinger Narrenzunft nach Kräften. Doch drinnen im Böblinger Rathaus verteidigten der Oberbürgermeiste Stefan Belz und der Erste Bürgermeister Tobias Heizmann den Stadtschlüssel mit Zähnen und Klauen.
Und das, obwohl Fred Nestele von der Kultkneipe Freddchen dem Schultes etliche Missetaten vorgeworfen hatte, vor allem im Tiefbau: „Über sieben Brücken kannst Du gehn“, spielten und sangen zur Verdeutlichung Chor und Orchester, „aber in Böblingen musst du davor stehen!“ Den Narren waren wohl nicht nur die Sperrung des Elefantenbrückles, sondern auch die anderen Brückenbaustellen im Stadtgebiet ziemlich auf den Hexenbesen gegangen waren.
OB Belz bekommt viele Aufgaben
Nach erbittertem Kampf hatten die Narren gegen 16 Uhr den Stadtschlüssel erobert und übernahmen das Regiment. Erste Amtshandlung: Stefan Belz und Tobias Heizmann mussten auf dem Marktplatz eine Behelfsbrücke zimmern aus Alublech und Baustellenschranken. Zweite Amtshandlung: Alle Kinder der fünf anwesenden Kitas durften in einer großen Fläche mit Sägespänen Edelsteine ausbuddeln. Dritte Amtshandlung: Gute Laune, fröhliche Musik, Bonbons für die Kinder und Würstchen für die Erwachsenen. Die waren tückischerweise aber ziemlich versalzen. Auch die Böblinger Hexe kann wohl nicht aus ihrer Haut.
Bereits am Vormittag waren die Feuerhexen in Weil im Schönbuch eingefallen, der stellvertretende Bürgermeister Klaus Finger wurde wie gewohnt ihr Opfer. Denn Bürgermeister Wolfgang Lahl ist in seinem oberschwäbischen Heimatort Bad Wurzach als Leiter der Schalmeiengruppe selbst bei der Fasnet aktiv.
In Schönaich feierten die Hasenbühl-Hexen gemeinsam mit Anna Walther Doppel-Geburtstag. Die Fasnetsgruppe wird dieses Jahr 25, die Bürgermeisterin hatte am Donnerstag ihren 40. Geburtstag und bekam ein Ständchen gesungen. Zudem musste Walther im Wettstreit mit dem Kindergarten 40 Luftballons aufblasen, eine „25“ aus Menschen stellen und Wassermengen schätzen. Die Hausemer Schnaidrebbler ließen es dazu musikalisch krachen. Einzig das wechselhafte Wetter inklusive leichtem Hagel trübte die gute Stimmung etwas.
In Aidlingen hatte Helena Österle eine närrische Premiere. Bei ihrem ersten Rathaussturm machte die neue Bürgermeisterin jedoch gleich eine gute Figur. Mit ihrem Kostüm griff sie den Spruch ihres Vorgängers Ekkehard Fauth auf, der sein Amtsende scherzhaft mit den Worten „der König ist tot, es lebe die Königin“ kommentiert hatte. Ex-König Fauth sah sich das närrische Treiben übrigens ganz entspannt mit einer Flasche Bier in der Hand von der zweiten Reihe aus an.
Als Königin Helena I. warf Österle schon vor der Machtübergabe Bonbons für die Kinder herunter. Ihre Bemühungen, sich die Narrenschar mit Barrikaden und verschlossenen Türen vom Hals zu halten, währten nicht lange. Innerhalb weniger Minuten musste die Bürgermeisterin den Schlüssel abgeben. Freundlich lächelnd ließ sie sich auf die Späße der Aidbachhexen, Stoadeifel, Stoabäuch und Deufringer Berghexen ein.
Lukas Rosengrün muss sich einiges anhören
Lukas Rosengrün stellte sich trotz leichter Grippe dem närrischen Treiben. Die Edafetzer spielten vor dem Rathaus in Ehningen auf, ehe es für sie weiter nach Konstanz ging. Rosengrün musste Prüfungen bestehen und sich ein neues Häs verdienen. Er bekam zu seiner Kandidatur für den OB-Posten in Sindelfingen natürlich einiges zu hören.
Auch in Grafenau, Nufringen oder Gärtringen wurden die Schultes herausgefordert. In Sindelfingen erlebte Bernd Vöhringer seinen letzten Rathaussturm, er tritt bei der OB-Wahl am 11. Mai nicht wieder an. Gleichzeitig war es in Herrenberg die erste Machtübergabe von Nico Reith, seit knapp einem Jahr Oberbürgermeister der Gäustadt.
Böblinger Rosenmontagsumzug in umgekehrter Richtung
Im Uhrzeigersinn
Der traditionelle Rosenmontagsumzug von Grün-Weiss Böblingen startet am 3. März um 13.13 Uhr am Elbenplatz und verläuft dieses Jahr nicht zuerst die Seen entlang und in der Stadt zurück, sondern andersherum.
Streckenverlauf
Der Umzug beginnt in der Poststraße und biegt beim „Treff am See“ rechts in die Klaffensteinstraße ein. An der Spielbergstraße führt er über die Uferstraße zurück zum Elbenplatz. Der Zug endet am dortigen Narrendorf.
Gründe
Die veränderte Richtung begründet Chiara Stahl von Grün-Weiss damit, dass sich der Fasnetsumzug am Seegärtle immer gestaut habe und die Gruppen in der Folge weit auseinandergerissen wurden. Das sei durch den Richtungswechsel nun unproblematisch.
Sperrungen
Ab 9 Uhr gibt es Straßensperrungen auf der Strecke. Die Klaffensteinstraße wird um etwa 16.30 Uhr wieder geöffnet.