Da bleibt dem Bezirksvorsteher nur, die weiße Fahne zu schwenken. Gerhard Hanus ergibt sich. Foto: Chris Lederer

Keine Chance für den Schultes – die Narren haben das Rathaus in Zuffenhausen erobert.

Stuttgart Zuffenhausen - Bezirksvorsteher Gerhard Hanus hatte sich vor dem Sturm der Narren internationale Schützenhilfe ins Rathaus geholt: Oberst John P. Stack, der Standortkommandeur für die United States Army Garrison Stuttgart, dessen Frau Patrina und einige Kollegen hatten sich in Hanus’ Büro versammelt, um mit der „Hanus-Garde“ und anderen Ehrengästen dem drohenden Ansturm zu trotzen. Die Narren hatten sich am Samstagmittag mit großem Tamtam, grölend und johlend vor dem Rathaus in Stellung gebracht, um den Schultes zu vertreiben. Hanus selbst hatte sich mit scharfen Worten und Kartons voller Kamellen gewappnet. Oberst Stack, erfahrener Frontkämpfer, hielt die Wahl der Waffen für genau richtig: Mit Kamellen, meinte er, würde man die Narren zwar besänftigen, sie aber auf keinen Fall aufhalten können.

Um 14.45 Uhr, nach zahlreichen Schlachtrufen, schlossen die Belagerer dann ihrerseits vollends die Reihen, hakten sich beieinander unter und schunkelten sich zu den Klängen von „Que sera“, gesungen von Regentin Tina I., in Stimmung. Dann schritt ihr Wortführer Andreas Goihl, Präsident der KG Stuttgarter Rössle, ans Mikro und forderte Hanus dazu auf, das Rathaus zu verlassen. Nicht ohne ihm in gereimter Form zahlreiche Vorwürfe an den mit Zottelperücke bedeckten Kopf zu werfen. Es solle im Ort weniger Spielhallen, dafür mehr Platz für Vereine geben, ein Café vor dem Rathaus, Spielplätze und einen schöneren Festplatz noch dazu. „Die Überdeckelung der B 10 muss endlich her, sonst gibt es hier bald keine Zuffenhäuser mehr“, rief Goihl. Hanus: „Was soll diese Schnapsidee, das erleben wir nie, so große Projekte bricht man nicht übers Knie! Wie wäre es mit Brücken und einigen Stegen? Dann könntet ihr euch öfter über die Straße bewegen.“ Kommando: Bonbonattacke!

Nun, der Kamellenregen stimmte die Narren womöglich milder, sie wie erwartet aber nicht um. „Holen Sie die weiße Fahne, wir sagen es zum letzten Mal. Zu groß ist der Unmut, Sie haben keine Wahl“, schallte es. Mit den Worten „Erstürmt dieses Rathaus, jetzt ist es soweit, auch hier beginnt nun die närrische Zeit!“ brachen die Tollitäten ins Rathaus ein, so dass Hanus nichts übrig blieb, als die weiße Fahne zu schwenken und den Schlüssel zu übergeben.

Nachdem die Angreifer ihr Ziel erreicht hatten, zogen sie mit dem Schultes und seinem Gefolge weiter in die Zehntscheuer – die Narren, um ihren Sieg zu feiern, der Bezirksvorsteher, um sich zu trösten und vielleicht an einer ähnlich willkommenen Verteidigungsstrategie für 2014 zu feilen.