Bei der Verwaltung im Rathaus wächst die Zahl der Mitarbeiter. Foto: Werner Kuhnle

Das Team der Steinheimer Rathausmannschaft soll um rund 20 Prozent größer werden. Davon sollen Mitarbeiter und Bürger gleichermaßen profitieren.

Kaum eine Kommune dürfte derzeit in einer so hohen Taktung nach neuem Personal Ausschau halten wie Steinheim. Selbst unter den Bürgern wundert man sich schon über die vielen Stellanzeigen, die die Stadt schon seit Wochen schaltet. Das hänge jedoch nicht etwa damit zusammen, dass Mitarbeiter frustriert über seinen Führungsstil in Scharen Reißaus genommen hätten, sagte Rathauschef Thomas Winterhalter jetzt bei einem Pressegespräch mit einem Schmunzeln. Stattdessen habe eine Untersuchung ergeben, dass sich die Verwaltungsriege organisatorisch zeitgemäßer aufstellen und zusätzliche Aufgaben anpacken sollte. Um aber all das umzusetzen, brauche es eben eine Personalaufstockung, betonte der Erste Beigeordnete Stephan Retter.

Zehn Stellen sollen dazukommen

Rechnerisch 5,2 neue Stellen sind bereits beschlossen, unter anderem für den Bereich Kita- und Schulverwaltung sowie im Ressort Stadtplanung. In ähnlichen Dimensionen bewegt sich ein weiteres Personalpaket, das gedanklich schon geschnürt ist, aber im Einzelnen jeweils vom Gemeinderat abgesegnet werden muss. Engagiert werden sollen in der zweiten Marge Kräfte, die sich etwa um die IT oder das Gebäudemanagement kümmern. „Insgesamt sprechen wir also von zehn Stellen, die dazukommen können. Das entspricht einem Personalaufbau von 20  Prozent in der Verwaltung“, fasste Stephan Retter zusammen.

Sprung ins untere Mittelfeld

Der Erste Beigeordnete beteuerte jedoch, dass sich die Stadt damit keineswegs eine Luxusausstattung gönnt. „Das bedeutet nur, dass wir unseren Aufgaben rechtmäßig und richtig nachkommen können“, sagte Retter. Sind alle Planstellen besetzt, bewege man sich im interkommunalen Vergleich lediglich im unteren Mittelfeld. Im Moment liege man mit dem Mitarbeiterschlüssel deutlich unter dem Schnitt.

Wie sehr man mit dem Status quo gegenüber anderen Städten im Rückstand ist, verdeutlichte Retter anhand eines Beispiels. Demnach schaue aktuell eine Person danach, dass 170 IT-Geräte reibungslos laufen. Empfohlen werde von den Rechnungshöfen jedoch ein Betreuungsschlüssel von 70 PCs, I-Phones und Co. pro Mitarbeiter.

Einiges blieb liegen

Im Grunde hole man nun auf einem Schlag all das nach, was andere Kommunen sich über die Jahre aufgebaut haben, erklärte Retter. Er und Winterhalter wollen das aber keinesfalls als Vorwurf an ihre Vorgänger verstanden wissen. Es habe bislang schlicht die Zeit gefehlt, an den Grundstrukturen zu rütteln. Die letzte Organisationsreform liege Jahrzehnte zurück.

„Der Betrieb wurde zwar am Laufen gehalten. Die Anforderungen an Kommunen wurden aber größer und es ist einiges liegen geblieben“, resümierte Winterhalter. Speziell im Kindergartenwesen seien zig neue Erzieherinnen eingestellt worden, die Zahl der Betreuungsplätze gewachsen. Doch im Rathaus sei der damit einhergehenden gestiegenen Papier-Arbeit nicht Rechnung getragen worden, berichtete Retter. Außerdem habe zu viel an einer einzigen Person, dem ehemaligen Ersten Beigeordneten Norbert Gundelsweiler, gehangen. Deshalb wurden auf Empfehlung einer Beratungsfirma Zuständigkeiten innerhalb des Hauses neu geregelt und weitere Positionen geschaffen.

Wartezeiten bei Anfragen verkürzen

Auf der einen Seite sollen Mitarbeiter so entlastet werden, betonte Thomas Winterhalter. Doch auch die Bürger sollen profitieren, versicherte er. „Der Service wird tendenziell besser. Stichwort Digitalisierung“, erklärt er. Man bemühe sich zudem darum, eine Stellvertreter-Regelung umzusetzen, sagte Retter. Bislang habe es sein können, dass jemand eine Anfrage stellt und dann zwei oder drei Wochen auf eine Antwort warten musste. So lange, wie der Zuständige eben im Urlaub weilt. „Das funktioniert heutzutage nicht mehr“, betonte Retter. Ziel sei es, Zweier- oder Dreierteams zu bilden, die sich gegenseitig vertreten können, damit zumindest Standardanfragen schneller und richtig abgearbeitet werden können. Im Friedhofswesen und im Bereich Wasser und Abwasser verfahre man bereits so.

Babyboom bei Erzieherinnen

Aderlass
Während in der Verwaltung Mitarbeiter hinzukommen sollen, wäre man froh, in den Kindergärten überhaupt alle Stellen besetzen zu können. Rechnerisch 31 Vollzeit-Kräfte hätten hier seit dem Sommer 2021 aufgehört, berichtete Bürgermeister Thomas Winterhalter. Das entspricht ungefähr 20 Prozent des ganzen Kita-Personals. Dieser Aderlass in Kombination mit Corona-Quarantänen und -Ausfällen habe stellenweise auch zur Schließung von Gruppen und dem Kürzen der Öffnungszeiten geführt.

Schwangerschaften
Acht Stellen seien weggebrochen, weil sich Erzieherinnen beruflich oder privat verändert hätten, rechnerisch 23 Vollzeitkräfte seien in Elternzeit oder hätten wegen einer Schwangerschaft laut Coronavorschrift umgehend nicht mehr arbeiten dürfen. Einen Teil der Stellen habe man zwischenzeitlich wiederbesetzen können. Außerdem habe man sich mit weiteren Interessentinnen auf eine künftige Zusammenarbeit einigen können. Offen sind derzeit noch insgesamt fünf Vollzeitstellen.