John Wayne war schon zu Lebzeiten wegen rassistischer Äußerungen berüchtigt. Foto: dpa

Der Schauspieler ist seit fast 40 Jahren tot. Trotzdem sorgt derzeit ein Interview, das John Wayne 1971 dem Playboy gab, in USA für Empörung. Dabei war immer bekannt, wie der Mann dachte.

Stuttgart - Er verkörperte über Jahrzehnte hinweg das Selbstverständnis der USA, den amerikanischen Traum: erfolgreich, wortkarg, egoistisch, doch im Kern immer ein Patriot, der sein Land über alles andere stellt. Nun ist John Wayne erneut mitten in der US-Realität angekommen – fast 40 Jahre nach seinem Tod: Ein zutiefst rassistisches Interview, das der US-Schauspieler 1971 dem Playboy gab, macht derzeit die Runde und sorgt für Empörung.

Der Schauspieler redet nicht nur nach heutigem Wissensstand wie im Fieber: Er teile den Schwarzen in seinen Filmen durchaus die passende Rollen zu, erzählt Wayne, als Sklaven beispielsweise. Er glaube an die weiße Vormacht „bis Schwarze gebildet genug wären, Verantwortung zu übernehmen“.

Zur US-Geschichte, beziehungsweise die Geschichte der Ureinwohner äußerte Wayne ebenfalls klare Ansichten: Man habe den Indianern kein Unrecht angetan, als man ihnen das großartige Land nahm. Es sei schließlich ums Überleben gegangen, „viele Menschen haben Land gebraucht und die Indianer waren so selbstsüchtig gewesen, es für sich behalten zu wollen“.

John Wayne stand nie in Verdacht, ein übermäßig liberaler Zeitgenosse zu sein

Das Interview mag zwar 48 Jahre alt sein, aber es fand drei Jahre nach dem Tod des schwarzen Bürgerrechts-Aktivisten Martin Luther King und acht Jahre nach dem Tod von Malcolm X statt. Weiterführende Informationen zu den Themen waren auch damals zugänglich.

John Wayne stand nie in Verdacht, ein übermäßig liberaler Zeitgenosse zu sein: Mehrere Sicherheitskräfte sollen bei der Oscar Verleihung 1973 damit beschäftigt gewesen sein, Wayne davon abzuhalten, die Bühne zu stürmen und Sacheen Littlefeather von der Bühne zu räumen. Aus Protest gegen den in Hollywood gepflegten Rassismus gegenüber den amerikanischen Ureinwohnern, hatte sich Marlon Brando geweigert, seine Oscar-Statue in Empfang zu nehmen. Er sandte die 27-Jährige Apachin Sacheen Littlefeather, die seine 60-Sekunden Sprechzeit dafür nutzen sollte, auf das Thema aufmerksam zu machen. Etwas plakativer thematisierte auch 1981 die US-Punkband MDC, ihre Einschätzung des Schauspielers: „John Wayne Was A Nazi“ heißt deren ruppige Hommage an den Hollywood-Helden.

Dass man den John Wayne Airport in Orange County, Kalifornien nun umbenennen solle, regte eine Kolumne in der Los Angeles Times am Donnerstag an. Doch die Frage scheint eher, wie man 1979 überhaupt erst den Flughafen nach Wayne benennen konnte. Im Terminal B steht eine überlebensgroße Bronzestatue des Schauspielers. Was in deren Kopf vorging, war damals längst bekannt.