Günther Oettinger ist bekannt für seine saloppen Reden – ihm Rassismus vorzuwerfen sei falsch, sagt unser Kommentator Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Man muss Günther Oettinger nicht originell, erst recht nicht besonders witzig finden. Unser Kommentator Wolfgang Molitor richtet sich an die “Political-Correctness-Geier“.

Stuttgart - Hurra, jetzt haben sie wieder was zum aufregen. Zur Empörung, Maßregelung und Rücktrittsforderung. Hurra, rufen sie, da hat sich wieder mal einer enttarnt – als verbohrter Homophober und unverbesserlicher Rassist, drunter tut man es nicht. Dabei ist nichts passiert. Außer, dass der deutsche EU-Kommissar Günter Oettinger – nicht zum ersten Mal – in einer launigen Rede aus der politischen Koppel glattrasierter Floskeln und platter Formeln ausgebrochen ist. Sich rhetorisch vergaloppiert hat, sozusagen.

So ist er nun mal, unser Oetti, sagen die, die ihn in Baden-Württemberg besser kennen als all jene, die ihm nun twittergeil bösartig billige Etiketten aufkleben wollen. Ja, man muss das nicht originell, erst recht nicht besonders witzig finden, was Oettinger, immerhin als einer der wichtigsten Repräsentanten der EU als Redner eingeladen, da über den internationalen Wettbewerb und das chinesische Auftreten auf dem Weltmarktparkett vom Stapel gelassen hat. Man kann anderer Meinung sein, wenn sich Oettinger angesichts größter globaler Herausforderungen über das deutsche Polit-Kleinklein wie den Streit um die Homo-Ehe mokiert. Aber seine Versicherung, er habe sie nicht respektlos gemeint, schlimmstenfalls ungehörig salopp, darf man ihm abnehmen.

Die, die sich nun wie die Political-Correctness-Geier und wie üblich aufgeregt auf Oettinger stürzen (ohne zu fragen, wieso da einer aus einer geschlossenen Runde einfach mal so Redeteile durchs Internet pustet), sollten wissen, dass Oettinger ihren Vorurteilen nicht entspricht. Man könnte es kurz so zusammenfassen: Sie sollten einfach nur mal die Schnauze halten. Aber halt! Das darf man ja auch nicht mehr sagen. Nicht einmal als Fußballtrainer.

wolfgang.molitor@stuttgarter-nachrichten.de