Mit Selbstironie ist es nicht mehr getan: Joe Rogan wird immer heftiger kritisiert. Foto: AFP/Douglas P. Defelice

Neue Vorwürfe gegen Podcaster Joe Rogan: Er nutze regelmäßig rassistische Beschimpfungen. Rogan entschuldigt sich, Jon Stewart kommt zu Hilfe.

New York - Zunächst ging es nur um die Verbreitung von Fehlinformationen zu Corona, nun wird der bei Spotify beispiellos erfolgreiche US-Podcaster Joe Rogan auch für rassistische Äußerungen heftig angegriffen. Nach Neil Young, Joni Mitchell und anderen Musikern, die der Corona-Fake-News wegen ihre Musik von Spotify abzogen, kehren nun afroamerikanische Künstlerinnen wie India Arie Spotify den Rücken, weil Rogan unter anderem das Schimpfwort „Nigger“ immer wieder benutze. Tatsächlich kursieren in den sozialen Netzwerken Clip-Collagen, in denen Rogan ein ums andere Mal die in US-Medien nur noch als „N-Word“ zitierbare Herabwürdigung ausspricht.

Dass dabei jeder Sinnzusammenhang ausgeblendet wird, will auch Rogan nicht mehr als Verteidigung anbringen. Dies sei die „bedauerlichste und beschämendste Sache, über die ich jemals öffentlich sprechen musste“, erklärte er in einem Instagram-Video am Samstag. Er habe das Wort zwar „nie benutzt, um rassistisch zu sein, weil ich kein Rassist bin“. Er habe auch geglaubt, Menschen würden ihn verstehen, solange er das Wort im richtigen Zusammenhang benutze. Aber er sehe nun ein, es gebe „keinen Kontext, in dem eine weiße Person dieses Wort jemals sagen darf, geschweige denn öffentlich in einem Podcast“.

Jon Stewart nimmt Rogan in Schutz

Mehr als 70 Folgen des Podcasts sollen mittlerweile stillschweigend entfernt worden sein, berichten US-Medien. India Arie gibt derweil ehrlich einen weiteren Grund der Wut auf Rogan zu: Sie und andere würden für ihre Musik von Spotify nur mit Kleingeld abgespeist, Joe Rogan habe 100 Millionen Dollar bekommen.

Der politisch entschieden linksliberale TV-Comedian und frühere „Daily Show“-Moderator Jon Stewart nahm Rogan derweil in Schutz. Die Boykottaufrufe seien eine Überreaktion, sagte der 59-Jährige in seinem für Apple TV+ produzierten Podcast „The Problem with Jon Stewart“ – man müsse Fehlinformationen korrigieren, sich mit Argumenten und Standpunkten bei Rogan kritisch auseinandersetzen. Bei ihm liege der Fall ganz anders als bei planvollen Verbreitern von Fehlinformationen wie Fox News.

„The Rock“ Johnson zieht zurück

Auch der Hollywood-Star Dwayne „The Rock“ Johnson hatte Joe Rogan anfangs verteidigt und war dafür von anderen Prominenten und in den sozialen Netzwerken kritisiert worden. Nachdem ihn unter anderem der mit Krimis über den Drogenkrieg bekannt gewordene Autor Don Winslow auf den „N-Wort“-Gebrauch durch Rogan aufmerksam machte, zog der Ex-Wrestler Johnson, Sohn einer Samoanerin und eines Afrokanadiers, seinen Unterstützung für Rogan zurück. Er erkenne nun die Zusammenhänge besser, twitterte er, dies sei ein Lernmoment für ihn.

Weiteres Ungemach für Joe Rogan bringt ein 22 Jahre altes Video, in dem der damals viel als Standup-Comedian Auftretende albernes Pseudo-Chinesisch spricht. Was lange als wenig originelle Blödelei gesehen wurde, ein Dada-Kauderwelsch als Parodie des Höreindrucks der jeweils Sprachunkundigen, gilt nun als „kulturell unsensibel“. Es wird im Fall von Joe Rogan so ausgelegt, als könne man daraus Verachtung für Menschen mit asiatischen Wurzeln ableiten.