In Ludwigsburg starben zwei unbeteiligte Frauen bei einem Raserunfall. Foto: Simon Granville

Wie kann man tragische Raserunfälle wie den in Ludwigsburg vor einigen Wochen verhindern? Für Burkhard Metzger von der Landesverkehrswacht sind dabei härtere Strafen wichtig, aber auch Prävention. Wo sieht er Verbesserungsbedarf?

Raser und Seniorenunfälle im Straßenverkehr beschäftigen derzeit viele Menschen im Landkreis Ludwigsburg. Die Experten von der Verkehrswacht Baden-Württemberg mit Sitz in Asperg haben es sich zum Ziel gesetzt, den Straßenverkehr sicherer zu machen. Dafür organisiert der Verein Fahrtrainings, die Radfahrausbildung von Kindern und vieles mehr.

 

Das Ziel, den Straßenverkehr sicherer zu machen, scheint angesichts stetig steigender Unfallzahlen und fataler Ereignisse wie auf der Schwieberdinger Straße schwieriger erreichbar denn je. „Wir sind erschüttert und verurteilen solches Verhalten im Straßenverkehr auf das Schärfste“, sagt Burkhard Metzger, der Präsident der Landesverkehrswacht, zum Raserunfall auf der Schwieberdinger Straße in Ludwigsburg, bei dem zwei unbeteiligte Frauen starben. Metzger war bis zu seiner Pensionierung 2022 Polizeipräsident in Ludwigsburg und kennt die örtlichen Gegebenheiten bestens.

Grundsätzlich empfänden viele Menschen den Straßenverkehr zunehmend als Belastung, sagt Metzger. Die schiere Zahl an E-Scootern, Autos, Kleintransportern und anderen Verkehrsteilnehmern führe häufig zur Überforderung. Weil auch die Zahlen der Nötigung steigen, erzeuge dies zusätzlich zu den Unfallzahlen Unsicherheit.

Autorennen und überhöhte Geschwindigkeit

Trotz des Raserunfalls in Ludwigsburg sieht Metzger keine große Verbreitung von illegalen Autorennen. Diese führten aber zu „schrecklichen Extremsituationen“. Generell sei überhöhte Geschwindigkeit aber seit vielen Jahren schon Hauptursache für Verkehrsunfälle. Das bestätigt die aktuelle Unfallstatistik des Ludwigsburger Polizeipräsidiums. „Überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit führte, wie bereits im Jahr 2023, auch im Jahr 2024 zu den meisten Verkehrsunfällen mit schwerem Personenschaden“, heißt es in dem Bericht.

Burkhard Metzger hat sich noch als Polizeipräsident für das neue Kreisverkehrszentrum eingesetzt. Foto: Simon Granville

Vor allem junge Männer fielen bei Unfällen wegen überhöhter Geschwindigkeit oder illegalen Autorennen auf. „Aufklärung und nochmals Aufklärung“, ist aus Sicht Metzgers das Mittel, die Gefahr von Raserunfällen zu minimieren. „Rücksichtsloses Verhalten, insbesondere im Straßenverkehr, hat schwerwiegende Folgen für alle. Das muss den genannten Personen bewusst gemacht werden“, sagt er. Rücksichtslose Verkehrsteilnehmer müssten drastische Folgen spüren: „Wir plädieren für eine Erhöhung der Bußgelder und Strafen für Raser.“

Beim Thema Aufklärung sieht er Nachholbedarf. Es gebe zwar von der Verkehrswacht die Aktion „Jung+Sicher+Startklar“, die Fahranfängern die Folgen von Rasen, Posen und illegalen Autorennen aufzeige, aber in weiterführenden Schulen spiele die Verkehrssicherheitsarbeit kaum noch eine Rolle. „Gerade in dieser Altersgruppe müsste mehr Aufklärung möglich gemacht werden.“

Seniorenunfälle nehmen auch zu

Auch am anderen Ende des Altersspektrums gebe es Verbesserungsmöglichkeiten. Immer wieder meldet die Polizei, dass Senioren Unfälle verursachen, weil sie Bremse und Gas verwechseln oder einen medizinischen Notfall am Steuer erleiden. Die Statistik sieht einen Anstieg um 4,5 Prozent in 2024 bei Unfällen, an denen Senioren beteiligt sind.

Bei Senioren seien Fehler bei Vorfahrt, Abbiegen, Wenden, Rückwärts- sowie Ein- und Ausfahren sowie die falsche Straßenbenutzung häufigste Unfallursachen. Das lasse sich bei Fahrsicherheitstrainings oder Überprüfungsfahrten aber sehr gut optimieren.

„Die Verkehrswachten empfehlen Menschen ab 75 Jahren und früher regelmäßige Überprüfungsfahrten mit einem qualifizierten Fahrlehrer“, sagt Metzger. Solche Fahrten könnten über viele Fahrschulen gebucht werden. Wer bei einem betagten Angehörigen Zweifel an dessen Verkehrstauglichkeit habe, könne auch das Gespräch mit den behandelnden Ärzten suchen. Diese genössen hohes Ansehen bei Senioren und könnten deren Fitness einschätzen.