Das Toreschießen ist deutlich schwieriger geworden, auch für Raphael Hahn. Foto: Günter Bergmann

Der Torjäger und Kapitän des Landesligisten über Trefferquoten, den Anpassungsprozess eines Aufsteigers, die Chancen im Kampf um den Klassenverbleib und seine persönliche Zukunft.

Das nennt man dann wohl Klassenunterschied: In der vergangenen Saison haben die Fußballer des MTV Stuttgart die Bezirksliga regelrecht im Sturm erobert und Rekorde geknackt. Doch mit der Landesliga fremdeln die Kräherwald-Kicker noch immer. Die aktuelle Realität lautet: tiefer Abstiegskampf. Raphael Hahn, der Top-Torjäger und Kapitän, spricht im Interview über die bisherigen Resultate samt Ursachenforschung und ein Privileg, das man erst einmal schätzen lernen muss.

 

Herr Hahn, in der vergangenen Saison hat der MTV mit 127 Toren in 28 Spielen einen Rekord in der 44-jährigen Geschichte der Stuttgarter Bezirksliga aufgestellt. Sie selbst sind fünffacher Bezirksliga-Torschützenkönig und haben im Aufstiegsspieljahr 37-mal getroffen – viermal öfter als die gesamte MTV-Mannschaft bislang in der aktuellen Runde. Wo klemmt es?

Da gibt es mehrere Gründe dafür. Vergangene Saison waren wir so richtig in einem Flow, da hat einfach alles geklappt. So was fehlt uns jetzt. Und wir sind in der aktuellen Saison nicht so eiskalt vor dem Tor, wie wir es früher waren. Dann hat uns ja leider mein Amtsvorgänger als Kapitän, Fadi Odesh, verlassen, weil er zum Arbeiten in die USA gegangen ist. Er war ein sehr wichtiger Spieler, der viele Tore vorbereitet hat. Dann hat in Till Flach ein weiterer wichtiger Spieler die meiste Zeit verletzt gefehlt und ist erst vor wenigen Wochen wieder eingestiegen. Valentin Loparco, der in der Winterpause zu uns gekommen ist, konnte verletzungsbedingt bisher auch kaum spielen.

Aber ihr seid auch ohne diese Leistungsträger noch ganz gut in die Saison gekommen – vier Siege in den ersten fünf Spielen. . .

Da war zunächst die Euphorie über den Aufstieg da. Aber dann ging es ja leider bergab. Man sollte nicht vergessen, dass wir das jüngste Team in der Klasse sind und etliche Spieler von uns keine Landesliga-Erfahrung haben. Wenn es dann mal nicht so läuft, schwindet auch das Selbstvertrauen.

Wie geht man dieses Problem an? Sie sind ja nicht nur Kapitän, sondern gelten auch als absolutes Vorbild.

Da muss man einfach viele Gespräche führen. Jeder einzelne Spieler macht sich so seine Gedanken, wie seine Leistung ist. Und jeder will dem Team ja helfen, will Tore schießen, will welche vorbereiten, will gut verteidigen. Da setzten sich einige selbst unter Druck, weil sie nicht mit ihrer Leistung zufrieden sind. Aber unser Trainerteam macht großartige Arbeit. Wir trainieren gut und hart. Auch die Abläufe werden immer besser, das Umschaltspiel funktioniert.

Trotzdem setzte es am Sonntag in Buch eine 2:4-Niederlage. . .

Aber da haben wir schon vieles recht gut gemacht. Vor allem am Anfang waren wir klar überlegen und haben uns einige Torchancen herausgearbeitet. Der wesentliche Unterschied war, dass Buch seine Chancen genutzt hat und wir nicht.

Bleibt der MTV trotz aktuell vier Punkten Rückstand zum rettenden Ufer und einem recht knackigen Restprogramm in der Landesliga?

Die Landesliga ist in dieser Saison sehr kurios. Da kann so ziemlich alles passieren. Wir haben als Mannschaft das Privileg, in dieser Spielklasse anzutreten und daran zu wachsen. Was den Rest der Runde angeht, schauen wir von Spiel zu Spiel. Wir werden alles reinwerfen, was in uns steckt, und werden sehen, was am Ende dabei rauskommt.

Und bleiben Sie beim MTV?

Ich werde auch weiterhin beim MTV spielen. Egal, in welcher Liga wir sind.