MärzDas Bundesliga-Derby zwischen dem KSC und dem VfB hat ein Nachspiel. Auf die zunehmende Gewaltbereitschaft der Fußball-Chaoten will die Polizei mit harten Strafen reagieren. Foto: Baumann

Das Bundesliga-Derby zwischen dem KSC und dem VfB hat ein Nachspiel. Auf die zunehmende Gewaltbereitschaft der Fußball-Chaoten will die Polizei mit harten Strafen reagieren. Ihre Meinung: Haben Sie Angst, ins Stadion zu gehen?

Stuttgart - Rolf Dohmen hat Sorgen. Große Sorgen. Dem KSC droht der Abstieg, und nun belasten den Manager auch noch die randalierenden Fans. Karlsruher Anhänger hatten den VfB-Bus blockiert und beschädigt, nach dem Spiel, ließ sich Dohmen berichten, hätten "bürgerkriegsähnliche Zustände" geherrscht. "Gewalttätige Fans gehören nicht zum Fußball", sagt Dohmen, "doch die Vereine sind machtlos."

Haben Sie Angst, ins Stadion zu gehen?

Und der KSC ganz besonders. Das Wildparkstadion ist eng und alt, was die Trennung der Fans angehe, sei man "katastrophal aufgestellt". Ändern könne der Klub dies aber nicht. Dohmens Forderung: "Wir brauchen dringend ein neues Stadion."

Doch würde alleine eine moderne Arena die Fans befrieden? Sicher nicht, zu groß ist ganz offensichtlich die Gewaltbereitschaft der Hooligans. "Die Brutalität und die Zahl der Auseinandersetzungen, die ganz gezielt gesucht werden, nimmt stetig zu", sagt Dieter Schneider, Inspekteur der Polizei im baden-württembergischen Innenministerium, "wir waren auf Ausschreitungen vorbereitet, nicht aber in der Härte und Schärfe. Diese Eskalation der Gewalt haben wir in den vergangenen Jahren so nicht gekannt."

Über 600 Polizisten - Kosten für die Staatskasse: rund 270.000 Euro - und noch einmal so viele Ordner waren am Sonntag im Einsatz. Schon vor dem Spiel wurden 150 VfB-Anhänger in Gewahrsam genommen. Schneider erklärt: "Das Gewaltpotenzial der Stuttgarter war hochaggressiv."

Nach dem Spiel gingen die Attacken dann von KSC-Ultras aus, die von extra angereisten befreundeten Gruppierungen aus Straßburg und Berlin unterstützt wurden. Sorgen macht Schneider dabei vor allem, dass viele junge Leute Zugang zur Szene der Gewalttäter finden: "Diesen Zulauf müssen wir stoppen." Innenminister Heribert Rech werde eine Taskforce einberufen, die sich mit den Auswüchsen befasst. "Wir müssen raus aus dieser negativen Entwicklung", sagt Schneider, "wir brauchen mehr Prävention. Und wir müssen klare Zeichen setzen."

Deshalb wurde eine Sonderermittlungsgruppe eingesetzt. Sie wertet das umfangreiche Bildmaterial aus, das beim Derby entstanden ist. Die Ziele der Polizei sind klar: Sie fordert bundesweite Stadionverbote für Gewalttäter. Und sie versucht, Chaoten, die Straftaten verübt haben, beweiskräftig zu überführen. "Solche Vorfälle dürfen sich nicht einspielen", sagt Schneider.