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Bundesverkehrsminister Ramsauer übt nach dem tödlichen Unfall auf der A 81 Kritik an den Autobauern.

Rottweil - Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat nach dem tödlichen Unfall auf der A 81 bei Rottweil, an dem ein Erlkönig von Mercedes beteiligt war, Konsequenzen der Automobilhersteller gefordert. Der „Bild“- Zeitung sagte er: „Testpiloten sind Berufsautofahrer. Sie dürfen sich nicht wie Rambos benehmen, sondern müssen sich noch vorbildlicher als alle anderen an die Verkehrsregeln halten.“

"Deutsche Straßen sind nicht der Nürburgring"

Der Minister betonte: „Deutsche Straßen sind nicht der Nürburgring." Ramsauer appellierte an die Autokonzerne, für Testfahrer einen besonderen Verhaltenskodex mit strengen Regeln zu erlassen.

Ein getarnter Prototyp von Mercedes war am Wochenende auf der Autobahn 81 durch die Nacht gerast und hat einem jungen Mann den Tod gebracht: Der Testfahrer krachte in der Nacht zum Samstag bei Rottweil mit hoher Geschwindigkeit in eine Unfallstelle, wobei er selbst schwer verletzt wurde.

Der sogenannte Erlkönig erfasste einen 26-jährigen Mann, der gerade aus seinem ramponierten Wagen aussteigen wollte, wie die Polizei Rottweil mitteilte.

Der junge Autofahrer war sofort tot. Sein Wagen wurde bei dem Aufprall mit dem Erlkönig völlig zerfetzt und der Motor herausgeschleudert.

Gegen den 52 Jahre alten Testfahrer ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Sein Prototyp schleuderte rund 250 Meter weiter, überschlug sich und landete auf dem Dach.

Daimler: "Wir müssen die Ermittlungen abwarten"

Die Polizei Rottweil erwartet nach der tödlichen Testfahrt die Ergebnisse eines Sachverständigen-Gutachtens. Dieses werde an diesem Montag oder in den nächsten Tagen eintreffen.

Der Experte habe die beschädigten Fahrzeuge und den Unfallort bereits in der Unfallnacht in Augenschein genommen und auch später noch einmal die demolierten Autos untersucht, erläuterte ein Sprecher der Rottweiler Polizei.

Das Gutachten werden zusammen mit der Unfallakte mit den Resultaten der Zeugenvernehmungen der Staatsanwaltschaft übergeben. Die Anklagebehörde entscheide auf dieser Grundlage, ob gegen den Testfahrer ein dringender Verdacht der fahrlässigen Tötung besteht.

„Bei dem Testfahrer handelt es sich um einen sehr erfahrenen Mann, der seit vielen Jahren unfallfrei fährt“, sagte eine Daimler- Sprecherin am Sonntag. Er habe zudem - wie alle Testfahrer - regelmäßig Schulungen besucht und hatte die Anweisung, sich strikt an die Straßenverkehrsregeln zu halten.

Der 52-Jährige stehe unter Schock. Im Moment könne sich das Unternehmen nicht erklären, wie es zu dem Unfall kam.

Zwei Helfer kamen mit einem Schrecken davon

Nur mit Glück wurden bei dem Unfall zwei weitere Männer nur leicht verletzt. Zwei 27- und 59-Jährige hatten auf dem Standstreifen angehalten, um dem 26-Jährigen nach seinem Unfall zu helfen.

Als der Erlkönig heranraste, wollten sie gerade die Unfallstelle absichern. Der 59-Jährige rettete sich noch rechtzeitig mit einem Sprung über die Leitplanke vor schlimmeren Verletzungen. Er und der 27-Jährige wurden aber durch umherfliegende Trümmerteile verletzt.

Vor dem Todescrash war der 26-Jährige aus noch ungeklärter Ursache von der Fahrbahn abgekommen und gegen die Mittelschutzplanken geprallt. Danach kam er auf dem linken Fahrstreifen zum Stehen. Nach dem tödlichen Unfall war die Autobahn für mehrere Stunden gesperrt.

Insgesamt entstand ein Schaden von mindestens 80.000 Euro.

Nicht der erste Crash mit einem Erlkönig auf dieser Strecke

Schon vor einem Monat hatte es auf der Autobahn 81 Richtung Singen einen Unfall mit einem Erlkönig gegeben. Damals rammte ein Lastwagen das Vorserien-Modell.

Der 46 Jahre alte Lastwagenfahrer wechselte bei Vöhringen (Kreis Rottweil) beim Überholen auf die linke Spur und übersah den Prototypen. Für die Polizei nichts Überraschendes: „Es finden immer wieder Fahrtests auf diesem Autobahnabschnitt statt“, sagte ein Polizeisprecher.

Viel Aufsehen hatte auch der Fall eines Mercedes-Testfahrers im Jahr 2003 erregt. Damals hatte der Mann auf dem Weg zu einem Testgelände eine junge Autofahrerin mit seinem nahen Auffahren bei rasender Geschwindigkeit derart erschreckt, dass sie bei Karlsruhe von der Autobahn 5 abkam. Sie und ihr Kind starben bei dem Unfall.

Der sogenannte Autobahnraser wurde wegen fahrlässiger Tötung zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Auch die Autobahn 5 zwischen Frankfurt und Darmstadt ist als Testfahrtstrecke bekannt.