Der Franzose Stephane Peterhansel nach seinem Sieg bei der Rallye Dakar 2012 2012 Foto: dpa

9385 Kilometer Vollgas durch Sand und Matsch in einer der lebensfeindlichsten Regionen der Erde: Die Rallye Dakar verlangt Mensch und Maschine alles ab. Nur einem scheint das nichts anzuhaben – dem Franzosen Stéphane Peterhansel. Mit dem deutschen Team X-Raid hat der Mini-Pilot ab diesem Sonntag Großes vor.

9385 Kilometer Vollgas durch Sand und Matsch in einer der lebensfeindlichsten Regionen der Erde: Die Rallye Dakar verlangt Mensch und Maschine alles ab. Nur einem scheint das nichts anzuhaben – dem Franzosen Stéphane Peterhansel. Mit dem deutschen Team X-Raid hat der Mini-Pilot ab diesem Sonntag Großes vor.

Rosario - Stéphane Peterhansel packt sie gerne aus, die Anekdote von seiner ersten Rallye Dakar. 1988 war’s, als der damals 23 Jahre alte Motorradpilot aus dem französischen Vesoul in der Wüste die Orientierung verlor. Mitten in Afrika, wo in jener Zeit noch die Dakar stattfand. „GPS war damals ein Fremdwort, also musste ich die Nacht im Sand ausharren“, erzählt Peterhansel. Am nächsten Morgen stieß er auf Dorfbewohner, die ihm mit zwei Liter Sprit aushalfen. Peterhansel konnte weiterfahren.

26 Jahre später wird der Offroad-Spezialist in Südamerika, wo die Dakar seit sechs Jahren Station macht, solch ein Horrorszenario wohl nicht mehr erleben. Dem technischen Fortschritt, penibel geplanten Sicherheitsmaßnahmen, aber auch der Erfahrung von Stéphane Peterhansel sei Dank. Zum 25. Mal geht er an diesem Sonntag in Rosario, 300 Kilometer nordwestlich von Buenos Aires, bei der Dakar an den Start. Der 48 Jahre alte Rekordchampion der Rallye (fünf Siege im Auto, sechs auf dem Motorrad) hat dabei nur ein Ziel: „Für mich zählt allein die Titelverteidigung, über den zweiten oder dritten Platz wäre ich schon enttäuscht.“

Allerdings, die Konkurrenz des Mini-Piloten hat es in sich. Denn dieses Mal kommt sie aus dem eigenen X-Raid-Team. „Die Dakar können 2014 mindestens fünf Fahrer gewinnen“, sagt Peterhansel. Seine Teamkollegen Nani Roma (Spanien) und Orlando Terranova (Argentinien) gehören für ihn dazu. Und Nasser Al Attiyah (43). Der Katarer, 2011 Gesamtsieger im VW, ist der neue zweite starke Mann bei X-Raid. Der Rennstall aus dem hessischen Trebur ist mit zwölf Wagen bei der 13-Etappen-Hatz durch Chile, Argentinien und Bolivien vertreten. Thomas Wallenwein (Stuttgart) fährt für das Team wie schon 2013 den Versorgungs-Truck.

Der von Milliardärserbe Sven Quandt geführte und von BMW unterstützte Rennstall peilt den Titel-Hattrick in der Autowertung an. Dafür wurde ein 800 000 Euro teurer Rennwagen gebaut, der zwar dem Namen nach ein Countryman ist, aber mit dem Serienauto von Mini nichts gemein hat – abgesehen von dem Logo im Kühlergrill, den Scheinwerfern und Gummidichtungen. Experten sehen hierin das Siegerauto. Doch Teamchef Quandt warnt: „Dakar ist eines der letzten großen Abenteuer. Es kann alles passieren.“

Auch Stéphane Peterhansel weiß das. Hinter jeder Düne, hinter jedem Canyon oder in jedem Flussbett auf den 5522 Wertungskilometern warten auf die rund 720 Fahrzeuge Gefahren. Unfälle und Defekte werden an der Tagesordnung sein. „In diesem Rennen ist jeder Kilometer eine Falle. Zudem gibt es keine einfachen Etappen mehr“, sagt Peterhansel, der im Fahrerlager auch Mister Dakar genannt wird.

Doch wenn einer mit den widrigen Bedingungen in den Anden oder der Atacama-Wüste zurechtkommt, dann ist er es. „Stéphane ist einer der besten Fahrer. Ihn muss man auf der Rechnung haben“, sagt der Deutsche Timo Gottschalk (39), der als Co-Pilot des Spaniers Carlos Sainz in einem Buggy um den Gesamtsieg mitfahren will. Aber auch er weiß: „Die zwei Wochen sind so hart, dass ins Ziel zu kommen die größte Belohnung ist, nicht der Sieg.“ Das gilt eigentlich für alle Fahrer, nur nicht für Stéphane Peterhansel. „Der Mini“, sagt der Titelverteidiger im Brustton der Überzeugung, „ist das beste Auto, das ich jemals hatte. Wir werden den dritten Sieg in Folge für X-Raid holen.“ Einen nächtlichen Zwischenstopp während einer Etappe in der Wüste wie vor 26 Jahren darf er dann aber nicht einlegen.