Riesige Enttäuschung nach dem Aus bei Carlos Sainz. Foto: Getty

Carlos Sainz gilt vielen Experten als der kompletteste Rallye-Pilot, das Glück hat er allerdings nicht unbedingt gepachtet. Der Spanier schied unter ziemlich tragikomischen Umständen bei der Rallye Dakar aus. Dabei hatte er fest vor, den zweiten Triumph zu feiern.

Carlos Sainz gilt vielen Experten als der kompletteste Rallye-Pilot, das Glück hat er allerdings nicht unbedingt gepachtet. Der Spanier schied unter ziemlich tragikomischen Umständen bei der Rallye Dakar aus. Dabei hatte er fest vor, den zweiten Triumph zu feiern.

Antofagasta - Es hat nichts genützt, dass Carlos Sainz das Ergometer-Fahrrad in die Sauna geschleppt hat, die Temperatur auf 60 Grad drehte und strampelte, bis ihm der Schweiß vom Körper lief wie ein Gebirgsbach während der Schneeschmelze. Es hat nichts genützt, dass der Spanier vor der Rallye Dakar endlose Stunden in die technische Verbesserung des SMG-Buggys gesteckt hat. Seit Donnerstag sind Carlos Sainz und sein Beifahrer Timo Gottschalk nicht mehr Teilnehmer der prominentesten Langstrecken-Rallye der Welt. Fin – Ende. „Es war großes Pech, die Rallye so zu beenden“, sagte der Copilot aus Neuruppin.

Das Aus des großen Carlos Sainz bei der Dakar 2014 hatte etwas von einer Tragikomödie und etwas von Murphys Gesetz: Wenn du glaubst, es könne nicht mehr schlimmer kommen, dann kommt es schlimmer. Bei einem Tankstopp verlor das spanisch-deutsche Duo schon viel Zeit, weil weder Sainz noch Gottschalk chilenische Pesos in der Tasche hatten. Der Tankwart scherte sich nicht um den berühmten Rallye-Piloten, er akzeptierte nur Bares – schließlich konnte der Dakar-Sieger von 2010 bei einigen Einheimischen den nötigen Betrag erbetteln. Um die verlorene Zeit aufzuholen, drückte der 52-Jährige noch intensiver aufs Gas, und Gottschalk warnte nicht rechtzeitig vor einer scharfen Kurve. Der Buggy überschlug sich mehrfach, die Achse war derart verbogen, dass das 400 PS starke Auto nicht mehr manövrierfähig war. Die Besatzung blieb unverletzt, lediglich Sainz humpelte direkt nach dem Unfall leicht. „Am Auto ist nichts mehr zu machen“, stöhnte Gottschalk, „hoffentlich erhalten wir nächstes Jahr die Chance, die Dinge wieder geradezurücken. Wir nehmen immerhin zwei Etappensiege mit, das ist das Positive.“

Sainz dürfte das kaum trösten, wieder ein Jahr warten. Dem Matador, wie er anerkennend in der Szene genannt wird, blutet das Herz. Denn er hatte sich 2014 viel vorgenommen, wollte seinen zweiten Erfolg nach 2010, den er mit dem VW Touareg eingefahren hatte. Den SMG-Buggy, der aus der Werkstatt des Franzosen Philippe Gache aus Fréjus stammt, hatte der Madrilene unter Aufbietung großer Energie Dakar-tüchtig gemacht. Schon im vergangenen Jahr war das Material konkurrenzfähig, schon damals war es Sainz nicht vergönnt, am Zielort anzukommen – nach sechs Etappen schied er mit einem Motorschaden aus. „Die Dakar ist jedes Jahr anders“, hatte der zweimalige Rallye-Weltmeister noch vor dem Start erklärt, „und ich sitze doch in einem völlig anderen Auto.“

„Die Dakar bringt dich physisch wie sportlich ans Limit“

Bei der Vorbereitung wurden keinerlei Mühen gescheut, Sainz trimmte sich mit dem Ergometer regelmäßig in der Sauna, um bei den hohen Temperaturen im Cockpit nicht zu früh schlappzumachen. „Die Dakar bringt dich physisch wie sportlich ans Limit“, begründete er sein Hitzetraining. Sainz steht in Perfektion und Akribie dem Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher in nichts nach. Und selbst die Kosten spielten für die Mannschaft von der Côte d’Azur kaum eine Rolle. Um noch mehr Zeit für intensive Testfahrten herauszuschlagen, verzichtete das Team auf den Transport per Veranstalter-Schiff von Le Havre nach Südamerika und schickte die zwei Fahrzeuge per Flugzeug von Paris nach Buenos Aires. „Wir haben dadurch mehr Zeit, noch am Auto arbeiten zu können“, begründete Teamchef Gache, „nur sehr wenige Teams tun das – aber so haben wir weitere vier, fünf Wochen für das Auto. Die Zeit der Vorbereitung ist diesmal äußerst knapp.“

Sainz fühlte sich bestens gerüstet, wäre er der Überzeugung gewesen, der Buggy könne nicht mit den Minis des X-Raid-Teams mithalten, wäre er kaum angetreten. Er hat mehr als lediglich eine Wettfahrt zu verlieren, bei ihm geht es auch um einen respektablen Ruf. Ihm werden sogar Kontakte ins spanische Königshaus nachgesagt. Als der Madrilene einmal bei einer Rallye wegen eines defekten Differenzials ausfiel, erkundigte sich ein „Mister King“ beim Team, warum Sainz mit derart schlechtem Material ausgerüstet war. Die Gerüchte hielten sich hartnäckig, dass sich Juan Carlos I. als „Mister King“ ausgegeben habe.

Nun muss der Rallye-König mindestens ein weiteres Jahr auf seine angestrebte zweite Krönung bei der Dakar warten. Ob er erneut mit Timo Gottschalk als Copilot antritt, ist noch offen. Aber womöglich nimmt er seinen Beifahrer mit in die Sauna, um ihn perfekt auf die gemeinsame Aufgabe von höchster Bedeutung einzuschwören.