Immer voll auf dem Gaspedal: Ralf Schumacher geht im Mercedes in seine vierte Saison im Deutschen Tourenwagen-Masters – und der ehemalige Formel-1-Pilot hat viel vor. Foto: dpa

DTM-Pilot Ralf Schumacher über Ziele, den Wohlfühlfaktor bei Mercedes und seine Frau Cora.  

Stuttgart  - Die DTM-Piloten geben wieder Gummi: Am Wochenende beginnt auf dem Hockenheimring die neue Saison. Mittendrin ist Ralf Schumacher, mit 35 Jahren einer der Erfahrensten im Feld. Und dennoch sagt Schumi II: "Ich lerne immer etwas Neues dazu. Diese Eigenschaft sollte man sich bewahren."

Herr Schumacher, Sie gehen in Ihre vierte DTM-Saison, die drei Lehrjahre sind vorüber. Sind in Ihrem Fall aller guten Dinge vier - wird Ihnen der erste Sieg gelingen?

Ich möchte hier keine Ansagen machen. Aber grundsätzlich kann ich sagen, dass die Tendenz im vergangenen Jahr in die richtige Richtung ging. Gerade in der zweiten Hälfe der letzten Saison. Nach meiner Pole am Norisring habe ich gesehen, was für mich möglich ist. Daran will ich anknüpfen.

Die Experten und Fans erwarten von Ihnen endlich mal einen Sieg. Erwarten Sie das ebenfalls?

Wie gesagt, ich möchte hier keine Ansagen machen, aber den Druck mache ich mir schon selber. Fakt ist, ich will mich verbessern, um dieses Jahr weiter vorne zu stehen.

Sollte die neue Saison ähnlich ernüchternd verlaufen wie 2010 - befürchten Sie dann, als Verlierer abgestempelt zu werden?

Als ich in die DTM gekommen bin, habe ich nicht gedacht, dass es so schwer wird. Die Leistungsdichte ist hier sehr hoch. Wenn diese Saison allerdings ähnlich läuft wie in den Vorjahren, dann muss ich mir solch ein Urteil gefallen lassen - und ich muss mich dann schon fragen, ob das Ganze für mich noch Sinn macht.

Fühlen Sie sich manchmal in der Öffentlichkeit unter Wert beurteilt?

Nein, bei meinen Leistungen fühle ich mich immer sehr fair behandelt.

Nehmen Sie Notiz davon, wenn Sie von den Medien kritisiert werden?

Wenn die Kritik sachlich und gerechtfertigt ist, habe ich keine Probleme damit. Ich bin ja auch schon sehr lange im Geschäft. Da lernt man, mit Kritik umzugehen. 

"In der Formel 1 sind die Fahrer viel mehr abgeschottet"

Hat sich das Interesse der Fans und der Sponsoren an Ihrer Person seit Ihrem DTM-Einstieg 2008 verändert? 

Nein, eigentlich nicht. Bei den Fans kann ich beobachten, dass der Umgang mit mir normaler geworden ist. In der DTM ist man ja, was die Fahrer betrifft, deutlich dichter an den Fans dran als in der Formel 1. Da läuft man sich an einem Wochenende zwei- oder dreimal über den Weg. In der Formel 1 sind die Fahrer viel mehr abgeschottet. Wenn man hier mit den Fans in Berührung kommt, ist der Umgang schon ein anderer.

Wie sehr nimmt Sie die DTM mit ihren Terminen in Beschlag, bleibt Zeit für die Familie?

Ich fühle mich sehr wohl in der DTM und ganz speziell bei Mercedes-Benz. Für mich stand immer fest, dass für mich neben der Formel 1 nur die DTM infrage kommt. Von der Professionalität sind diese beiden Serien absolut vergleichbar. Aber für mich war auch immer klar, dass ich noch genug Zeit für meine Familie haben möchte. Die Kombination aus den beiden Faktoren macht für mich den Reiz aus.

Von Ihrer Frau Cora hört man seit deren Ausstieg bei DTM-TV recht wenig. Ist ihr Motorsport-Engagement endgültig vorbei?

Meine Frau wird ab dieser Saison wieder im Mini-Cup an den Start gehen. In Hockenheim werden wir sozusagen unser Doppelrennen haben. Ich freue mich schon darauf, sie wieder am Steuer zu sehen.

Beeinflusst der Verlauf dieser Saison die weitere Zusammenarbeit mit Mercedes?

Wir schauen erst einmal, was dieses Jahr bringt, bevor ich mir Gedanken über 2012 mache. Zuerst müssen meine Resultate stimmen, dann können wir auch gemeinsam entscheiden, wie es weitergeht.

Würden Sie sich gerne mit BMW auf der Piste messen?

Wie gesagt, zunächst konzentriere ich mich auf diese Saison, bevor ich mir Gedanken über 2012 mache. Aber für die DTM ist BMW ein großer Gewinn. Die drei deutschen Premium-Hersteller in einer Serie, das wird sich sicherlich positiv auf die Popularität der DTM auswirken.

Sie sind nach David Coulthard der älteste Pilot im Feld. Fällt Ihnen das Fitnesstraining jetzt schwerer?

Nein, Gott sei Dank nicht. Dadurch, dass ich in meiner Karriere immer konstant trainiert habe, ist das kein Thema für mich. Und außerdem bin ich ja auch erst 35 Jahre alt.

Ist ein Rennfahrer in diesem Alter noch in der Lage, etwas Neues zu lernen?

Ich lerne privat und in der DTM immer etwas Neues dazu. Diese Eigenschaft sollte man sich auch bis ins hohe Alter bewahren.

Haben Sie sich auf die DTM-Saison anders vorbereitet als die Jahre zuvor?

Ich habe mich auf die neue Saison genauso intensiv vorbereitet wie in meiner gesamten Rennfahrerkarriere. Das bedeutet viel Sport plus unsere Tests im Vorfeld der Saison. Diese liefen für mich recht vielversprechend.

Mit welchen Ergebnissen wären Sie am Ende der Saison zufrieden?

Für mich steht fest, dass ich an meine Leistung aus der zweiten Hälfte der vergangenen Saison anknüpfen möchte. Ob das die Pole am Norisring war oder ob das meine gute Leistung in Brands Hatch war - wenn ich diese Leistung bündeln könnte und konstant in den vorderen Rängen dabei bin, dann wäre das eine gute Saison für mich.