Viele können an Silvester nicht auf ein Feuerwerk verzichten. Foto: dpa

Knaller und Jahreswechsel - für viele gehört das untrennbar zusammen. Doch längst nicht in allen Innenstädten dürfen Raketen und Böller gezündet werden.

Stuttgart - Um Mitternacht die Sektkorken und die Raketen knallen lassen - in vielen Städten im Ländle ist zweiteres nicht mehr überall möglich. Tübingen, Villingen-Schwenningen und Konstanz etwa haben Feuerwerk in den Innenstädten verboten. In Stuttgart sind ähnliche Bemühungen hingegen gescheitert. Auch hier bittet man Feiernde aber, Rücksicht zu nehmen. Wie sehr man das bunte Schauspiel am Himmel an Silvester überhaupt genießen kann, ist fraglich. Der Wetterdienst macht wenig Hoffnung auf gute Sicht.

In Tübingen und Villingen-Schwenningen gilt bereits seit rund zehn Jahren ein Feuerwerksverbot. In beiden Städten waren zuvor an Silvesterabenden verheerende Brände ausgebrochen - mit Schäden in Millionenhöhe. Auch Konstanz verbannt Feuerwerkskörper aus der Altstadt.

Stadt bittet um vorsichtigen Umgang

In der Landeshauptstadt bleibt die Knallerei dagegen erlaubt. „Wir haben geprüft, inwieweit Verbote des Feuerwerks im öffentlichen Raum möglich sind“, sagte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Das Sprengstoffrecht gebe hierfür aber keinen Spielraum. Weder zur Minderung der Luftverschmutzung noch zur Vermeidung von Lärm und Brandgefahr ließ sich demnach ein Verbot für Stuttgart ableiten. Die Stadt bittet jedoch um einen vorsichtigen Umgang.

Generell ist das Abbrennen überall in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Fachwerkhäusern verboten. Es drohen Geldbußen von bis zu 50 000 Euro Strafe.

Selbst geknallt werden darf zwar auch bei der Grabkapelle auf dem Württemberg nicht, dafür bietet sich von dort ein guter Blick ins Stuttgarter Neckartal und ins Remstal. Darauf weisen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg hin. Gute Aussichtspunkte in der Silvesternacht seien außerdem das Schloss Solitude und der Hohenstaufen auf der Schwäbischen Alb. Feuerwerksverbote bestehen an allen drei Orten.

Der Naturschutzbund mahnt, dass laute Knallgeräusche Haus- und Wildtiere zusetzten. Vögel etwa würden durch das Feuerwerk aufgeschreckt werden. „Das nächtliche Umherfliegen kostet Vögel unnötig Energie, auf die sie gerade in langen, kalten Winternächten angewiesen sind“, sagte Stefan Bosch, Ornithologe beim Nabu. Auch Wildtiere im Wald würden gestresst werden. Die Naturschützer raten, den Tieren zuliebe Raketen oder Knallfrösche möglichst nur für kurze Zeit und nicht in der Nähe von Feld, Wald und Flur zu zünden.

„Alkohol und Raketen gehören nicht zusammen“

Trotz allem dürften sich viele die Freude am Feuerwerk nicht nehmen lassen. Am Freitag ist der Verkauf gestartet. Gezündet werden darf es am 31. Dezember und am 1. Januar. „Dieses Jahr liegen schnell geschossene Batterien im Trend“, sagte Joschi Glootz, Pyrotechniker und Inhaber des Feuerwerk-Fachhandels „Pyro Piraten“ in Stuttgart. Während die Nettoexplosionsmasse bei Raketen auf 20 Gramm begrenzt sei, könnten mit Batterien viel größere Effekte erzielt werden - dort seien bis zu 500 Gramm erlaubt. Seine Kunden weist er daraufhin, unbedingt die jeweils angegebenen Sicherheitsabstände zu beachten. „Und Alkohol und Raketen gehören nicht zusammen.“

Immer wieder werden Menschen im Südwesten durch Feuerwerkskörper zum Teil schwer verletzt. Beim Jahreswechsel 2017/18 verletzten sich auch mehrere Kinder und Jugendliche durch Pyrotechnik - unter anderem durch einen Böller, der in der Hand zündete. Silvesterkracher und andere Feuerwerkskörper seien kein ungefährliches Spielzeug, betonte auch Julia Morelle, Leiterin des Amts für Gewerbeaufsicht beim Landratsamt Ortenaukreis. „Brandwunden oder Verletzungen des Trommelfells, wie sie immer wieder vorkommen, lassen sich vermeiden, wenn Feuerwerkskörper nicht leichtfertig, sondern mit der notwendigen Sorgfalt abgebrannt werden.“ Sie mahnte außerdem: „Finger weg von illegalem Feuerwerk, es kann zu schweren Verletzungen führen!“

Nebel in der Silvesternacht

In Stuttgart rückte die Feuerwehr vergangenes Silvester zu 41 Einsätzen im Stadtgebiet aus. Auch für die Abfallwirtschaft bedeutet der Jahreswechsel Überstunden. In der Landeshauptstadt müssten demnach jährlich zwischen 70 und 80 Kubikmeter Müll eingesammelt werden.

Die Freude am Feuerwerk könnte in der Silvesternacht allerdings von kurzer Dauer sein. Eine hohe Luftfeuchtigkeit und örtlicher Nebel sorgen in der Nacht von Montag auf Dienstag voraussichtlich für schlechte Sicht. „Am besten man geht schon eine Viertelstunde vor Mitternacht raus, um die ersten Raketen zu sehen“, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Nach den ersten Böllern werde sich wahrscheinlich rasch dichter Dunst bilden.