Große Hoffnungen setzen die Experten der Stadtplanung auf das ehemalige Post-Areal am Leonhard-Schmidt-Platz. Foto:  

Nach fünf Jahren wurden die Ergebnisse des Rahmenplan Untertürkheim vorgestellt. Im Mittelpunkt der städtebaulichen Ergebnisse steht der Erhalt der Nahversorgung aber auch die Verbesserung des Stadtklimas. Kritik gibt es an der fehlenden Umsetzung.

Über die Tatsache, dass in Untertürkheim dringend Weichen für die Zukunft gestellt werden müssen, sind sich alle Beteiligten einig. Zu groß ist der seit Jahren anhaltende Trading-Down-Effekt im Ortskern. Bereits 2014 hatte der damalige OB Fritz Kuhn einen Masterplan ins Leben gerufen, 2016/2017 folgte dann der Rahmenplan Untertürkheim. Die nun vorgestellten Ergebnisse rufen beim Bezirksbeirat zwiespältige Gefühle hervor. Während zahlreiche Ideen gelobt werden, wie beispielsweise der Erhalt des Versorgungszentrums, städtebauliche Entwicklungen oder auch Verbesserungen für das Stadtklima, sind es vor allem die fehlenden Ideen für die Verkehrsprobleme, die Kritik hervorrufen – und auch das lange Warten auf die Umsetzung.

 

IBA’27-Projekt als Hemmschuh?

Viele Wünsche aus der Bürgerbeteiligung, unter anderem nach einem notwendigen Verkehrskonzept, der Neugestaltung des Karl-Benz-Platzes oder eine Aufwertung des Bahnhofsquartiers, „haben sich in der Bestandsaufnahme bestätigt“, erklärte Architektin Dörte Meinerling vom Büro planbar³. Allerdings sind diese Maßnahmen zwar aufgeführt, aber nicht konkret in der Umsetzung, da diese Bereiche wiederum im IBA-Projekt der besseren Wegeverbindungen aufgenommen sind. „Das heißt seit fünf Jahren wird nunmehr diskutiert, und es ist nichts geschehen. Nun dauert es bis 2027 noch einmal weitere fünf Jahre – wenn überhaupt“, monierte Michael Marquardt (FDP).

Weitere Ziele sind die Aufwertung der Widdersteinstraße und zugleich der Erhalt des charakteristischen Ortsbildes. Zudem die Konzentration des Versorgungszentrums sowie mehr Aufenthaltsqualität durch Treffpunkte sowie Spiel- und Sportmöglichkeiten für Jugendliche. Und nicht zuletzt soll auch ein differenziertes Wohnangebot geschaffen werden und die besondere Beziehung zwischen Industrie und Weinbau hervorgehoben werden.

Besondere Lage und Ortsbild als Pluspunkte

Denn Untertürkheim besticht vor allem durch „seine besondere Lage zwischen Neckar und Rebhängen“, sagt Meinerling. Als Anfang hat die Stadt Gelder bereit gestellt, um zumindest einen Einstieg in die Weinberge an der Strümpfelbacher Straße umzugestalten. Als Pluspunkte werden in dem Rahmenplan ebenso ein identifikationsstiftendes Ortsbild mit zahlreichen Kulturdenkmälern und herausstechenden Gebäuden wie auch eine heterogene Einwohnerschaft aufgezählt.

Dennoch gibt es unumwunden Probleme: in erster Linie die rückläufige Entwicklung im Bereich der Nahversorgung. Zwar sei ein gewisses Versorgungszentrum noch vorhanden, aber auch durch Leerstände und teils unattraktive Nutzungen geprägt. Große Hoffnungen setzen die Experten auf die Umgestaltung des ehemaligen Postareals am Leonhard-Schmidt-Platz. Dort soll ein neues Einkaufszentrum entstehen. Dabei soll auch ein weiterer Wunsch umgesetzt werden: seniorengerechte Wohnungen. Zudem soll durch das städtische Förderprogramm „Stadtteilzentren konkret“ eine neue Möblierung geschaffen werden.

Dichte Bebauung sorgt für schlechtes Stadtklima

Ein weiterer wichtiger Faktor im Hinblick auf die Zukunft ist aus Sicht von Meinerling das Stadtklima. Der Ortskern ist geprägt durch dichte Versiegelung, entsprechend schlecht sei das Stadtklima. Abhilfe könnte eine gewisse Entsiegelung der Flächen oder auch eine gewisse Struktur bringen. Zum einen könnte die teilweise sehr dichte Bebauung dadurch entzerrt werden, dass in den Blockinnenbereichen, wie Meinerling diese nennt, neue Innenhöfe entstehen. Außerdem könnten mit Fassadenbegrünungen sowie weiteren Bäumen im öffentlichen Raum die kühlenden Abwinde aus den Weinbergen besser zur Geltung kommen. Denn in Absprache mit dem Umweltamt sieht die Architektin durchaus bei Extremwetterlagen die Gefahr von Überschwemmungen in den Unterführungen der Bahngleise.

Kritik gab es von Seiten des Bezirksbeirats nicht im Hinblick auf die Ausführungen, sondern an deren mangelnder Umsetzung: „Gefühlt ist bislang nichts geschehen“, monierte Michael Warth (CDU). „Die Pläne müssen auch umgesetzt werden und nicht irgendwann im Papierkorb verschwinden“, ergänzte Werner Feinauer (SPD) und mahnte als Beispiel die seit nunmehr sieben Jahren dauernde Planung für die Umgestaltung des Neckarufers im Lindenschulviertel an. Der Rahmenplan sei als Gerüst für zahlreiche Maßnahmen zu verstehen, erklärte Meinerling. „Es läuft viel, man sieht aber eben noch nichts“, betonte Ingrid Kuhlmann vom Stadtplanungsamt. Unter anderem würde derzeit der Bebauungsplan für das Post-Areal erstellt. Und auch für eine mögliche Möblierung würden bereits Gelder für das Projekt „Stadtteilzentren konkret“ fließen. Ein weiterer Baustein, der derzeit in Arbeit sei, ist die Neustrukturierung des ehemaligen Geländes der Firma Kälte Fischer an der Augsburger Straße 289. Dort sollen das neue Feuerwehrmagazin sowie eine Kindertagesstätte mit sechs Gruppen entstehen. Nicht zuletzt soll die Umgestaltung des Neckarufers im Lindenschulviertel noch im Herbst beginnen. Zumindest ein erster sichtbarer Schritt des Rahmenplans Untertürkheim.

Bezirksbeirat fordert Auskunft zum Zeitplan

Generell wünschen sich die Lokalpolitiker eine bessere Kommunikation über den Stand der Vorhaben. Und vor allem auch eine gewisse Zeitschiene – für städtebauliche Entwicklungen und somit eine Aufwertung des Ortskerns von Untertürkheim.