Ein Querschnitt der Filderstädter Bevölkerung diskutiert bei einem Workshop über die Nachhaltigkeit in der Stadt. Foto: Fatma Tetik

Bei einem Workshop zum Räumlichen Leitbild für Filderstadt haben sich 70 Anwohner mit der Frage beschäftigt, wie ein nachhaltiges Leben zukünftig aussehen soll. Die Ansichten sind unterschiedlich.

Bernhausen - Filderstadt will ein Leitbild zur nachhaltigen Stadtentwicklung erarbeiten. Die Menschen in Filderstadt sollen sich an der Ausarbeitung dieses Planes beteiligen. Wie wollen die Menschen in Filderstadt in Zukunft leben, was ist für nachfolgende Generationen wichtig? Diese Fragen sind zentrale Themen eines Bürgerworkshops gewesen, zu dem das Referat für Bürgerbeteiligung und Chancengleichheit unter der Leitung von Amtsleiter Thomas Haigis eingeladen hat.

Etwa 70 Frauen und Männer, die zuvor per Zufallsprinzip angeschrieben worden waren, sind der Einladung gefolgt. „Das ist ein sehr guter Wert und übertrifft unsere Erwartungen, die Menschen sind sehr engagiert“, sagte Haigis. Ziel sei es, durch die breite Beteiligung von möglichst unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen ein vielfältiges Meinungsbild zu erhalten. Unter Berücksichtigung von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekten erörterten die Teilnehmer im Bürgerzentrum Bernhausen in Arbeitsgruppen den Ist-Zustand, Ziele, Visionen und das eigene Verhalten. Aus Sicht der Teilnehmer ist die Stadt bereits jetzt auf einem guten Weg der Nachhaltigkeit. Vieles bedarf jedoch einer Verbesserung. Die Menschen wünschen sich etwa mehr bezahlbaren Wohnraum, den Ausbau des ÖPNV und auch mehr Ganztagsschulen.

Mehr Grünflächen und weniger Gewerbe?

Kritisiert wurden des Weiteren fehlende Schienenverbindungen nach Tübingen, Reutlingen oder Esslingen, eine ausbaufähige Infrastruktur und fehlende Parkplätze in den Zentren. Einige Punkte wurden innerhalb der Gruppen kontrovers diskutiert. So fordern manche mehr Grünflächen zur Naherholung und weniger Gewerbeflächen. Ein Bürger, der vor 20 Jahren von München nach Harthausen gezogen ist, sagte indes: „Für mich ist das hier eine Schlafstadt, dessen Infrastruktur aus fünf Dörfern besteht, die von der B 27 zerschnitten werden.“ Man sei abhängig vom Auto, wenn man etwas unternehmen wolle. Gute Restaurants und Bars, die abends geöffnet haben, finde man selten in Filderstadt und müsse deshalb auf umliegende Städte ausweichen.

Mehr Angebote für junge Menschen

Auch die jungen Menschen wünschen sich mehr Angebote und Orte, an denen sie sich treffen können. „Jugendliche gehen zum Feiern entweder nach Stuttgart oder nach Tübingen, weil in Filderstadt nichts los ist“, sagte ein junger Mann. Filderstadt brauche mehr „Action“, wenn es die Jugend halten wolle. Auch das sei Nachhaltigkeit. „Wir müssen unser Augenmerk auf die nachkommenden Generationen richten, schließlich wollen sie künftig auch noch gut in Filderstadt leben“, sagte die Workshop-Teilnehmerin Ursula Margarete Simon. „Entwicklung braucht seine Zeit“, sagte Kurt Martin Gauger aus Bernhausen. Es sei wichtig, sich nicht nur zu beschweren, sondern aktiv an der Stadtentwicklung teilzuhaben. Dass die Menschen in Filderstadt hierfür die Möglichkeit bekommen, sei bundesweit einzigartig.

Die Ergebnisse aus den Workshops der Verwaltungsmitarbeiter – diese hatten jüngst ein ähnliches Treffen – und der Bürger fließen im nächsten Jahr in den Entwurf des Leitbildes, der im Gemeinderat beschlossen werden muss.