Ein Fahrrad in voller Aktion – doch manchmal kommt es zu unliebsamen Zwischenfällen. Foto: dpa

Ein Verletzter ohne Erinnerung, ein unbekannter Unfallort, ein verschwundenes E-Bike: Ein rätselhafter Unfall im Stadtteil Rohr hat die Polizei über mehrere Tage beschäftigt. Nun dürfte der Fall endgültig geklärt sein.

Stuttgart - Der rätselhafte Fahrradunfall vom 28. Juli im Stadtteil Rohr, bei dem es einen Verletzten ohne Erinnerung und ein zunächst verschwundenes E-Bike gegeben hatte, dürfte nun endgültig geklärt sein. Nachdem sich eine Autofahrerin zu erkennen gegeben hatte, die den verunglückten 72-Jährigen zu einer Arztpraxis brachte, hat sich nun auch ein Unfallzeuge gemeldet. Der bestätigt, dass es keinen weiteren Unfallbeteiligten gegeben hat.

Der 72-Jährige lag mehrere Tage mit schweren Gesichts- und inneren Verletzungen im Krankenhaus, und er konnte sich nicht mehr daran erinnern, was eigentlich passiert war. Angeblich wollte er mit seinem E-Bike an jenem 28. Juli vom Seniorenheim Hans-Rehn-Stiftung an der Supperstraße zum Haus Rohrer Höhe an der Musberger Straße fahren – eine kurze Strecke von maximal 750 Metern. Dann gab es irgendwo einen Unfall. Zunächst war weder die Örtlichkeit bekannt noch die Frage gelöst, wo sein E-Bike abgeblieben war.

Nach unserer Berichterstattung kam allerdings nach und nach mehr Licht ins Dunkel. So konnte die Ehefrau des Unfallopfers jene Autofahrerin ausfindig machen, die den Mann in hilfloser Lage gefunden und zu einer Arztpraxis in Rohr gebracht hatte. Den Unfall selbst, bei dem die Beteiligung eines Autos nicht ausgeschlossen war, hatte aber auch sie nicht gesehen.

Polizei empfiehlt: Lieber Helm als fliegende Mütze

Am Montag teilte die Polizei mit, dass nun auch diese Frage geklärt sei. „Es hat sich ein Zeuge gemeldet, der den Unfall beobachtet hat“, sagt Polizeisprecher Thomas Geiger. Demnach sei der E-Bike-Fahrer fernab der von ihm angegebenen Strecke, nämlich in der Waldburgstraße, unterwegs gewesen. Der Fahrtwind habe dem 72-Jährigen die Kappe vom Kopf geweht, und dieser habe sich noch einzufangen versucht. Dabei kam es nach Angaben des Zeugen zum Sturz, das Fahrrad überschlug sich dabei. Der Radler sei wieder aufgestanden und habe sein Fahrrad zur Seite gestellt. Dass er schwer verletzt wurde, sei nicht zu erkennen gewesen.

Das wiederum bemerkte aber die Autofahrerin, die später hinzukam und den 72-Jährigen ansprach. „Die Frau gab an, dass er ganz offensichtlich gar nichts mehr wusste und verwirrt war“, so Geiger, „deshalb habe sie ihn zu einem Arzt gebracht.“

Eine Lehre lässt sich aus dem Unfall jedenfalls ziehen: Wer einen auf einem Fahrrad oder erst recht E-Bike einen Schutzhelm aufsetzt, dem kann keine Mütze vom Kopf geweht werden – und bewahrt viel eher seinen Kopf vor Erinnerungsverlusten. Bei Unfällen in Stuttgart im vergangenen Jahr hatten nur 43 Prozent der betroffenen E-Biker einen Helm getragen.