Zwischen Marbach und dem Kreisverkehr bei Erdmannhausen soll eine neue Trasse entstehen. Gebaut wird wohl in einer Phase, in der die S-Bahnen längere Zeit stillstehen.
Radwegverbindungen zu und weg von dem Kreisverkehr an der Schweißbrücke bei Erdmannhausen scheinen unter keinem besonders guten Stern zu stehen. So hat es eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis die Trasse vom Kreisel nach Kirchberg an der Murr realisiert war. An einer Verbindung nach Marbach wird nun auch schon lange gefeilt. Schon vor fünf Jahren hatte Verkehrsminister Winfried Hermann einen Bau für 2023 angekündigt. Doch bis heute sind die Bagger nicht angerollt. Jetzt zeichnet sich aber ein Durchbruch ab.
Die Strecke soll auf dem bestehenden Radweg zunächst hinauf Richtung Erdmannhäuser Bahnhof führen. Dort würde man einen Schlenker nach rechts machen und auf einer neu anzulegenden Trasse am Bahndamm entlang bis zu dem Punkt rollen, an dem Autos auf der Landesstraße 1124 per Brücke die Gleise überwinden. Auf der anderen Seite ginge es auf dem vorhandenen Wegenetz Richtung Marbacher Wohngebiet Kirchenweinberg und Bahnhof weiter. Die Brücke soll neu errichtet oder saniert werden, die kreuzenden Pedaleure dabei berücksichtigt werden.
Gespräche geben Anlass zur Hoffnung
Das Problem war bislang allerdings, dass für diese favorisierte Variante ein Grundstück fehlte. Der Eigentümer hatte das Areal bislang nicht zur Verfügung stellen wollen. Doch nun hat sich offenbar der Wind gedreht. „Die Planung des Radwegs kann in die finale Ausführungsplanung gehen, sobald klar ist, ob alle hierfür notwendigen Grundstücke erworben werden können. Letzte Gespräche deuten an, dass es hier doch noch zu einer Lösung kommen könnte“, erklärt Andrea Panitz, Pressereferentin des Regierungspräsidiums (RP) in Stuttgart.
Das bestätigt der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler. Er sei mit den Grundstückseigentümern nochmals ins Gespräch gegangen. „Sie haben nun in Aussicht gestellt, das Grundstück zur Verfügung zu stellen. Das ist ein gutes Zeichen“, zeigt er sich erleichtert.
Bis zur Umsetzung wird es allerdings noch ein Weilchen dauern. Das Land strebt an, die Verbindung gegen Frühjahr und Sommer 2027 modellieren zu lassen. Der Zeitpunkt hängt insbesondere mit den erforderlichen Arbeiten an der Brücke über die Gleise zusammen. Hier kann man nicht frei schalten und walten und muss die Bedürfnisse der Bahn mitdenken. Und just 2027 werden auf der Strecke nach Lage der Dinge mehrere Monate keine Züge rollen.
Das liegt daran, dass die B 14 zwischen Nellmersbach und Backnang auf vier Spuren ausgebaut wird. Neben der Verbreiterung werde auch eine Tieferlegung in manchen Bereichen notwendig, erklärt RP-Referentin Andrea Panitz. „Beides ist im Bereich der Bahnbrücken erforderlich“, konstatiert sie. Durch die Verbreiterung werde zwangsweise in die Widerlager der Brücken eingegriffen. Also würden im Zuge der Arbeiten an der Bundesstraße auch gleich die Bahnbauwerke erneuert. „Für den Einschub der Bahnbrücken ist eine Sperrpause vom 14. Mai bis zum 20. August 2027 vorgesehen. Vorher müssen noch Telekommunikationsleitungen umgelegt werden. Hierfür ist eine Sperrpause vom 23. Mai bis 2. Juni 2025 jeweils von 21.15 bis 5 Uhr geplant“.
Unter einer Sperrpause ist zu verstehen, dass wegen Arbeiten auf den Gleisen keine Züge fahren. Das mehrmonatige, bahnfreie Zeitfenster in zwei Jahren will das Land nutzen, um die eigene Brücke auf der L 1124 zu errichten. Nun befindet sich die B14 zwar mehrere Kilometer entfernt von dieser Stelle. „Ich gehe aber davon aus, dass dann zwischen Backnang und Marbach keine S-Bahnen fahren und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wird“, sagt der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler.
Für Autofahrer sind die Folgen vermutlich überschaubarer als für ÖPNV-Nutzer, jedenfalls auf der L 1124 zwischen Marbach und der Schweißbrücke. „Eine mögliche Variante wäre der Bau der neuen Brücke neben der bestehenden Brücke. Nach Fertigstellung der neuen Brücke wird die alte Brücke abgerissen“, erklärt Andrea Panitz vom RP. In Summe könnten die Eingriffe für den Verkehr dadurch reduziert werden. Voraussetzung sei jedoch der Erwerb der erforderlichen Flächen.
Alternative würde der Gemeinde wenig schmecken
In dem Punkt ist wieder das Verhandlungsgeschick des Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler gefragt. Man kann davon ausgehen, dass er sich mächtig ins Zeug legen wird. Denn die Alternative ist wenig verlockend: erst Abriss und anschließend Neubau an selber Stelle. „Das würde uns nicht schmecken“, betont er. Denn das würde ein Mehr an Verkehr im Ort bedeuten, wenn die Landesstraße als Bypass temporär ganz ausfiele.