Die Anwohner der Straße Im Geiger klagen seit dem Bau des neuen Radwegs über mehr Schleichverkehr Foto: Annina Baur

Lärm, Abgase und Raser: Anwohner der Straße Im Geiger beobachten seit dem Bau des neuen Radwegs mehr Schleichverkehr im Wohngebiet.

Bad Cannstatt - Hans-Gert-Pfisterer lebt gern in Bad Cannstatt. Und ganz besonders gern in seiner Straße Im Geiger: „Das ist eigentlich eine ruhige Wohnstraße, an der vor allem ältere Menschen und junge Familien mit Kindern leben.“ Umso schlimmer empfindet er die aktuelle Entwicklung: „Seit dem Bau des neuen Radwegs an der Waiblinger und der Nürnberger Straße hat das Wohngebiet deutlich an Qualität verloren“, sagt der Rentner.

Der Schleichverkehr in Richtung Fellbach habe um ein Vielfaches zugenommen, beobachtet Pfisterer: „Die Autofahrer, die über die Brücke von der Schmidener Straße und aus dem Espan kommen sehen den Stau in der Remstalstraße und biegen nicht nach links ab in Richtung Nürnberger Straße sondern nach rechts in Richtung Im Geiger.“ Weil die Fahrer ohnehin schon genervt seien, würden sie in der Einbahnstraße Im Geiger erst recht aufs Gas drücken, um verlorene Zeit aufzuholen: „Viele fahren nicht mit Tempo 30 oder 40, sondern mit 60 oder 70 Sachen“, sagt Pfisterer. Besonders schlimm sei es während des Feierabendverkehrs zwischen 16 und 18 Uhr.

Lärm, Abgase und Raser

An den Sommer möchte der Rentner deshalb noch gar nicht denken: „Die Terrassen der Häuser sind alle nach Süden ausgerichtet.“ Für die ungeraden Hausnummern bedeute dies, dass diese Aufenthaltsflächen in Richtung der Straße angelegt und damit zur Hauptverkehrszeit kaum mehr nutzbar seien. Es sind aber nicht nur Lärm und Abgase, die Pfisterer fürchtet: „Vor allem für die Kinder in der Straße kann der Verkehr wirklich gefährlich werden.“ Pfisterer wünscht sich aus diesem Grund mehr und besser sichtbare Hinweisschilder auf die Tempo 30-Zone, mehr Kontrollen und vielleicht auch Bodenwellen.

Birgit Jauch vom Amt für öffentliche Ordnung kennt sich aus mit Beschwerden über Schleichverkehr: „Das Problem wurde bereits vor dem Bau des Radwegs immer wieder genannt.“ Ähnliche Probleme würden auch aus vielen anderen Straßen aus dem Stadtgebiet regelmäßig an sie herangetragen. Bei der Verkehrsbehörde verstehe man den Wunsch der Anwohner nach Ruhe und nehme Kritik ernst, betont Jauch. Man dürfe aber nicht vergessen, dass Straßen für alle Menschen da seien: „Anliegerstraße werden nur an Stellen eingerichtet, an denen es aus Sicherheitsgründen unbedingt nötig ist.“ Die Straße Im Geiger sei als Tempo 30-Zone, in der die Rechts-vor-links-Regel gelte, grundsätzlich kein attraktiver Schleichweg. „Zeit spart man dort nicht“, sagt Jauch.

Verkehrszählungen im Frühjahr

Ob und wenn ja wie die Stadt trotzdem aktiv wird, wird sich in einigen Monaten entscheiden. „Wir erarbeiten zurzeit ein Konzept für Verkehrszählungen“, sagt Susanne Scherz vom Stadtplanungsamt. Dabei soll sowohl der motorisierte Verkehr auf der Waiblinger und der Nürnberger Straße erfasst werden als auch die Zahl der Radfahrer auf dem neuen, für sie geschaffenen Streifen. Nicht zuletzt sollen auch die umliegenden Wohngebiete in die Untersuchung mit eingeschlossen werden: „Es war immer klar, dass es zu einer Verlängerung der Reisezeiten und einer gewissen Verlagerung des Verkehrs kommen wird“, sagt die Stadtplanerin.

Nun gelte es herauszufinden, wo und in welchem Umfang sich diese Verlagerungen bewegten. „Eventuell werden dann Begleitmaßnahmen wie etwa eine zusätzliche Einbahnstraßenregelung oder kurzfristig auch verschärfte Geschwindigkeitskontrollen nötig.“ Vor April werde es aber keine Zählungen geben. Es sei nicht nur sehr zeitaufwendig, das Konzept zu erstellen, welche Knotenpunkte erfasst werden müssen, sondern die Stadt müsse auch geplante Baustellen sowie die Verfügbarkeit des Personals mit in das Konzept einarbeiten.